Du bist wichtig! – 5. Sonntag im Jahreskreis A

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern – und Jüngerinnen:
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Autorin:
Karin_2016 (3)Karin Stump, Pastoralreferentin in der Diözese Limburg

 

Einführung
Herzlich begrüße ich Sie alle, die heute gekommen sind zum Gottesdienst.
Eine Lehrerin an einer Förderschule erzählte aus ihren Erfahrungen im Religionsunterricht: Ein Neuer an der Schule kommt in den Klassenraum und sagt: „Ich bin ein Niemand.“ „Ich bin ein Niemand.“ Die Mitschüler sagen der Lehrerin später: Sein Vater ist vor einigen Tagen ins Gefängnis gekommen. „Ich bin Niemand“, so geht es vielleicht auch manchen durch Herz und Sinn, wenn sie traurig sind, enttäuscht, wenn sie sitzen gelassen wurden, wenn niemand sich für sie interessiert.
„Ich bin wer!“ so fühlen und gebärden sich andere. Berühmt, gefragt, selbstbewusst mit geschwellter Brust gehen sie erhobenen Hauptes. Ohne sie oder ihre Meinung geht gar nichts. Sie verkaufen sich und ihre Ware glänzend. Sie haben einen Namen und Leute, die für sie arbeiten. Auf die namenlosen Nobodies am Straßenrand schauen sie herab.-
Und es gibt die unauffälligen Durchschnittsmenschen, die „Jedermänner“ oder auch die Frauen. Man macht, was alle tun.
Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt! ruft Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern und uns zu.

Die Predigt:
Du bist wichtig!
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt! – Ihr seid wichtig. Nicht so wie die Wichtigtuer, die meinen, ohne sie gehe gar nichts. Ihr seid auch keine durchschnittlichen Mitläufer, denn dann bräuchte es euch nicht. Und ihr seid erst recht nicht „Niemand“! Duckt euch nicht weg, dass man von euch möglichst keine Notiz nimmt. Gebt Geschmack in die gesellschaftliche Debatte, in eure Kreise. Sonst wird es fade, langweilig. Oder die Menschen gehen ganz andere Wege und verlaufen sich. Ihr könnt und sollt leuchten. Würzen, Geschmack am Leben und Glauben geben.

Salz wohnt die Kraft der Verwandlung inne. Der Glaube an den Gott Jesu Christi kann Fades verwandeln, heilen. Salz will benutzt werden, sonst wirkt es nicht. So der Glaube: Aufbewahrt in irgendeiner „Dose“ lediglich als Tradition oder Kulturgut, verliert er seinen Nutzen. Das „Salz des Glaubens“ will eingestreut werden in die kleinen und großen Entscheidungen, in unsere Begegnungen. Dabei kommt es auf das rechte Maß an: zu wenig ist nichts und zu viel auch nicht. Wohldosiert kommt der gute Geschmack!

Überlegen wir einen Moment: Was gibt mir selber Geschmack am Leben?
Was gibt mir Geschmack am Leben? – Vieles ist vorgegeben, aber ich kann auch wählen, was ich tue und möchte. Ich kann selber entscheiden nach meinem Geschmack. Ich freue mich an dem, was ich tun kann, und an Dingen, die ich habe. Freiheit und Besitz. Aber sie reichen nicht. Geschmack am Leben haben wir meist erst, wenn es Menschen gibt, die uns sagen oder zeigen: „Du bist für mich wichtig. Du bist wie ein Licht in meinem Leben.“

So erfahren es Jesu Freunde; Jesus gibt ihnen zu verstehen: Du bist einmalig, von Gott angenommen und begabt – du bist wer! Denk nicht: „Ich bin Niemand. Ich bin so klein“. Denk nicht: „Es ist doch egal, was ich mache.“ Wenn du den Kopf in den Sand steckst – dann wird es dunkel, dann schmeckt die Suppe des Lebens nicht.

Mit Salz wurden auch Verträge und Bündnisse besiegelt als Zeichen für ihre Haltbarkeit. Salz wirkt gegen Fäulnis und Verderben. Wenn Christen aufhören, die Botschaft des Evangeliums ernst zu nehmen, werden sie in der Gesellschaft tatsächlich nicht mehr gebraucht. Wo der Glaube an den Gott Jesu Christi verschwindet, da besteht die Gefahr, dass das Leben roh und „geschmacklos“ wird. Da herrschen soziale Kälte, Frust und brutaler Umgang vor.

Ihr seid das Salz der Erde. Ein großer Zuspruch, ein Zutrauen und ein Auftrag! Manche mögen einwenden: Ist das nicht eine Überforderung oder gar Anmaßung? Christen sind nicht bessere Menschen als andere auch. Wieviel Unrecht und Unheil wurden auch von Christen angerichtet! Das ist leider wahr. Jesu Freunde und Freundinnen sind zunächst fehlbare und schwache, gewöhnliche Menschen. Die anhaltende Kirchenkrise lässt mich das Evangelium auch so hören: die Kirche taugt für viele nicht mehr, wird von Leuten nicht mehr genutzt, auf ihr wird herumgetrampelt. Kirche hat Glaubwürdigkeit verloren, Würze, Geschmack. Wie kann sie wieder glaubwürdig werden, durchdringend, wertvoll für die Menschen? Überlegen wir auch bezogen auf uns selbst: Bin ich wie Salz? Oder eher schal geworden, gleichgültig, verunsichert, frustriert, gelangweilt?

Und der zweite Zuspruch: Ihr seid Licht. Seid und macht sichtbar, seid erkennbar, orientiert, klärt auf, helft, leuchtet, strahlt! – Mache ich froh und hell? – Und die Kirche als Ganze? Gelingt ihr das noch, von innen zu strahlen? Hier und da ja. Gelingt es, dass Menschen dieses Strahlen wahrnehmen? Und umgekehrt, begegnen Sie zumindest gelegentlich Menschen, die für Sie sind wie Salz oder Licht?

Ich stelle mir vor, Jesus sagt zu jeder und jedem hier: „Du bist Salz. – Du bist Licht.“ Da wo du lebst, wo du arbeitest, wo du dich einbringst. Du bist wichtig als Mensch und als Christin mit dem, was du lebst und glaubst. Du hältst die Hoffnung auf Gottes Reich der Güte und Gerechtigkeit lebendig. – Salz und Licht sein bedeutet, in unserem Umfeld mitzuwirken, sanft und energisch, gewaltlos, mit Hoffnung und voll Erbarmen, damit Menschen Geschmack am Leben, am Glauben finden. Amen.

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