„DAS WIRD“ – Von der Zuversicht des Wachsens! – 11. Sonntag im Jahreskreis B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 4
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
26 Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät;
27 dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.
28 Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.
29 Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.
30 Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?
31 Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät.
32 Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.
33 Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.
34 Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngerinnen und Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

Autorin:
Foto_Jutta_Schnitzler-Forster-225x300Jutta Schnitzler – Forster, verheiratet, zwei Söhne, Gemeindereferentin in den Suso – Gemeinden Ulm, Bildungsreferentin und Organisationsberaterin

 
Die Predigt:
„Das wird“ – von der Zuversicht des Wachsens!

Liebe Leserin, lieber Leser,
vor einigen Wochen habe ich eine Postkarte bekommen: nur zwei Worte in großen grünen Buchstaben: „DAS WIRD“. Das hat meine Gedanken angeregt. Was sollte werden? Was sollte sich in meinem Leben gut entwickeln? Wo bin ich mitten in Belastungen und Prozessen und wünsche mir bald ein gutes Ende? Ich bin mir sicher, auch Ihnen fallen genügend Dinge ein, bei denen Sie sich einen positiven Ausgang wünschen. Wenn wir innerlich auf der Suche sind, aufgewühlt, oder wenn der Boden unter den Füßen wegbricht, dann brauchen wir dringend jemand, der/die sagt „DAS WIRD“.

Die biblischen Texte des heutigen Sonntags sind alle durchdrungen von Zuversicht. In der Lesung aus dem zweiten Korintherbrief (5,6 – 10) heißt es wiederholt „wir aber sind zuversichtlich“ und das Evangelium ermutigt uns mit einem großartigen Bild der Zuversicht, mit einem Wachstumsgleichnis.

Wachsen ist ein Geheimnis, denn es geschieht ohne unser Zutun.
Die Bedingungen für Wachstum können verbessert werden, aber der eigentliche Vorgang kann nicht gemacht werden. Auch nicht in heutiger Zeit, die immerhin Genmanipulation und die Invitro -Technik zu etwas Alltäglichem gemacht hat.

Wenn etwas nicht – mehr – wächst, wenn die Lebenskraft verkümmert und abstirbt, können wir nichts dagegen machen. Wachstum bleibt ein Wunder und geschieht nach einem eigenen Rhythmus. Ungeduld hilft nicht weiter. Wachstum braucht seine Zeit und gute Bedingungen; aber ich bleibe dabei: Wachstum ist nicht machbar, es ist ein Geschenk des Lebens, ein Geschenk Gottes.

Wer einen Garten bestellt oder Pflanzen in der Natur beobachtet, weiß, wie unterschiedlich schnell Wachstum geschieht: Wie Same keimt, wie Sprösslinge sich bilden, wie sich Blüten öffnen und Früchte zeigen und dass es immer etwas Überraschendes hat. Plötzlich ist etwas Neues sichtbar! Alles Lebendige ist in einem Prozess und Wachstum ist der sichtbare Teil davon.

Auch wir Menschen wachsen und reifen. Wie schnell das gehen kann, sehen wir besonders gut an Kindern. Später sind nicht mehr die äußeren und sichtbaren Wachstumsprozesse entscheidend, es geht vielmehr um innere Prozesse des Wachsens und der Reifung. Im Laufe der Jahre und mit den Herausforderungen, die sich und denen wir uns aktiv stellen, haben wir viele Gelegenheiten dazu. Wachstum ist auf der einen Seite wunderbar und bringt etwas Neues, aber wachsen ist immer wieder auch schmerzhaft. Man kommt an seine Grenzen, muss diese im wahrsten Sinne des Wortes sprengen, muss den Grenzen von Unsicherheit und Angst mit Mut und Zuversicht begegnen. Man gewinnt das Neue und muss Altes abstreifen.

Wie mit dem Wachsen, so ist es auch mit dem Reich Gottes. Da will etwas heranreifen in unserer Welt, etwas Neues. Wo beginnt es? Muss man dafür immer etwas tun oder ist es vielleicht auch eine Möglichkeit, das Reich Gottes heranwachsen zu lassen? Mir gefällt der Gedanke, dass das Reich Gottes zu allererst in uns Menschen wachsen darf. Jeder Mensch ist wie ein fruchtbarer Boden, in dem der Same der Zuversicht aufgehen kann, wenn er oder sie im Vertrauen auf Gott sein/ihr Leben annimmt. Vielleicht hilft uns dieser Gedanke, Fragen und Suchprozesse gelassener anzugehen. Wir dürfen darauf vertrauen: „DAS WIRD“.

Wie beim Säen und Wachsen braucht es Bedingungen, für die gesorgt werden muss. Aber dann kommt der Teil, in dem Gott auf uns zu wächst und wir haben tief in uns die Gewissheit: „DAS WIRD“.

Schauen wir auf das Gleichnis vom Senfkorn: Das winzige Samenkorn hat es geschafft, zu einem stattlichen Baum heranzuwachsen. Kein Anfang ist zu klein, als dass aus ihm nicht etwas Großes werden könnte. Unsere skeptischen Erwartungen und Vorhersagen müssen nicht immer richtig sein, es lohnt sich für überraschende Entwicklungen offen zu bleiben.

Das nicht Vermutete, das nicht Geglaubte ist zu einer Wirklichkeit herangewachsen. Je mehr wir dieser Erfahrung trauen, je mehr wird sie uns verändern. So werden wir selber zu lebendigen Samenkörnern, die in dieser Welt aufgehen, in sie hineinwachsen und in sie hineinwirken. Wenn das spürbar wird, erleben auch andere „Reich Gottes“.
Unterschätzen wir also das Kleine nicht und lassen Zuversicht wachsen! Amen!

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