ER – schein – ung / Erscheinung des Herrn

Erste Lesung
aus dem Buch Jesaja, Kapitel 60
1 Auf, werde licht denn es kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.
2 Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde / und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3 Völker wandern zu deinem Licht / und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
4 Blick auf und schau umher: / Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, / deine Töchter trägt man auf den Armen herbei.
5 Du wirst es sehen und du wirst strahlen, / dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit.Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, / die Schätze der Völker kommen zu dir.
6 Zahllose Kamele bedecken dein Land, / Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, / bringen Weihrauch und Gold / und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2
1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste / unter den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, / der Hirt meines Volkes Israel.
7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Autorin:
C-Bettin-komprimiert-200x300Christina Bettin, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach-Süd im Bistum Aachen

 
Die Predigt:
„ER – schein – ung“

Liebe Leserinnen und Leser!
Ein paar Gedanken zum Fest „Erscheinung des Herrn“, besser bekannt unter dem volkstümlichen Titel „Heilige drei Könige“.
Das mit den Königen ist ja sehr legendenhaft und stammt aus der Volksfrömmigkeit. Nur wenig davon lässt sich historisch erhärten. „Heilige drei Könige“, nirgendwo in den Evangelien steht, dass es sich um Könige handelte, vielmehr ist von Sterndeutern aus dem Osten oder Magiern die Rede. Auch die Dreizahl ist nicht schriftlich belegt, sie errechnet sich schlicht aus der Anzahl der Geschenke. Die Namen „Caspar, Melchior, Baltasar“ sind legendenhaft und heiliggesprochen wurden die „drei“ auch nie. 1164 allerdings wurden ihre Gebeine nach Köln überführt und bis heute dort im Dom verehrt.

Auch wenn das mit der Volksfrömmigkeit und der Heiligenverehrung so eine Sache ist, doch irgendwie spricht mich die Geschichte dieser drei an:
– Sie sind aufmerksame Beobachter und nehmen Veränderungen am Himmel wahr.
– Sie lesen intensiv in den Heiligen Schriften nach und machen sich kundig.
– Sie deuten die besondere Himmelserscheinung und Sternenkonstellation als eine
Botschaft von Gott und die Ankündigung eines neuen, großen Königs.
– Sie verlassen ihre Stuben und machen sich auf den Weg in die unbekannte Welt.
– Sie scheuen keine Beschwernisse des Weges und fragen sich durch.
– Sie haben keine Scheu beim Königspalast vorstellig zu werden.
– Sie lassen sich nicht abbringen von ihrem ursprünglichen Wegweiser, dem Stern.
– Sie werfen ihre Erwartungen und vorgefasste Meinung über Bord und finden das Kind in einfachen Verhältnissen, im Stall, in der Krippe.
– Sie lassen sich anrühren und erkennen im Kind den neuen König, den Retter der Welt.
– Sie beugen die Knie und bringen ihre kostbaren Geschenke dar.
– Sie hören auf die leise Stimme des Engels im Traum, ändern ihre Pläne und gehen auf neuen Wegen in ihre Heimat zurück.

All diese vielen Eigenschaftsworte, die auf die Könige zutreffen, locken mich, es ihnen gleich zu tun. In dieser Haltung weihnachtlich zu leben, ins neue Jahr durchzustarten.
Mit Begeisterung habe ich mich vor Jahrzehnten als Kind als Sternsinger in königliche Gewänder gekleidet und bin gemeinsam mit den anderen singend und segnend von Haus zu Haus gegangen. Das hatte was! Es ist zwar manches Jahr aufgrund des Wetter mächtig ungemütlich gewesen und doch hat immer auch etwas abgefärbt von dieser singenden Mission. Dabei ging es sicherlich für uns Kinder auch um die Süßigkeiten, die uns die Leute zugesteckt haben, aber vielmehr angerührt haben mich die offenen Augen der Besuchten, die Bereitschaft uns bis ins Wohnzimmer einzulassen. Wie oft wurde dann noch ein Erinnerungsfoto mit Tannenbaum und Krippe geknipst. Da passierte etwas. Gleichsam eine knisternde Atmosphäre. Das war für mich ER – schein – ung! So den Menschen die Botschaft der Weihnacht nahe-bringen. ER-schein-ung des Herrn! Auf dass wirklich ER scheinen kann bei den Menschen und es hell macht, da wo sie leben, in ihren Häusern, in ihrem Alltag.

Wir alle sind zum Licht berufen, heißt es in den alttestamentlichen Lesungen zum heutigen Tag. So dürfen wir es nicht ängstlich oder exklusiv für uns allein behalten. Wir dürfen es vielmehr in die Welt tragen, verkündigen und weitergeben. Licht ist ja etwas, was sich vermehrt, wenn man es teilt. Es wird heller um uns, wenn wir es weiterschenken, andere anstecken.
So verstehe ich dieses Fest der Erscheinung des Herrn als Imperativ: Geh in die Welt zu den Menschen! Mach dich auf! Werde Licht, denn dein Licht ist da!

Bis heute sympathisiere ich mit den Sternsingern, die vielerorts durch die Gemeinden ziehen. Sie sind mir in ihrer Haltung ein großes Vorbild. In diesem Jahr machen sie unter dem Motto: „Klopft an Türen, pocht auf Rechte“ speziell auf Kinderrechte aufmerksam, um die es in vielen Ländern der Erde nicht gut bestellt ist. Auch hierin empfinde ich denselben Imperativ: Mache dich auf! Im Gesicht jedes Kindes kann dir etwas Göttliches er – scheinen.

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