Die Heilige Monika als Vorbild für Eltern in Sorge um ihre Kinder – Zum Gedenktag der Heiligen Monika am 27. August

Lesung vom Tag aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki, Kapitel 3
– Übersetzung Bibel in gerechter Sprache
6 Schwestern und Brüder, im Namen Jesu Christi, dem wir gehören, gebieten wir euch: Zieht euch von allen Geschwistern zurück, die ein Leben ohne Regeln führen und sich nicht an der Überlieferung orientieren, die ihr von uns empfangen habt.
7 Denn ihr wisst ja selbst, wie man unserem Vorbild folgen soll. So haben wir bei euch nicht regellos gelebt
8 und bei niemandem umsonst unser Brot gegessen, sondern wir mühten uns Nacht und Tag mit schwerer Arbeit und Anstrengung, um niemandem von euch zur Last zu fallen.
9 Nicht, dass wir kein Recht dazu hätten, vielmehr wollten wir uns selbst für euch zum Vorbild geben, damit ihr wisst, wie ihr uns nachahmen sollt.
10 Denn auch als wir bei euch waren, ordneten wir an: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen
16 Gott selbst ist der Frieden und gebe euch Frieden in allem und überall. Gott sei mit euch allen!
17 Der Gruß erfolgt mit meiner, des Paulus Hand. Das ist das Zeichen der Echtheit im jedem Brief; so schreibe ich!
18 Die Gnade Jesu Christi, dem wir gehören, sei mit euch allen!

Autorin:
Sr.Kathrin 05 AusschnittSr. Kathrin M. Prenzel, Franziskanerinnenkloster Sießen, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge und im Religionsunterricht

 
Die Predigt:
Die Heilige Monika als Vorbild für Eltern in Sorge um ihre Kinder

Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie eigene Kinder, die früher begeistert in die Kinderkirche gegangen, vielleicht auch Ministrant/in gewesen sind und die sich dann irgendwann als Jugendliche von der Kirche verabschiedet haben? Oder haben Sie schon erwachsene Kinder, die selbst schon Eltern sind und ihre Kinder nicht, oder nicht so im Glauben erziehen, wie Sie es gern hätten? Dann ist die Heilige Monika, die Mutter des Hl. Augustinus, deren Gedenktag wir diese Woche gefeiert haben, vielleicht ein Trost für Sie: Auch sie litt jahrzehntelang daran, dass ihr Sohn sich nichts aus dem christlichen Glauben machte, ja, dass er zwar sehr erfolgreich war, aber in ihren Augen ein liederliches Leben führte. Ihr Vertrauen in das Gebet und in die Möglichkeiten Gottes hat Sie zur Patronin aller Mütter gemacht, die an der Sorge um ihre Kinder oft schier verzweifeln. So möchte ich sie kurz vorstellen, bevor ich von meiner Beziehung zu ihr erzähle.

Das Wissen über ihr Leben verdanken wir ihrem Sohn Augustinus, der von ihr und von ihrer gegenseitigen Beziehung in seinen Erinnerungen („Confessiones“) offen spricht. Geboren wurde die Hl. Monika im Jahr 332 in Thagaste im heutigen Algerien. Ihre Familie besaß einen kleinen Landsitz und gehörte so zum Mittelstand afrikanischen Ursprungs, mit römischer Kultur und römischer Sprache. Obwohl Monika aus einer sehr christlichen Familie stammte, heiratete sie den heidnischen Stadtrat Patrizius, der es – wie damals üblich – zwar duldete, dass seine Frau ihren Glauben praktizieren konnte und auch die drei gemeinsamen Kinder christlich erzog, sonst aber ein untreuer, schwieriger, jähzorniger Mann gewesen sein muss. Monika aber verlor nie den Mut, um ihre Achtung und die gemeinsame Beziehung zu kämpfen, und hat Schritt für Schritt den Respekt ihres Mannes gewinnen können. Ja, er ließ sich sogar ein Jahr vor seinem Tode im Jahre 370 taufen.

Patrizius und Monika erkannten bald, dass ihr Sohn Augustinus außergewöhnlich intelligent war und förderten ihn. Außerdem glaubte Monika, dass eine gute Ausbildung sein Christsein stärken würde. Dies war ein Irrtum, wie Monika bald erkennen musste, denn Augustinus kehrte zwar bestens ausgebildet zurück, hatte sich aber einer Lehre zugewandt, die im Gegensatz zum Christentum stand. Und in der Verbreitung dieser Lehre war er sehr erfolgreich. So wollte Monika ihn erst gar nicht wieder bei sich Zuhause aufnehmen, aus Angst davor, dass er auch die anderen Familienmitglieder vom Christentum abbringen könnte. Nach einem Traum gelangte sie aber zu der Einsicht, dass sie ihn doch aufnehmen sollte und von da ab trennte sie sich bis zu ihrem Tod, 14 Jahre später, nicht mehr von ihm. Sie sah es als ihre Aufgabe an, ihn wieder für das Christentum zu gewinnen. Doch dies sollte noch lange dauern.

Zunächst war es ein langer, leidvoller Weg, der sie viele Tränen gekostet hat, da Augustinus auch ein sehr ausschweifendes Leben führte. Für sie aber war es nicht genug, dass ihr Sohn ein erfolgreicher Rhetoriker und Professor geworden war –sie wollte, dass ihr Sohn sich nicht mit einem oberflächlichen Leben zufrieden gab, sondern Gott für sich entdeckte. Dafür kämpfte, betete und litt sie. Als sie einmal einem Bischof ihr Leid klagte, gab er ihr zur Antwort: “Geh, denn so wahr du lebst, ein Sohn solcher Tränen kann nicht verloren gehen“. Dieses Wort habe seine Mutter so ergriffen, erzählt Augustinus in seinen Erinnerungen, dass sie den Eindruck gehabt habe, es sei vom Himmel gekommen.

