„Verrückt nach Gold“ oder „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“ – 2. Fastensonntag B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 9
2 In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;
3 seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4 Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus.
5 Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
6 Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
7 Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
8 Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
10 Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.

Autorin:
IMG_8551Elisabeth Dörrer-Bernhardt,
Pastoralreferentin in Stuttgart- Vaihingen
verheiratet, drei Kinder

 
Die Predigt:
Hungertuch Misereor 2015
Liebe Leserin, liebe Leser,
„Verrückt nach Gold“, so ein kürzlich erschienener Titel der FAZ. Es ging in diesem Artikel um die unermüdliche Suche nach immer mehr Gold, um die steigende Nachfrage nach Goldschmuck.

„Verrückt nach Gold“ könnte auch der Titel des 20. Misereor Hungertuches sein, das der chinesische Maler Dao Zi gemalt hat. Aber er hat es anders betitelt, er hat einen Bezug hergestellt zur Bergpredigt, in der es heißt: Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz (Matthäusevangelium 6,21).

Ein, wenn man die vorigen Misereor Hungertücher kennt, neuartiges, ein abstraktes Bild, das nicht in vielen kleinen Episoden vom Leben in einem ausgebeuteten Land erzählt, sondern uns mit großflächigen Formen beeindruckt. Zunächst fällt der etwas unförmige goldfarbene Stein in der Bildmitte ins Auge. Scharfkantig scheint er im schwarzen Querbalken verkeilt zu liegen. Sieben Gesteinsbrocken liegen, vielleicht abgebrochen, neben ihm auf einer grauen Fläche, die auch den oberen Teil des Bildes bestimmt.

Der Künstler betont, dass er den Wesenskern christlicher Botschaft zeigen möchte. Ein Bild das durch seine Abstraktion aber auch deutungsoffen bleibt, das meditiert werden kann.

Das Gold symbolisiert für den Christen Dao Zi die Macht des Göttlichen, die Transzendenz oder auch Jesus, der zum Eckstein wird, an dem wir uns stoßen können, weil er zur Entscheidung auffordert: „Wem dienst du, Gott oder dem Gold?“ Und somit symbolisiert das Gold eben auch die Machtgier des Menschen.

Der Goldklumpen eingekeilt in den schwarzen Querbalken. Wir können den Querbalken des Kreuzes Jesu darin erahnen. Rechts oben auf dem Balken sehen wir drei rote Zeichen. Sie deuten auf die drei Nägel Jesu am Kreuz hin, aber auch auf die Wunden der Schöpfung und die Wunden, die Menschen zugefügt werden. Der goldene Stein, das Göttliche durchbricht das Dunkel, auch das Dunkel unseres Lebens, und ragt in den grauen Alltag hinein. Sieben Goldkörner liegen bereit, sie zeigen uns, was Gott für den Menschen bereitgestellt hat, sie zeigen mit der Sieben-Zahl, der Zahl der Vollkommenheit, dass Gott alles, was Menschen brauchen bereitgestellt hat. Doch wie viel ist für den einzelnen genug, wie verteilen wir die Güter der Erde?

Verrückt nach Gold? Wofür schlägt unser Herz? Wonach suchen wir, wonach sehnen wir uns so sehr, dass wir dabei das Schwarz unseres Lebens durchbrechen lassen und selbst unser Grau in Grau dadurch erfüllen lassen? Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz!

Heute lesen wir von der Verklärung Jesu. Jesus geht mit einigen eng vertrauten Jüngern auf einen Berg. Dort wird er vom Licht umflutet, sein Gewand wird strahlend weiß. Die Jünger erleben, etwas Göttliches, sie sehen, Jesus ist wirklich von Gott durchdrungen, sie erleben, auch wenn wir immer wieder zweifeln und nicht wissen, was wir von Jesus halten sollen, er ist es wirklich, der Messias, der Retter. Und sie hören, dass Jesus Gottes geliebter Sohn ist.

Zweifel bestimmen die Frauen und Männer, die Jesus folgen. Petrus hatte kurz zuvor eine heftige Auseinandersetzung mit Jesus, weil er die Leidensankündigung Jesu nicht versteht, weil er nicht wahrhaben möchte, dass Jesus einen Weg geht, den er nicht begreifen kann. Da tut es gut, so ein Lichterlebnis auf dem Berg; es stärkt. Und das, auch wenn danach wieder viel unklar bleibt: und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen? (MK 9,10)

Nicht nur damals, sondern auch heute gehören Zweifel zum Glaubensleben dazu. Wie gut tut es dann immer wieder, wie die Jünger auf dem Berg, zu sehen, zu hören, zu meditieren und zu ahnen, dass das Göttliche, das Helle, das Licht Gottes da ist und unser Leben hell machen kann.

Auch wir können heute Göttliches erahnen. Auch wenn wir keine Stimme Gottes in der Wolke hören, so kann uns dennoch z.B. religiöse Musik ergreifen. Auch wenn wir nicht Jesus hell erleuchtet vor uns sehen, kann uns ein Bild, wie das Misereor Hungertuch meditierend erahnen lassen, dass in uns eine Sehnsucht wohnt, die uns zeigen kann, was unser Leben reich und hell macht. Nehmen wir die Aussage, die uns fragend macht, mit in die Fastenzeit: Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz! Amen

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Eine Antwort auf „Verrückt nach Gold“ oder „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“ – 2. Fastensonntag B

  1. Kähny sagt:

    Machtgier:
    nicht nur für für uns Christen zeigt Gott auf Golgotha SEIN Wesen:
    SEINE absolute Freiheit !
    Ihr entspricht die Gefangenschaft SEINER Gescchöpfe,
    die sich in Defizit, Neid und Gewalt manifestiert: „… bis das Herz ruht in Gott !“
    ( Augustinus,4.Jhdt.).

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