Glaube bewegt – Zum Weltgebetstag am 3. März 2023

Aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 1
Übersetzung: Züricher Bibel
15 Da ich von eurem Glauben im Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe,
16 höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinem Gebeten an euch denke.
17 Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.
18 Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, welch reiches und herrliches Erbe Gott für die Heiligen bereithält
19 und wie überwältigend groß die Kraft ist. die sich als Wirkung von Gottes Kraft und Stärke an uns, den Glaubenden zeigt.

Autorin:
csm_Gabriele_Kraatz_2015-05-13_EBO-MA_137n_fb567737d8Gabriele Kraatz, Diplomtheologin, Dekanatsreferentin in Heidenheim

 
Die Predigt:
Glaube bewegt

Damit Ihr wisst, wie überwältigend groß die Kraft ist, die sich als Wirkung von Gottes Macht und Stärke an uns, den Glaubenden, zeigt. (Eph 1,19) Aus der ganzen Lesung der WGT-Liturgie Eph 1,15-19

Liebe Leserin, lieber Leser,
als die Länder für den Weltgebetstag ausgesucht wurden, konnte wohl niemand wissen, in welches „Wespennest“ man damit sticht. Es gilt immer noch, dass Glaube politisch werden kann und eigentlich ist. Was für einen schönen Text haben die Frauen des Komitees in Taiwan ausgesucht: Eph 1,15-19. Ein Loblied auf die vorbildlichen Gläubigen und ihre tatkräftige Liebe, eine Bitte um Weisheit und Offenbarung für sie und Erleuchtung des Herzens, damit sie erkennen, zu welcher Hoffnung sie berufen sind… ja, das kann man auch sehr politisch lesen.

Der Text stammt vermutlich nicht aus der Feder des Paulus, sondern von einem seiner Schüler. Die Stadt Ephesus, im Westen der heutigen Türkei, etwa fünf Kilometer vom Meer entfernt, spielte im Leben des Paulus eine bedeutende Rolle; viele Hauskirchen entstanden aufgrund seiner mehrjährigen Predigt. Der Schreiber, der in der Tradition des Paulus nun diesen Brief verfasst, formuliert am Ende des Briefes die sogenannten Haustafeln, in denen schon eine gewisse Anpassung der christlichen Gemeinden an die herrschende römische Gesellschaft zu erkennen ist: Die Trennung zwischen Sklaven und Herren, Männern und Frauen wird im gesellschaftlichen Sinne „geordnet“, nicht – wie in der Vision des Paulus im Galaterbrief formuliert – aufgehoben. Der Text unserer WGT-Ordnung aber stellt den Lobpreis und die grundlegenden Glaubensinhalte in den Mittelpunkt:

Gotteserkenntnis
Um die Offenbarung, bzw. die Erkenntnis Gottes bemühen sich meditative Wege, Auslegungen und Studien in allen Glaubensrichtungen: Denn nur wenn ich für mich weiß, wer Gott – für mich – ist, weiß ich, wer ich als Gläubige bin. Liebe Gott… im Doppelgebot Jesu oder den ersten Geboten im Dekalog; sie drehen sich um die Ausrichtung unseres Lebens auf Gott hin. Wir sollen uns zuerst um Gott „drehen“, nicht um die Dinge der Welt oder unser Ego. Die Ausrichtung unseres „Seelenlebens“ auf Gott hin ist das Wichtige in unserem Leben. Alles andere folgt daraus. Eine klare Absage an alle Ideologien, die allein auf Menschenkenntnis beruhen.

Zur Hoffnung berufen
Das ist nicht immer leicht, gerade in diesen Zeiten, es ist quasi ein Glaubenszeugnis – und das ist die Zusage: Gott wie er sich in Jesus Christus zeigt, setzt etwas „gegen“ alle lebenszerstörende, selbstbezogenen Kräfte und „am Ende des Tages“, so ist der christliche Glaube an die Ordnung der Schöpfung, werden sie überwunden. Das meint nicht nur im Jenseits, sondern auch das Wirken hier in der Welt. Daraus folgen Engagement und Initiative für eine gerechtere Welt. Ja, Glaube bewegt.

Kraft Gottes, die in uns Gläubigen wirkt
Der Autor des Briefes spricht von der Macht, der Kraft Gottes, die in uns Gläubigen wirkt. Es ist ein lebendiger, ein „dynamischer“ Begriff. Die Kraft, wir können sie auch Geistkraft oder Schöpfungskraft nennen, heilt und verbindet, sie wirkt dynamisch in uns und der Welt. Je mehr wir mit Gott verbunden sind, desto klarer können wir aus ihr heraus handeln. Wir denken an die blutflüssige Frau, die durch sie geheilt wird. Das ist wichtig, denn die WGT-Frauen sprechen mit dem Bibeltext von eben dieser Dynamis in ihrer eigentlichen Bedeutung: Sie setzt die Dinge ins richtige Licht, richtet, rückt zurecht. Wenn sie siegt, gewinnen alle und nicht einer über den anderen. So ist Gott! Nur dadurch wird bleibender Friede möglich. Wir können nur hoffen, dass diese Überzeugung den Aggressionen von außen standhält.

Tiefer gelesen ist dieser Text also auch sehr politisch und erinnert mich an Dorothee Sölle: Die Welt niemals so akzeptieren, wie sie ist – weil man Christ:in ist.

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