Ein Licht, stärker als die Finsternis – Hochfest von der Geburt des Herrn

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 1
1 Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott.
2 Dieses war im Anfang es bei Gott.
3 Alles ist durch das Wort geworden / und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
4 In ihm war Leben / und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis / und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6 Ein trat Mensch auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.
7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, / kam in die Welt.
10 Er war in der Welt / und die Welt ist durch ihn geworden, / aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum, / aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, / gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, / allen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut, / nicht aus dem Willen des Fleisches, / nicht aus dem Willen des Mannes, / sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit.
15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, / Gnade über Gnade.
17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Autorin:
Miteinander Krankenhaus Juli 11 (4)Beate Limberger, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Lone-Brenz, Trauerbegleiterin und Meditationsleiterin

 
Die Predigt:
Ein Licht, stärker als die Finsternis

Liebe Leserin, lieber Leser,
als ich im Herbst dieses Jahres mit einer 4. Klasse im Religionsunterricht die Schöpfungsgeschichte besprochen habe, waren wie immer zuerst die wissenschaftlichen Erkenntnisse dran. Interessant sind dabei die Fragen der Schüler und Schülerinnen, denn sie wollen es genau wissen. „Was war denn vor dem Urknall?“ „Warum gibt es überhaupt etwas und nicht nichts?“ „Wie kam alles in Gang?“

Das eben gehörte Evangelium, das ursprünglich vom Verfasser als Lied komponiert war, möchte uns genau für diese Fragen eine Spur legen. Im Anfang war das Wort heißt es da, alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. Von der ursprünglichen Bedeutung her könnten wir das Wort auch mit Weisheit übersetzen. Im alttestamentlichen Buch der Weisheit wird die Weisheit wie eine eigene Person geschildert, die unter uns wohnt.

Wort und Weisheit werden gleichsam als eigene Personen gesehen, durch die sich der ferne Gott uns mitteilt, Mittler zwischen Gott und den Menschen. Die Weisheit Gottes kommt auf die Erde. Das feiern wir heute.
Aber sie kommt nicht nur als philosophische Idee, sondern ganz konkret in einem Menschen. Gott und Mensch verbinden sich. Das Wort wird Fleisch in Jesus Christus und damit ist jeder Mensch in diese Gotteskindschaft mit hineingenommen. Zu jedem und jeder spricht Gott sein ureigenes Wort.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie das Wort Ihres Lebens heißt? Gibt es für Sie eine Lebensweisheit, die immer gültig ist und nicht an Bedeutung verliert? Mir fällt dazu das Wort: Fürchte dich nicht ein. Die Bibel und gerade auch die Weihnachtsgeschichte ist durchzogen mit diesem Fürchte dich nicht. Jeweils mit einem Zusatz wie: „Du hast Gnade bei Gott gefunden“, oder „ich bin mit dir“ oder „ich habe deinen Namen in meine Hände geschrieben“.

In der letzten Nacht haben wir diese Zusage an die Hirten gefeiert, wenn der Engel zu ihnen sagt: Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.

Christus, Alpha und Omega, Anfang und Ende… der Ewige. Der Ewige kommt als Mensch und will in uns Mensch werden. Wie Angelus Silesius es sagt: „wäre Christus tausendmal in Betlehem geboren und nicht in dir, du bliebst doch ewiglich verloren.“

Mitten hinein in unser Leben spricht Gott das ewige Wort, das uns in unserem ganzen Menschsein ergreifen und verwandeln möchte. Die Akteure in der Weihnachtsgeschichte erschraken, hatten Angst oder verstanden einfach nicht, was da passiert.

Wie wir heute eben auch. Angst besetzt uns, gerade auch jetzt in dieser Zeit. Auch die Finsternis ist groß. Kriege erschüttern viele Länder, Hunger und Not in aller Welt, so viele Menschen wie noch nie sind auf der Flucht, Intensivstationen sind voll, Corona ist immer noch auf dem gesamten Erdball…. Und dazu die vielen persönlichen Nöte: Krankheit, Schmerzen, Trauer, Existenzangst…

Und da hinein spricht Gott das Wort: Fürchtet euch nicht! Welch eine Zusage, welch eine Hoffnung, die zur Freude werden möchte. In aller Dunkelheit, in aller Finsternis…..Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst

Dunkelheit, Finsternis gab es immer schon zu allen Zeiten, wie auch heute. Und in allem Schweren ist da dieses „dennoch“: ein Licht, das stärker ist als alle Finsternis. Die Geburt dieses Lichtes feiern wir heute, in der dunkelsten Jahreszeit. Kurz bevor es wieder heller wird. Die Sterne strahlen am hellsten kurz vor Anbruch des Tages, wenn die Nacht am dunkelsten ist.

„Was war vor dem Urknall?“ fragen die Schüler und Schülerinnen. Der Evangelist Johannes sagt uns: die Weisheit Gottes. Gerade zu Weihnachten sind wir eingeladen, diese Weisheit, dieses Wort Gottes an uns wahrzunehmen und nach unserem ureigenen Lebenswort zu suchen.

Haben Sie IHR Wort schon gefunden? In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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