Geheimnis des Glaubens – 19. Sonntag im Jahreskreis B

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 6
In jener Zeit
41 murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
42 Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?
43 Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht!
44 Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.
45 Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen.
46 Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen.
47 Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben.
48 Ich bin das Brot des Lebens.
49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
50 So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben.
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.

Autorin:
Greiner-Jopp Gabriele 2017Gabriele Greiner-Jopp lebt in Wendlingen, war als Dekanatsreferentin, Gemeindereferentin und Beraterin tätig

 
Die Predigt:
Geheimnis des Glaubens

Liebe Leserin, lieber Leser,
keine leichte Kost, die uns das Johannesevangelium serviert, obwohl von Brot die Rede ist. Seit drei Sonntagen kreist die frohe Botschaft um dieses Grundnahrungsmittel vieler Kulturen und noch einen weiteren Sonntag wird uns die sogenannte „Brotrede Jesu“ beschäftigen. Heute haben wir gehört, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer murren, und vermutlich nicht nur diese, sondern auch manche unter uns. Hören wir genau hin, was uns in dieser Brotrede zugemutet wird:

Ein vom Himmel herabgestiegenes Brot z.B. ist Jesus. Wortwörtlich dürfen wir das nicht nehmen, sonst ist es lachhaft; als Bild für eine andere, göttliche Wirklichkeit kennzeichnet es jedoch den wesentlichen Auftrag Jesu: Lebensmittel, Seelennahrung für die Menschen zu sein. Diesen Auftrag erfüllt Jesus mit Vollmacht und Selbstbewusstsein, auch im heutigen Evangelium. Immer wieder in der Brotrede, erscheint er als der Einzige, der ewiges Leben verheißt und eine Beziehung zu Gott vermitteln kann, und bekräftigt diesen Anspruch noch durch ein doppeltes Amen, was soviel bedeutet wie: Es ist wirklich wahr. Das gefällt nicht allen, zumal er aus Nazareth in Galiläa kommt, einer wenig anerkannten Gegend auf religiösem Gebiet, – was kann aus Nazareth schon Gutes kommen heißt es einmal im Neuen Testament – und aus einer einfachen Familie stammt. Bis heute ist das so geblieben: Wer mit Anspruch auftritt und handelt, ohne von religiösen, gesellschaftlichen oder politischen Autoritäten legitimiert zu sein, riskiert es abgelehnt zu werden.

Jesus hört das Murren, bekräftigt jedoch seine Lehre: Wer ihm vertraut, das bedeutet, an ihn glaubt, der wird leben. Eine steile These bis heute und deshalb braucht es damals wie heute großes Vertrauen, dass die Botschaft Jesu und seine Person wirklich göttliche Lebensmittel sind. Vertrauen, dass göttliches Leben stärker ist als alles, was das Leben verneint und vernichtet und wir letztendlich, auch im Sterben, aufgehoben sind in der ewigen Gegenwart Gottes und zwar für immer. Jesus ist mit seinem Leben und in seinem Sterben für dieses Vertrauen in den Vater eingestanden. Wo immer Menschen, auch in Katastrophen ihres Lebens, ein solches Vertrauen aufbringen können, brauchen sie nicht verzweifeln. Vertrauen, sich hingeben und sich wandeln können, um diese Haltungen oder Einstellungen zum Leben kreist das Johannesevangelium, weil es unseren Glauben stärken will, gerade in schweren Zeiten. Wie das geschieht, bleibt ein Geheimnis des Glaubens, und deshalb passt das Bild vom Brot so gut finde ich. Vom Korn, das in die Erde gesät wird, zur Ähre, über das Mehl zum Brot – es ist ein Sinnbild für Verwandlung; ein Sinnbild was aus Hingabe Nährendes entstehen kann.

Da passt es gut, dass dieser Sonntag, der 8. August, in ganz besondere Gedenktage eingebettet ist, die ebenfalls um Tod und Leben kreisen. Am Freitag, 6.08. haben wir den Hiroshima – Gedenktag begangen, als Mahnung wie tausendfaches Leben in Tod verwandelt werden kann, welches Grauen und Schmerz Menschen einander zufügen, ohne jedoch alles Leben endgültig vernichten zu können. Am Montag, 09.08., und Samstag, 14.08., feiern wir die Gedenktage einer Frau und eines Mannes – Edith Stein und Maximilian Kolbe – die ernst gemacht haben mit der Hingabe ihres Lebens. Edith Stein ist mit ihrer Schwester „für ihr Volk“ bewusst in die Gaskammer gegangen; Maximilian Kolbe für einen Familienvater in den Hungerbunker. Ihr Vertrauen, dass Gott ihr Leben wandelt und nicht auslöscht, war größer als die Angst vor dem Tod.

Am Mittwoch, 11.08. ist der Gedenktag der Hl. Klara von. Assisi. Hingebungsvoll hat die Tochter aus reichem Haus vor allem die Armen geliebt. An sie erinnern wir uns, weil sie von der Liebe zu Gott und den Menschen so erfüllt war, dass sie nichts anderes mehr brauchte und vor allem keinen Besitz. Anziehend und für manche anstößig bleiben solche Menschen bis heute.

„Brotmenschen“ sind sie alle für mich, Speise für unseren Hunger nach vertrauensvollen Beziehungen zu den Menschen und zu Gott, der uns in solchen Menschen nahekommt. Speise für Hunger nach einem Leben, das gewandelt aber nicht genommen werden wird. Und Brotmenschen können wir alle sein – jede und jeder auf die eigene Weise. Sich als vertrauenswürdig erweisen, anderen Menschen Vertrauen schenken, teilen was wir haben: an Zeit, an Fähigkeiten, an Besitz. Wo uns das gelingt vermehren wir Leben und erweisen uns als Schwestern und Brüder Jesu.

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