Die Stille der Wüste hier und jetzt suchen – 2. Adventssonntag B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 1
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes:
2 Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; / er soll den Weg für dich bahnen.
3 Eine Stimme ruft in der Wüste: / Bereitet dem Herrn den Weg! / Ebnet ihm die Straßen!
4 So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.
5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8 Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Autorin:
wetzel-140x150Sabine Wetzel, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Ailingen, Ettenkirch, Oberteuringen

 
Die Predigt:
Die Stille der Wüste hier und jetzt suchen
Predigt in der Kirche St. Johannes Baptist, Ailingen

Wenn wir uns hier in der Kirche umschauen, dann können wir uns ihn leicht vorstellen: den Täufer Johannes. Sowohl hier im Zentrum im Hochaltar wie auf den Fenstern der Südseite haben wir ja einzelne Szenen seines Lebens und Wirkens bildhaft vor Augen, in unserer St. Johannes-Kirche. – Bis hin zur Darstellung der Enthauptung – die aufzeigt, wie gefährlich sein Lebenswandel offensichtlich war.
Sein Beruf: Prediger.
Damaliger Aufenthaltsort: Wüste.
Wüste – Stille

Vielleicht konnte auch der eine oder die andere von Ihnen schon, wie auch ich erst kürzlich, diese Erfahrung machen: in der Wüste ist es vor allem still. Wenn man weit genug geht, hinter der letzten Straße oder Piste, dann ist es nur noch still. Kein Straßenlärm, keine Markt-Musik, kein Maschinenlärm, keine Debatten, keine Börsenspekulationen – und auch das Handy kann man ausgeschaltet lassen. Das Leben dort ist reduziert auf das Minimum. In der Weite der Sand- oder Steinwüste hier eine Flussoase, dort einzelne Pflanzen, dort ein Brunnen – denn nur dort, wo Wasser ist, ist auch ein aufs Minimum reduziertes Leben möglich.

Johannes hat sich in solch einer Wüste aufgehalten. In dieser Stille. Und doch hatte es sich irgendwie herumgesprochen – sicher nicht per WhatsApp – dort in der Wüste, dort ist einer, wo es sich lohnt, hinzugehen.

Wer hinging, hörte sich seine Predigten an.
Hier auf dem Kirchenfenster ist dargestellt, wie er in seiner Predigt auf Jesus, das Opferlamm, hinweist, so eine Stelle im Johannesevangelium. In einem früheren Religionsbuch war ein Bild des Pfarrers und Malers Sieger Köder, wo Johannes mit ausgestreckter Hand, mit ausgestrecktem Zeigefinger nach oben zeigt: den Weg zeigt, den es zu gehen gilt. Der Täufer Johannes predigte vor allem Umkehr, Taufe und ein Leben, das bereit macht für das neue Leben bei Gott.

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Wir müssen nicht in die Wüste gehen, um die Stille der Wüste zu erleben und die Umkehrpredigten des Johannes zu hören – und unser Leben danach auszurichten. Wir können uns einladen lassen, anregen lassen, uns solch eine Gelegenheit hier und jetzt zu suchen.

Und es gibt sie – trotz aller Betriebsamkeit.
Wer in die Wüste geht, lässt etwas zurück, verzichtet auf gewohnten Komfort und Annehmlichkeiten. Wenn wir uns einen solchen Ort suchen, eine Wüstenzeit, dann müssen auch wir etwas zurücklassen. Auf etwas verzichten. Auf Angebote, Termine, Konsum verzichten.

Das Nein-Sagen ist sicher nicht immer einfach. Für ein paar Minuten am Tag, vielleicht eine Stunde in der Woche – Reduktion auf das Wesentliche, das dann heißen kann: Stille, hören, fühlen, vielleicht ein kurzer Impuls, ein Bibelwort.

Wenn wir das immer wieder schaffen, dann finden wir uns vielleicht auch wieder leichter zurecht in der adventlichen Betriebsamkeit wie sie ist. Auch mit so manchen Freuden und Annehmlichkeiten, die es eben nur im Advent gibt.

Advent: Zeit der Vorfreude, der Vorbereitung, der Umkehr, der Stille.

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