Zusage und Anspruch – Dreifaltigkeitssonntag C

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom, Kapitel 5
Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache
1 Wir können in Gottes Frieden leben, weil Gott uns auf Grund unseres Vertrauens gerecht spricht und wir dem Messias Jesus gehören.
2 Durch ihn haben wir Zugang in den Raum der Freundlichkeit Gottes. Das ist unser Ort. Wir können uns glücklich preisen, weil wir darauf hoffen, dass Gottes Gegenwart alles durchdringt.
3 Auch in Stunden großer Not können wir uns glücklich preisen, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass große Not die Kraft zum Widerstehen stärkt.
4 Diese Kraft stärkt uns, dass wir standhalten können; die Erfahrung standzuhalten stärkt die Hoffnung.
5 Die Hoffnung führt nicht ins Leere, denn die Liebe Gottes ist durch die heilige Geistkraft in unsere Herzen gegossen. Sie ist uns geschenkt.

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 16
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern,
12 Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
13 Wenn aber jene kommt, die Geistkraft der Wahrheit, dann wird sie euch in alle Wahrheit führen, denn sie wird nicht von sich aus reden, sondern sie wird sagen, was sie hören wird, und euch das Kommende ankündigen.
14 Sie wird meinen göttlichen Glanz aufstrahlen lassen, denn von dem, was mein ist, wird sie empfangen und euch verkünden.
15 Alles, was Gott hat, ist mein. Deshalb habe ich gesagt: ›Von dem, was mein ist, empfängt sie und wird euch verkünden.‹

Autorin:
Birgit 2022 001 (4)Birgit Droesser, Pastoralreferentin der Diözese Rottenburg-Stuttgart a.D., jetzt im Gemeindeteam und Pfarrgemeinderat St.Bruno und Heidingsfeld, Würzburg

 
Die Predigt:
Zusage und Anspruch

Liebe Leserin, lieber Leser,
was für eine Woche liegt wieder hinter uns! Jeden mitfühlenden Menschen muss es niederdrücken: das Vorrücken der russischen Armee in der Ukraine, das Zugunglück in Oberbayern, die Amokfahrt in Berlin und dann auch noch der plötzliche Tod des Regens im Limburger Priesterseminars nach einer Aussprache mit Bischof Bätzing wegen sexueller Übergriffe. Ereignisse, die Schrecken verbreiten und echte Tragödien. War nicht erst Pfingsten? Die Zusage der Heiligen Geistkraft für alle Menschen, die sich ihr öffnen?

Man könnte aber auch genau andersherum fragen: wie sollten Menschen diese Erschütterungen durchstehen, wenn nicht aus der Kraft des heiligen Geistes? Ein Vorbild müssten uns die jüdischen Glaubensgeschwister sein. Was für Katastrophen haben sie durchlebt, über Jahrtausende bis heute, und doch den Glauben an den Gott des Bundes, an den „Ich-bin-da“, nicht aufgegeben. Aus dieser Zusage schöpfen sie Ermutigung zur Treue gegenüber dem Gottesgesetz und Hoffnung auf das Kommen des Messias.

Und wir Christinnen und Christen? Wie viel an Zusage darüber hinaus beinhaltet doch unser Glaube! Da ist zuerst der Blick auf Jesus, den Christus, der in göttlicher Macht den Tod überwunden hat und der uns zeigt, wie Gott ist. Denken wir unter den vielen Geschichten, die Jesus von Gott erzählt hat, an die vom verlorenen Sohn: von Weitem sieht der Vater den so lange vermissten und tot geglaubten Sohn kommen. Er hält beständig nach ihm Ausschau und nimmt ihn in Ehren an. Jesus sagt: so ist Gott zu uns, zu jeder und jedem von uns. Im Johannesevangelium heute verspricht Jesus den Jüngerinnen und Jüngern seinen Geist, der sie immer tiefer in alle Wahrheit führen wird. Durch die heilige Geistkraft werden die gläubigen Menschen mit ihrer ganzen Lebensgeschichte in die Verbindung von Christus und dem Vater hineingenommen.

Ganz am Anfang haben die Christen aus diesem Enthusiasmus, dieser Begeisterung gelebt; und sie war ansteckend wie die Apostelgeschichte erzählt. Viele der Apostel haben ihr Leben eingesetzt bis ins Martyrium, Paulus z.B. wurde in der Christenverfolgung unter Kaiser Nero enthauptet, Petrus gekreuzigt. Sie haben ernst gemacht, konnten sicher nicht anders, und den Anspruch eingelöst, der eine Folge ist aus der Gemeinschaft mit Christus.

Berührend ist der Satz aus dem Brief des Paulus an die römische Gemeinde: die Liebe Gottes ist durch die heilige Geistkraft in unsere Herzen gegossen. Sie ist uns geschenkt. Schauen wir noch einmal auf die Worte der Lesung:

    1 Wir können in Gottes Frieden leben, weil Gott uns auf Grund unseres Vertrauens gerecht spricht und wir dem Messias Jesus gehören.
    2 Durch ihn haben wir Zugang in den Raum der Freundlichkeit Gottes. Das ist unser Ort. Wir können uns glücklich preisen, weil wir darauf hoffen, dass Gottes Gegenwart alles durchdringt.
    3 Auch in Stunden großer Not können wir uns glücklich preisen, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass große Not die Kraft zum Widerstehen stärkt.
    4 Diese Kraft stärkt uns, dass wir standhalten können; die Erfahrung standzuhalten stärkt die Hoffnung.
    5 Die Hoffnung führt nicht ins Leere, denn die Liebe Gottes ist durch die heilige Geistkraft in unsere Herzen gegossen. Sie ist uns geschenkt.

Große Not stärkt die Widerstandskraft. Und die Erfahrung, aushalten zu können, stärkt wiederum die Hoffnung. Und diese Hoffnung ist keine Illusion, denn sie baut auf die Liebe Gottes, die letzte Sicherheit gibt, auch wenn so vieles unerträglich und ausweglos erscheint. Wenn es zur Zeit oft in den Diskussionen um Waffenlieferungen an die Ukraine geht, wird gesagt: Beten und gute Worte allein helfen nicht. Wie wahr einerseits. Und doch auch wie falsch, wenn dem Gebet keine Kraft zugetraut wird. Das Gebet ergibt sich ganz von selbst, wenn wir Gottes Liebe vertrauen, der stärksten Macht im Universum. Auch wenn er nicht für alle sichtbar eingreift, wissen wir, wie er handelt? Er ist auf jeden Fall dabei und hört uns intensiv zu.

Was machen wir mit dieser überwältigenden Zusage? Welcher Anspruch ergibt sich daraus für uns Lebenshungrige, die wir uns als Christen verstehen? Ernsthaft der Liebe Gottes in uns selber Platz machen – wäre meine Antwort heute. Daraus ergibt sich große Zurückhaltung im Urteilen und Wertschätzung und Versöhnungsbereitschaft gegenüber allem, was lebt. Klingt sehr allgemein und ist doch so verblüffend konkret. Amen

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