So begleitete Monika ihren Sohn, vor allem durch ihren eigenen Glauben und ihr Gebet, auch als er sich kurz von ihr trennte und nach Rom reiste. Später traf sie Augustinus wieder in Mailand, wohin er als Lehrer berufen worden war. Dort brachten ihn die Predigten des Hl. Ambrosius in eine tiefe geistliche Krise, die ihn von seiner Irrlehre wegführte – ein großer Hoffnungsschimmer für seine Mutter. Und ihr selbst gab Ambrosius den Rat: „Monika solle weniger mit ihrem Sohn über Gott als mit Gott über ihren Sohn reden“.

Das Gebet Monikas wurde schließlich erhört und Augustinus von Gott ergriffen, als er die Worte hörte: „Nimm und lies“. Er greift zur Bibel und dieser Augenblick ändert alles. In der Osternacht 387 lässt Augustinus sich taufen und entscheidet sich, sich ganz Gott zu weihen. Wie glücklich muss seine Mutter gewesen sein, als er es ihr als erste mitteilte! Augustinus beschreibt seine Mutter in seinen Erinnerungen außerdem als einen so wachen und intelligenten Geist, dass sie mit ihm hochgeistige Gespräche führten konnte und ihm scheinbar nie eine Antwort schuldig geblieben ist. In philosophischen Diskussionen mit seinen Freunden gab sie sogar so kluge Antworten, dass sie das Erstaunen aller hervorrief. Monika starb mit 56 Jahren, 387 n.Chr., in Ostia. Heute liegt sie in S. Agostino in Rom begraben.

Für mich war die Hl. Monika lange Zeit nur eine Frau, die ihren Sohn nicht loslassen, ihn nicht seine eigenen Wege gehen lassen konnte. Eine Frau, die sich dauernd eingemischt hat – und das auch noch unter dem Deckmäntelchen der Frömmigkeit. Doch als ich einige Zeit in Rom gelebt habe, bin ich oft an der Kirche S. Agostino vorbei gekommen, die in der Nähe der Piazza Navona liegt, und habe mich so automatisch öfter mit ihr beschäftigt. Heute sehe ich sie anders und meine, dass sie genau in unsere Zeit passt, denn:

1. Es war ihr nicht das Wichtigste, dass ihr Sohn gut ausgebildet war, gut verdiente und sich einfach des Lebens freute, wie es heute oft der Fall ist. Sie wollte, dass sein Leben einen tieferen, tragenden Grund bekam, der auch in schwierigen Zeiten trägt. Dies lebte sie ihrem Sohn vor und ich bin überzeugt, dass dies Augustinus auch beeinflusst hat – vielleicht auch nur unbewusst. So kann uns die Hl. Monika heute Mut machen, unseren Glauben tagtäglich zu leben, zu zeigen, was uns trägt, wo wir Kraft schöpfen, wo wir unsere Freude her bekommen. Es wird unsere Jugend beeinflussen und sie ins Fragen bringen – vielleicht sogar zu Gott bringen. Wann, wissen wir nicht, aber wir können den Samen dafür legen. Sicher werden sie dann ihren Glauben anders leben, d.h. andere Ausdrucksformen haben als wir heute. Aber das ist ein ganz normaler Vorgang, denn auch wir leben unseren Glauben heute anders als es unsere Eltern getan haben.

2. Heute gehen viele Beziehungen zu Bruch, besonders auch zwischen Eltern und Kindern – weil sie nicht die gegenseitigen Erwartungen und Wünsche erfüllen wollen oder können. Oft herrscht dann Funkstille. Manchmal über Jahre. Monika hatte die Kraft, die Beziehung zu ihrem Sohn aufrechtzuerhalten, auch wenn sie mit seinem Tun nicht einverstanden war und sicher oft in Streit mit ihm darüber geriet. Sie blieb in Beziehung – trotz aller Tränen, trotz allem Herzensleid und obwohl sich Augustinus ihr manchmal entzog.

3. Auch wenn sie sich aus unserer heutigen Sicht viel in das Leben ihres Sohnes einmischte, wollte sie nicht einfach ihren Willen durchsetzen, denn das hätte in einer Katastrophe geendet und beider Leben wäre anders verlaufen: voller Enttäuschung und Entfremdung, vielleicht sogar Hass. Doch Monika war ein tiefgläubiger Mensch, dem es gelungen ist, die eigenen Erwartungen und Wünsche nicht mit Gottes Willen zu verwechseln, sondern offen zu sein für den Heiligen Geist, der einen Raum bekam zwischen ihrem Sohn und ihr selbst.

4. Und schließlich hat sie an die Macht des Gebetes geglaubt. Jahrelang hielt sie daran fest – sicher auch, weil sie selbst daraus neue Kraft schöpfte.

Tiefes, leidvolles Gebet für Andere kann Wunder wirken, das ist ihre Botschaft, die sie uns vermittelt. So kann sie uns in allen scheinbar ausweglosen Situationen, die sich über Jahre hin nicht ändern, Vorbild sein, am Gebet treu festzuhalten und nicht aufzugeben.

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