Den wahren Stern meines Lebens entdecken – Hochfest der Erscheinung des Herrn

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, /
bist keineswegs die unbedeutendste /
unter den führenden Städten von Juda; /
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, /
der Hirt meines Volkes Israel.
7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Autorin:
Susanne-WalterSusanne Walter
Gemeindereferentin in Filderstadt
verheiratet, vier Kinder

 
Die Predigt:
Den wahren Stern meines Lebens entdecken

Liebe Leserin, lieber Leser,
wann haben Sie zuletzt den Sternenhimmel beobachtet?
Das ist heutzutage gar nicht so einfach. Nachts brennen noch so viele Lichter, dass wir Mühe haben, die Sterne am Himmel zu sehen. Manche Sternbilder kennen wir auf Anhieb, wie z.B. „den Großen Wagen“ , oder „das Himmels-W“. Aber den meisten genügt es, einfach in den Himmel zu schauen und die Sterne anzusehen, denn faszinierend sind sie allemal.

Viele Menschen betrachten nicht nur die Sterne, sondern sie lassen sich von ihnen ihr Leben bestimmen, indem sie sich persönliche Horoskope erstellen lassen, oder einfach die gängigen Horoskope lesen. Können mir Sterne wirklich etwas für mein Leben sagen?

Davon erzählt auch die Geschichte von einem Mann, der einen Stern für seine Leben suchte:
Ein Mann suchte einmal einen Stern. Es sollte ein besonders schöner und guter Stern sein, denn er wollte sein Leben darunter stellen. Zuerst suchte er zu Hause. Vielleicht hatte er noch irgendwo einen Stern herumliegen. Man konnte ja nie wissen. Aber so sehr er auch suchte: er fand keinen Stern, unter den er sein Leben stellen könnte. Weil man heutzutage alles kaufen kann, ging er in ein großes Kaufhaus. Vielleicht gab es dort einen Stern zu kaufen. Doch so sehr er durch die Gänge lief und in den Regalen suchte: Ein Stern, unter den er sein Leben stellen könnte, war nicht zu finden.

Dann dachte er sich: Manchmal liegt das Glück ja auf der Straße. Vielleicht finde ich hier meinen Stern. Und so schaute er auf dem Boden nach, ob dort zufällig ein Stern für ihn liege. Beinahe wäre er gegen eine Laterne gelaufen, weil er nur noch nach unten schaute.
Doch auf der Straße lag kein Stern, unter den er sein Leben stellen könnte. Traurig ging er nach Hause.

Da kam er an einer Pfütze vorbei und siehe da: Darin lag ein schöner und guter Stern. Als der Mann sich den Stern nehmen wollte, erkannte er, dass es ein Spiegelbild war. Schnell blickte er nach oben, um dort den wirklichen Stern zu finden. Und was er da sah, erstaunte ihn: Der ganze Himmel war über und über mit Sternen übersät, einer schöner und besser als der andere. Welcher war denn nun der Stern gewesen, den er in der Pfütze gesehen hatte?

Er konnte es nicht mehr erkennen, aber das war nicht schlimm. „Was soll ich mein Leben nur unter einen einzelnen Stern stellen, wenn der ganze Himmel voll davon ist?“ dachte sich der Mann. „Da oben sind so viele Sterne, davon ist immer einer für mich da.“ Und so beschloss der Mann, von nun an sein Leben nicht unter einen einzigen Stern, sondern unter den Segen des Himmels zu stellen.(Aus Bausteine für Gottesdienst und Katechese Dreikönigssingen 2008)

Liebe Leserinnen und Leser, den Weisen aus dem heutigen Evangelium ging es ganz ähnlich. Jede Nacht haben sie mit großer Neugier den Sternenhimmel beobachtet, denn sie waren Sterndeuter. Sie sind auf einen besonderen Stern aufmerksam geworden.
Viele haben sich damit beschäftigt, ob es diesen Stern wirklich gegeben hat. Heute weiß man, dass es durchaus sein kann, denn um die Geburt Jesu herum gab es unterschiedliche Sternkonstellationen, die außergewöhnlich waren. Welche Konstellation es genau war, wissen wir heute nicht mit Sicherheit, doch auf jeden Fall war der Stern für die Sterndeuter ein Zeichen, dass etwas Außergewöhnliches geschehen würde, oder geschehen war. Deshalb sind sie dem Stern gefolgt.

Außergewöhnliches sucht man bei außergewöhnlichen Menschen oder an außergewöhnlichen Orten. So gingen sie zunächst zum Herodespalast nach Jerusalem. Aber sie fanden dort nur einen König, der noch weniger wusste, als sie. So zogen sie weiter bis zu dem Ort, an dem der Stern besonders hell erstrahlte. Über einem Stall blieb der Stern stehen. Hier fanden sie das Außergewöhnliche, das sie suchten: ein Kind.
Und der Stern machte deutlich: Im Kleinen und Unscheinbaren kommt Großes zur Welt, im kleinen Kind wird Gott Mensch. Sie haben den Stern auf der Erde entdeckt und sie haben sich klein gemacht: Sie sind im Stall vor dem Kind in die Knie gegangen. Sie haben diesem kleinen Kind wertvolle Geschenke gebracht. Sie haben den Blick weg vom Himmel auf die Erde gerichtet, und den wahren Stern ihres Lebens entdeckt. Das hat sie erst zu wirklichen Königen gemacht. Verändert gingen sie wieder heim. Sie gingen nicht zu Herodes zurück. Selbstbewusst und stark gingen sie einen anderen Weg. Dieses Kind wollten sie nicht gefährden.

Dem Mann in der Geschichte ging es ja ähnlich. Erst als er den Blick vom Himmel auf die Erde gewandt hat, hat er den Stern seines Lebens entdeckt, nicht den einen, sondern den ganzen Himmel. Diesen ganzen Himmel will Gott jedem von uns eröffnen. Nur müssen wir den Blick von oben nach unten auf die Erde lenken. Dort können wir Sterne für unser Leben entdecken. Es sind oft Kleinigkeiten, Alltägliches, so wie der Mann in der Geschichte in einer Pfütze den Himmel gefunden hat.

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Eine Antwort auf Den wahren Stern meines Lebens entdecken – Hochfest der Erscheinung des Herrn

  1. Ilse Pristinger sagt:

    Mir hat diese Predig sehr gut gefallen.

    Handfest, praktisch tiefgründig. Danke

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