Von Gott gerufen und berufen – Zum Tag der Diakonin am 29. April 2015

Lesung aus dem ersten Buch Samuel, Kapitel 3
1 Der junge Samuel versah den Dienst des Herrn unter der Aufsicht Elis. In jenen Tagen waren Worte des Herrn selten; Visionen waren nicht häufig.
2 Eines Tages geschah es: Eli schlief auf seinem Platz; seine Augen waren schwach geworden und er konnte nicht mehr sehen.
3 Die Lampe Gottes war noch nicht erloschen und Samuel schlief im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand.
4 Da rief der Herr den Samuel und Samuel antwortete: Hier bin ich.
5 Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen! Da ging er und legte sich wieder schlafen.
6 Der Herr rief noch einmal: Samuel! Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen!
7 Samuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.
8 Da rief der Herr den Samuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte.
9 Eli sagte zu Samuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört. Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder.
10 Da kam der Herr, trat zu ihm heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört.

Autorin:
Monika Monika Schmitz, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde St. Georg Liedberg, GdG Korschenbroich, ehrenamtliches Mitglied im Diözesanen Leitungsteam der Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands KFD, Predigtbeauftragung des Bischofs von Aachen für Wortgottesdienste, berufenes Mitglied in der diözesanen Liturgiekommission im Bistum Aachen

 
Die Predigt:
Von Gott gerufen und berufen
gehalten in der City-Kirche Mönchengladbach

Liebe Leserin, lieber Leser,
in den Berufungsgeschichten, die wir soeben im Gottesdienst gehört haben, ging es ja nicht nur um religiöse Berufung sondern auch um die Frage, wie will ich mein Leben gestalten, was will ich aus meinem Leben machen. Um diese Fragen zu beantworten, muss ich Entscheidungen treffen, die gut überlegt sein wollen, die ich für mich reflektieren muss, vielleicht muss ich auch manches einfach ausprobieren, bis ich die wirklich für mich passende Antwort gefunden habe. Das darf und muss ich in Freiheit tun können. Das ist wichtig damit Leben gelingt.

Als getaufte und gefirmte Christin und Christ sind wir aber auch alle Jüngerinnen und Jünger Jesu und als diese sollen wir die befreiende und heilende Wirklichkeit der Liebe Gottes in der Welt sichtbar machen. Das ist noch mal eine besondere Aufgabe. Wir Frauen erfüllen dies in vielfältiger Weise in unserer Kirche. Ob wir als Katechetin arbeiten, als Lektorin das Wort Gottes verkünden, als Kommunionhelferin arbeiten, im Beerdigungsdienst mitarbeiten, Wortgottesdienste feiern, Seniorenkaffees in den Gemeinden ausrichten, für die Blumen in der Kirche sorgen, in Suppenküchen arbeiten, in der Flüchtlingsarbeit tätig sind oder, oder…
Dieses Handeln von Frauen ist diakonisch gelebter Alltag und gehört ganz wesentlich zum Gesicht unserer Kirche.

Natürlich tun Männer dies auch und ich will das andere Geschlecht da auch nicht außen vor lassen. Als Mann aber darf ich mich berufen fühlen, dieses diakonische Handeln, im Auftrag der Kirche, amtlich anerkannt, durch sakramentale Weihe bestätigt, zu leben.

Die Berufungsgeschichte des Samuel wirft ein eindrückliches Licht auf das Thema „Berufung“. Gott spricht, er ist es der ruft : Es ist eine innere Stimme, die Samuel hört, die ihn herausruft und herausfordert. Es braucht eine Zeit bis Samuel versteht, wer ihn ruft. Aber Gott ist geduldig. Und noch eins wird deutlich, dass nicht der „Amtsträger“ Eli beruft, sondern Gott, das muss auch Eli erst erkennen. Dann aber anerkennt er diesen Ruf Gottes an Samuel.

Machen Frauen diese Erfahrung der Berufung, der inneren Stimme Gottes die zu ihnen spricht, nicht auch? Fühlen Frauen sich dann nicht auch angesprochen, diesem Ruf auch zu folgen?

Ich bin als Delegierte der KFD in das „Netzwerk Diakonat der Frau“ vielen Frauen begegnet, die sich von Gott gerufen und in ihrem Tun begleitet fühlen. Aber ich habe auch wahrgenommen, wie mühsam es sein kann, der inneren Stimme zu folgen, diesen Weg konsequent zu gehen, ihn öffentlich zu machen. Es ist sehr verletzend wenn die Kirche Frauen keinen Glauben schenkt, die eine tiefe innere Berufung in sich spüren. Trotzdem gehen sie diesen Weg. Sie leben ihre Berufung im diakonischen Tun in der Liebe Jesu Christi. Sie reden über ihre Berufung und mahnen deren Anerkennung an; das ist wichtig. Auch wenn die Tür der Kirche zur Anerkennung weiter zu bleibt, bleibt doch die Hoffnung, dass durch das gemeinsame Tun, auch dessen, was wir heute hier tun, und auch das, was an anderen Orten heute geschieht, besonders auch in Hannover, dass dieses Tun die Wahrnehmung von Menschen verändern wird.

Jesus hat uns gelehrt, Gott als Vater zu sehen, dessen Kinder wir sind, Söhne und Töchter. Als Frau bin ich also eine Tochter Gottes. Ich trage die weibliche Seite Gottes in mir und die darf und soll doch auch sichtbar sein in dieser Welt. Das, was Frauen ausmacht, ihre Spiritualität, ihre Art die Welt zu sehen und ihre Art in ihr zu handeln, ist ein Teil der Wirklichkeit Gottes, und damit gleichberechtigt sichtbar in dieser Welt, wie das Tun der Söhne. Denn ganz sicher liebt Gott alle seine Kinder gleich. Also gilt für alle die gleiche Würde und macht dann die Sakramentalität vor dem weiblichen Liebesdienst der Diakonie halt? Stopp, bis hierher und nicht weiter?

Wir wissen alle dass der Weg zur Anerkennung des Diakonats auch für Frauen, noch lang und steinig sein wird. Nehmen wir auf diesem Weg ein Wort aus dem Leben von Katharina von Sienna mit, das sie von Gott bekommen hat: Tu von nun an, meine Tochter, mannhaft und ohne zu wanken, was meine Vorsehung in deine Hände legen wird. Du bist mit der Kraft des Glaubens gestärkt worden.

Vertrauen auch wir auf die Stärke unseres Glaubens, auf den Geist Gottes der bei uns ist und leben und gestalten wir unsere Berufungen als Frauen in Freiheit und der Liebe Jesu Christi mit der Hoffnung im Herzen, dass die Tür der Anerkennung sich öffnet, und bis dahin:
Reden wir darüber, laut und deutlich!

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