Das Versprechen – Taufe des Herrn

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 1
In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und
7 verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8 Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
9 In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
10 Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Autorin:
VMHEZ64LMaria Sinz, Gemeindereferentin, Aalen, stellvertretende geistliche Leiterin der KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung)

 
Die Predigt:
Das Versprechen

Liebe Leserin, lieber Leser,
erinnern Sie sich an eine Taufe, die Sie mitgefeiert haben? Wenn Sie Eltern sind daran, wie Sie Ihr Kind zur Taufe getragen haben?

Mit der Taufe stellen wir uns in die christliche Tradition. Wir versprechen, christliche Werte in dieser Welt zu verwirklichen und Gott im Leben zu suchen. Eltern und Paten tun dies stellvertretend für das Kind und versprechen ihm Schutz und Begleitung.
Voll Freude über diesen neuen Anfang, der mit jedem Kind in die Welt kommt, bringen wir das Kind vor Gott. Eltern, die ihr Kind taufen lassen, bejahen damit die Erinnerung an Jesus Christus. Sie bekräftigen die Bindung an Gott als Ursprung allen Lebens. Jenseits von Familienplanung, Babyausstattung und Sorge für die gesicherte Zukunft steht die Bitte um Wohlwollen für das neue Leben im Vordergrund. Ein Wohlwollen, das nicht einfach so „machbar“ ist, und das im gemeinsamen Sich-Rückbinden an Gott gründet. Wohlwollen, angenommen sein, geliebt werden. Bei der Taufe eines Neugeborenen erinnern wir uns, dass auch unser Leben angenommen ist, absichtslos, einfach weil es uns gibt. Für Kinder gibt es, neben der verlässlichen körperlichen Fürsorge, nichts Wichtigeres, als von den Eltern um ihrer selbst willen geschätzt zu werden; das macht sie stark.

Jesus lässt sich als Erwachsener taufen. Im Markusevangelium taucht Jesus ohne Vorgeschichte gewissermaßen aus dem Nichts auf und nimmt Teil an der Taufe durch Johannes. Dieser und die Menschen wissen noch nicht, was es mit Jesus auf sich haben wird. Das Markusevangelium wählt, nur für Jesus hörbar, die Worte:
„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“. Mit dieser existentiellen Bestätigung geht Jesus zuerst in die Wüste, dann tritt er auf, fordert die Gerechtigkeit Gottes in der Welt ein, lehrt und lebt Liebe zu den Menschen. Diese Worte setzt das Markusevangelium als Auftakt für Jesu Wirken und beschreibt damit die Quelle, aus der Jesus Kraft zieht, Kraft dafür zu tun, was zu tun ist. Was für ihn zu tun war.

Das Markusevangelium bedient sich eines Kunstgriffes. Mit den Worten „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“, wird eine robuste Legitimation gesetzt. Die Gemeinde, aus der das Markusevangelium entstand, setzt damit eine Überzeugung an den Anfang, die erst nach dem Tod Jesu gewachsen ist. Jesus als Christus ist ein nachösterliches Glaubensbekenntnis.

In der Rückbesinnung auf das Leben Jesu, einschließlich seines Todes am Kreuz, wächst die Erkenntnis: Jesus war beziehungsweise ist Gottes Sohn. Mit der Taufe vollziehen wir dieses Bekenntnis aktiv nach und schließen uns an dieselbe Kraftquelle an.

Biblische Texte lesen, das Leben Jesu meditieren, mit der Gemeinde feiern, darin können wir eine existentielle Bejahung unseres Lebens erfahren, Leere aushalten, herausfinden was in unserem Leben zu tun ist, Grenzen annehmen und manchmal über uns hinauswachsen.

Mit der Taufe nehmen wir den Weg auf, den Generationen vor uns beschritten haben. Wir wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Das entbindet uns nicht davon, in unserem Leben je neu Antworten zu finden, vielmehr gibt es uns einen Fundus, aus dem wir schöpfen und uns weiterentwickeln.

Im Besinnen auf Jesus, das menschgewordene Wort Gottes, wachsen Fragen, die uns weiterführen. Wie lebe ich meine Kraft zu lieben? Was hindert, was stärkt, was brauche ich? In der KAB lesen wir darüber hinaus biblische Texte immer von der Gemeinschaft her und auf Gemeinschaft hin: genügt es der Gerechtigkeit Gottes, wenn mit diesem Jahr ein Mindestlohn von 8,50€ brutto eingeführt ist? Wie wollen wir Einfluss nehmen?

Das Wort Gottes will in jedem Leben und in jeder Zeit Gestalt annehmen. Auch Gott gibt dabei ein Versprechen:
Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich euch ausgesandt habe.(Erste Lesung aus dem Buch Jesaja, Kapitel 55,10 – 11)

Amen.

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