Und was glaube ich? – 2. Adventssonntag B

Aus der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja, Kapitel 40
9 Steig auf einen hohen Berg, / Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, / Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! / Sag den Städten in Juda: / Siehe, da ist euer Gott.
10 Siehe, Gott, der Herr, kommt mit Macht, /
er herrscht mit starkem Arm. Siehe, sein Lohn ist mit ihm /
und sein Ertrag geht vor ihm her.
11 Wie ein Hirt weidet er seine Herde, /
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie. / die Mutterschafe führt er behutsam.

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 1
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
2 Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, / der deinen Weg bahnen wird.
3 Stimme eines Rufers in der Wüste:/ Bereitet den Weg des Herrn! / Macht gerade seine Straßen! –
4 so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.
5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
8 Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Autorin:
IMG_9831[1]Marita Rings-Kleer, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Altenkessel-Klarenthal, Diözese Trier

 
Die Predigt:
Und was glaube ich?

Liebe Leserin, lieber Leser,
in der Kürze liegt die Würze, könnte der Evangelist Markus sich gedacht haben, als er in nur einem einzigen Satz sein Glaubensbekenntnis schreibt:
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.

Mehr Wörter brauchte er nicht, um alles zu sagen: Jesus ist der Christus und Jesus ist der Sohn Gottes. Markus stellt damit zwei Basis-Aussagen unseres christlichen Glaubens an den Beginn seines Evangeliums. Einmal nennt er Jesus den Christus. Das Wort „Christus“ bedeutet ins Deutsche übersetzt der „Gesalbte“. Mit diesem Begriff, oder besser, mit diesem Titel, drücken wir Christen aus, dass Jesus der Messias ist, den Gott gesandt hat, um die Menschen zu erlösen und um die Heilsverheißungen des Alten Testamentes zu erfüllen.

Aber Jesus ist nicht nur der erwartete Messias, er ist auch der Sohn Gottes. Ganz so einfach, wie Markus es schreibt, ist es dann für die Theologen der kommenden Jahrhunderte doch nicht. Es entbrennen harte und auch gewalttätige Auseinandersetzungen um genau diese Aussage. Ist Jesus nun wirklich der Gottessohn oder doch nur ein Prophet? Und wenn er der Sohn Gottes ist, wurde er gezeugt oder geschaffen, so wie Adam, der erste Mensch? Im Laufe der Jahrhunderte und mittels Konzilien hat sich ein klares Bekenntnis entwickelt und so beten wir heute, dass Jesus Gottes Sohn ist, gezeugt und geboren von einer Frau. Die Christen haben viel Zeit und viele Wörter gebraucht, um sich auf dieses Bekenntnis zu verständigen. Und immer noch haben wir sogar zwei davon: das apostolische und das sogenannte Nicäno-Konstantinopolitanum. Viele Sätze für Jesus, den Markus mit zwei Wörtern benannte: Gottes Sohn.

Beim Christus-Titel nimmt er sich aber dann doch Zeit für Erklärungen. Denn er verknüpft Jesus, den Christus, mit einem Jesaja Text. Und damit stellt er Jesus mitten hinein in die alttestamentliche Messias-Verheißung. Und gleichzeitig benennt er Johannes als den, der schon bei Jesaja als Vor-Bote angekündigt wird. Das ist von Markus sehr geschickt verknüpft. Der Hinweis auf Jesaja ist sozusagen der schriftliche Beleg dafür, dass Jesus wirklich der erhoffte Messias ist. „Seht her, es passt doch alles“, sagen uns diese beiden Verse aus dem 40. Kapitel bei Jesaja. Jesus ist der Christus, der Gesalbte. In den frühen Zeiten wurden Könige und Propheten bei ihrem Amtsantritt gesalbt. Die Salbung war ein sehr starkes Zeichen: Beglaubigung des Amtes, Einmaligkeit, Macht und Herrschaft. Jesus Christus ist Messias, König und Prophet zugleich und er ist der Sohn Gottes. Das jedenfalls glaubt der Evangelist Markus und bringt diesen seinen Glauben am Anfang seines Evangeliums auf den Punkt.

Und was glaube ich? Diese Frage an mich steckt in diesem kurzen Bekenntnis ja auch mit drin. Denn es geht ja beim Glauben nicht um bloße Theorie, um das bloße Lesen und Hören der Botschaft. Ein erster, der Zeugnis geben darf von seinem Glauben ist Johannes der Täufer. Markus verweist auf sein Wirken, aber dann darf Johannes auch selbst zu Wort kommen und das tun, was wir alle tun müssten: Er sagt, wer Jesus für ihn ist: Er ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu öffnen. Dabei nutzt Johannes keine theologischen Begriffe, sondern einfach ein Bild aus dem Alltag der Menschen. Die Riemen der Sandalen öffneten in den Häusern die Sklaven. Wenn ein Gast kam, nahmen Sklaven ihnen die Sandalen ab und wuschen die staubigen Füße. Ein sehr niedriger Dienst, auf den Jesus selbst im Abendmahlsaal zurückgreift. Ein Bild dafür, wie klein ich bin und wie groß und mächtig der Andere. Johannes sagt also: Ich bin klein, eigentlich ein Niemand und Jesus ist der Starke, der Mächtige, der Herr. Johannes hätte auch sagen können: er ist der Christus.

Und so soll es auch für uns sein: Jesus soll für uns der Christus sein und der Sohn Gottes. Markus berichtet nichts über die Geburt und die Kindheit Jesu, er startet gleich mit dem erwachsenen Jesus, mit der Taufe, der Versuchung und seinem ersten Auftreten in Galiläa. Auch wenn wir im Advent so gerne auf das Fest mit dem lieblichen Kind in der Krippe zugehen, der christliche Glaube ist für Erwachsene. Und der, an den wir glauben, ist kein holder Knabe mit lockigem Haar.

Er ist der Messias, der Herr, der Gottessohn und wir sind ein Glaubens-Leben lang aufgefordert, uns zu ihm zu bekennen. Im Großen und im Kleinen, in langen Gesprächen oder auch in kurzen Worten, so wie Markus.

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