Hoffnung wider Traurigkeit – 32. Sonntag im Jahreskreis A

Zweite Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki, Kapitel 4
13 Schwestern und Brüder, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen.
15 Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nichts voraushaben.
16 Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
17 dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung mit dem Herrn. Dann werden wir immer beim Herrn sein.
18 Tröstet also einander mit diesen Worten!

Autorin:
Karin_2016 (3)Karin Stump, Pastoralreferentin im Katholischen Forum Dortmund

 
Einführung
Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind im Trauermonat November oder im Totenmonat, sagen manche. Grau, trüb, das schlägt auf die Stimmung, wie so viele Nachrichten. Wir könnten entgegnen: Es ist ein Monat, in dem wir der Toten gedenken und bewusster, achtsamer, gnädiger auf das Leben schauen. Was ist der Sinn unseres Lebens und der Geschichte? Darüber kann man lange grübeln. Wenn wir auf Gott vertrauen, brauchen wir den Fragen nach Sterben und Tod nicht auszuweichen. Wir dürfen vertrauen auf die Begegnung mit Gott, mit Jesus Christus. Auf ihn warten wir. Er wird am Ende der Tage kommen. Gleichzeitig kommt er jeden Tag, zu der Stunde und in der Weise, die er selbst bestimmt. Wir wenden uns an ihn, der in unserer Mitte anwesend ist: im Wort, das wir hören, im Sakrament, das wir empfangen, in den Menschen neben mir.

Die Predigt:
Hoffnung wider Traurigkeit
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie ist Ihre Haltung, wenn es um Sterben und Tod geht? Das Sterben naher Menschen oder gar das eigene? Viele meiden das Thema. Es löst Beklemmungen aus oder Trauer. Bitte jetzt noch nicht! Manche Menschen blicken erleichtert auf ein Ende von Schmerzen und Last. Andere sind voll Hoffnung und Zuversicht auf die Vollendung bei Gott. Viele von uns sind verunsichert: Stimmt das mit der Auferstehung? Oder ist tot nicht einfach tot, aus, Ende, vorbei? Ja, dann ist der November wirklich ein Trauermonat.

Auch die Christen der ersten Generation waren verunsichert. Sie hatten die baldige Wiederkunft Christi erwartet, doch die ließ auf sich warten. In der Gemeinde in Thessaloniki waren Christen offensichtlich besorgt, weil Menschen gestorben waren. Sie hatten gedacht, bei der baldigen Wiederkunft Christi Zeit ihres Lebens in das ewige Reich Gottes entrückt zu werden. So kam die unruhige Frage auf: Was ist mit diesen Toten? Werden sie auferweckt oder sind sie verloren? Gibt es Hoffnung für sie? Ähnlich fragen heute Menschen: Was ist mit meinen verstorbenen Angehörigen? Gibt es eine Hoffnung?

Der Apostel Paulus nimmt die Fragen seiner Zeitgenossen auf, theologisch und seelsorglich. Der 1.Thessalonicherbrief ist der älteste Brief, das älteste Schriftstück des Neuen Testaments. Zum ersten Mal äußert sich Paulus hier über die Auferstehung Christi und der Toten. Er benutzt dabei endzeitliche Bilder aus der jüdischen Tradition: der Erzengel ruft, die Posaune erschallt, alle werden auf den Wolken entrückt. Aber die wesentliche Glaubensaussage lautet: Jesus war tot und ist auferstanden! Wenn er kommt, werden alle, die als Getaufte gestorben sind, und alle dann Lebenden Jesus Christus entgegengehen und schließlich für immer bei ihm sein.

Das ist die Hoffnung der Christen: Wir werden für immer bei Christus sein. Das ist die neue Dimension, ein Fenster wird geöffnet. Die Toten verbleiben nicht im Dunkeln, getrennt für immer. Mit den Lebenden werden sie auferweckt und bei Christus sein. Diese Hoffnung ermöglicht es, bei aller Trauer um geliebte Menschen weiter zu sehen. Es öffnet sich ein Fenster zum neuen Leben. Durch die Taufe ist das Leben der Christinnen und Christen mit dem Leben, Sterben und Tod Christi verbunden. So haben sie Anteil auch an seiner Auferweckung. An Jesus Christus wird sichtbar: Gott ist ein Gott, der heilt und lebendig macht!

Die große Verwandlung der Auferstehung verwandelt auch den Tod. Gott hat den Gekreuzigten zu neuem Leben erweckt. Wenn er diese ungeheuerliche Kraft hat, dann wird er auch die Toten aus Thessaloniki – und anderen Orts – zum Leben erwecken. Also brauchen Christen keine Angst zu haben, mit dem Tod sei alles vorbei.

Paulus macht mit seinem Zeugnis auch klar: Niemand muss den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi berechnen oder vorhersagen wollen und Ängste schüren. Wichtig ist allein die Gewissheit der Auferstehung, der neuen Welt Gottes und Jesu Christi. Sie wird kommen. Wie das geschehen wird, ist Gottes Geheimnis. Paulus ist gewiss: Dieses neue österliche Leben wird Tote und Lebende umgreifen. – Welch eine Verheißung, welche eine trostreiche Perspektive! Und so gilt es, dem Herrn entgegen zu leben. Bis wir schließlich ganz bei ihm sein werden. Das ist unsere Hoffnung, unser Antrieb – jetzt in diesem Leben und darüber hinaus.

Dennoch: Der Tod eines nahen Menschen lässt uns nicht unberührt. Wir trauern um sein Leben und das, was uns verbunden hat. Jedes Sterben kann sprachlos machen. Jeder Tod ist irgendwie tragisch. Denken wir nur vom Biologischen her, dann ist mit dem Tod das individuelle Leben der Person vorbei, alles aus. Nur ein paar Moleküle wandeln sich. Muss dann nicht im Leben hier und jetzt das Maximum herausgeholt werden? Der «Trost» wäre dann ein intensives oder sorgloses Leben. Und das wär es dann. Es liefe ins Nichts. Es zählte nur, was vor dem Tod war. Die Ungerechtigkeit dieser Welt würde zementiert.

Hoffen wir hingegen auf das Leben mit Christus in der Vollendung, dann können wir bei allem Leid oder Unrecht getröstet sein. Dann muss nicht hier und jetzt alles genossen oder gegeben werden, weil danach nichts käme. Zugleich wird das Unrecht in Frage gestellt und bekämpft. Denn mit Christi Auferstehung beginnt die neue Schöpfung. Christus zieht uns mit in sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit. Unser Leben ist nicht gleichgültig. Trauer und Endlichkeit sind gesprengt durch die Auferweckung. Amen

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