Singt und jubelt – 20. Sonntag im Jahreskreis B

Zweite Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 5
Schwestern und Brüder:
15 Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug.
16 Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse.
17 Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist.
18 Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos -, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!
19 Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!
20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!

Autorin:
C-Bettin-komprimiert-200x300Christina Bettin, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach – Süd im Bistum Aachen

 
Die Predigt:
Singt und jubelt

Liebe Leserin, lieber Leser,
Heilige sind Lichtgestalten. Sie werden uns als Vorbilder und Fürsprecher ans Herz gelegt. Nicht alle von der Kath. Kirche für heilig erklärte Menschen beeindrucken mich im selben Maße. Maximilian Kolbe ist allerdings einer, der mich beeindruckt und dabei kenne ich nicht mal besonders viele Details aus seinem Leben. Vielleicht reduziere ich ihn damit fälschlicher Weise, doch entscheidend ist für mich seine Haltung im Hungerbunker. Der Franziskaner Minorit und katholische Priester, Maximilian Kolbe, lebte zu einer Zeit, in der wir die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte schrieben. Ein Menschen verachtendes Terrorregime, das in vielen unvorstellbare Abgründe von Gewalt, Hass, Quälerei und eben auch Selbstverherrlichung zu Tage förderte. Es fehlen einem die passenden Worte dafür, so düster und dunkel waren die Jahre des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs.

Maximilian Kolbe, dessen Gedenktag die Kath. Kirche am 14.August begeht, war in dieser schweren Zeit eine Lichtgestalt im Konzentrationslager Ausschwitz. Er ist für einen Familienvater eingetreten und an seiner Stelle gemeinsam mit anderen Gefangenen 1941 im berüchtigten Hungerbunker eingekerkert worden. Damit hat er dem einen das Leben retten können und ein entscheidendes Zeichen von Nächstenliebe gesetzt, in diesen herzlosen Verhältnissen des Lagers. Selbst im Hungerbunker noch hat er gesungen und gebetet. Das passte nicht ins Denkschema der Aufseher. Sie haben es nicht verstanden. Nur einige, die vielleicht noch nicht völlig abgestumpft waren, wurden aufmerksam und hellhörig. Manche hat es beeindruckt. Den Mitgefangenen hat es Trost und Kraft gegeben. Am Schluss haben die Aufseher seinem Leben mit einer Giftspritze ein Ende gesetzt. Am 10.10.1982 hat Papst Johannes Paul II. Maximilian Kolbe heiliggesprochen. So darf er als Lichtgestalt in dunkler Zeit Vorbild und Fürsprecher sein.

Das ist natürlich ein äußerst extremes Beispiel: Im Angesicht des Todes zu beten und gar zu singen. Doch auch bei meinen ganz kleinen alltäglichen Belastungen spüre ich in mir deutlich die Sehnsucht mich auszudrücken, wodurch mir schon neue Kraft zuwächst; mich eben nicht mundtot machen zu lassen. Auch wenn mir vielleicht nicht nach „Jubeln“ zu Mute ist, dann doch zu mindestens „Singen“. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, doch manches in meinem Alltag legt sich schwer und düster auf mein Gemüt und dementsprechend bin ich gefährdet, auch manchmal mit finsterer Miene durch die Gegend zu laufen. Da sind berufliche Belastungen, familiäre Nöte, Einschnitte im Freundeskreis. Dazu kommen oftmals Schreckensmeldungen aus der ganzen Welt, Terror, Krieg, Verfolgung, Flucht, Umwelt und Klimabelastung, Wirtschaftspolitik und Geldsorgen. „Was nützt das ganze Weh und Ach, nur größer wird das Ungemach“, schreibt Georg Neumark dazu in einem Kirchenlied von 1657. Ich denke, er trifft es damit ganz passend. Zu schnell kann es nämlich in einer Spirale abwärts gehen und alles fühlt sich dann zappenduster an. Nicht wenige scheinen mir in solch sorgenvollen, finsteren Zivilisationskrankheiten der Moderne drin zu stecken.

Die Verse des Epheserbriefes, die Paulus an seine Gemeinde schreibt, um ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie sich als Christen aus der Bedrückung und Finsternis herauswinden können, richten sich, so meine ich, auch an uns. Paulus schreibt seiner Gemeinde in diesem Abschnitt gleich elf schlaue Tipps und Aufforderungen (: Achtet sorgfältig…, nutzt…, seid nicht…(zwei mal), begreift…, berauscht euch nicht…,lasst euch erfüllen…, lasst erklingen…, singt…, jubelt…) Ich möchte exemplarisch hier eines herausgreifen: das Singen. Der Weg heraus aus der Finsternis führt bei Paulus also unter anderem über´s Singen! Genauer hin meint er ein Singen aus vollem Herzen.

Wenn ich einen guten Zugang zu meiner Mitte, meinem Innersten, habe, können es durchaus auch Klagelieder sein. Denn schon die uralten Lieder von König David, die Psalmen, wählen ja eine Sprache, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und eben wovon das Herz voll ist; das kann Klage, Wut, Verlassenheit, Lob, Dank, Bitte… das kann alles sein! Deutlich kommt zum Ausdruck, dass wir vor Gott kein Blatt vor den Mund zu nehmen brauchen. – Und das dann auch noch gesungen, als Lied! Das hat dann wirklich Ausdruck, das hat Tiefe, das geht unter die Haut, weil es aus dem vollen Herzen kommt!

Vielleicht haben Sie auch schon diese Erfahrung gemacht, im Singen verändert sich etwas. Es bekommt Töne, es bekommt Klangfarbe und Rhythmus und auf wundersame Weise oftmals Harmonie. Singen bewegt und beschwingt. Es ist an kein Alter gebunden. Schon ganz Kleine lassen sich vom Singen verzaubern und auch alten Menschen macht es sichtlich Freude. Die Jugend scheint überdies permanent von Musik umgeben zu sein. Und es gibt kein Thema des Lebens und dieser Welt, was nicht schon in Liedtexte Eingang gefunden hat.

Wenn wir das Radio einschalten, hören wir außerhalb der Weltnachrichten zum Glück immer auch Musik. Sie ist allgegenwärtig. – Wenn so viel Musik in der Luft liegt, dann reizt das auch zum Mitsingen. Und wer von uns hätte noch nie unter der Dusche gesungen? Viele sind in Chören engagiert. Es gibt sogar die erforschte therapeutische Wirkung des Singens. Gesangsworkshops zu „Heilsamem Singen“ werden in Bildungseinrichtungen angeboten. Dazu gibt es ausgebildete Körper-, Atem-, und Stimmtherapeuten. Das Singen als ein Weg, um ins Licht zu kommen. Das Singen als eine aktive Abkehr von den dunklen Gedanken hin zu Lebensfreude und Beschwingtheit.

So soll es auch bei uns sein. Aus vollem Herzen singen. Vom Geist erfüllt. So wie der Geist es eingibt, dürfen wir singen. Wovon ist Ihr Herz voll? Dem dürfen wir ruhig öfter mal ein Lied widmen. Das ist ein aktiver, ein guter Weg ins Licht.

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