Gottes tiefe Liebe zu uns Menschen – Dreifaltigkeitssonntag A

Erste Lesung aus dem Buch Exodus, Kapitel 34
Am Morgen stand Mose zeitig auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte. Die beiden steinernen Tafeln nahm er mit.
5 Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen Jahwe aus.
6 Der Herr ging an ihm vorüber und rief: Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue:
8 Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden.
9 Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch mein Herr mit uns. Es ist zwar ein störrisches Volk, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde und lass uns dein Eigentum sein!

Zweite Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 13
11 Liebe Schwestern und Brüder, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
12 Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen.
13 Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 3
16 Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.

Autorin:
M. Rings-KleerMarita Rings – Kleer, Gemeindereferentin in der Gemeinde St. Josef, Saarbrücken – Malstatt, Bistum Trier

 
Die Predigt:
Gottes tiefe Liebe zu uns Menschen

Liebe Leserin, lieber Leser,
im Radio ist das meistgespielte Thema in den Liedern die Liebe. Und wer genauer hinhört, der hört sehr schnell, dass damit entweder die neue Liebe oder die verbotene Liebe oder die zerbrochene Liebe gemeint sind. Nur ganz selten gibt es einen Text, in dem von langjähriger oder lebenslänglicher oder sogar aufopfernder Liebe die Rede ist. Das Hochgefühl von Verliebtheit, dieser emotionale Ausnahmezustand und die Anziehungskraft einer neuen Liebe, werden in allen Variationen beschrieben. Doch wer singt schon von geduldiger, tragender, aushaltender oder treuer Liebe? Die wird allenfalls in Liedern über Freundschaft oder Kameradschaft besungen.

Dabei belegt bei einem Blick in das richtige Leben nicht die himmelhoch jauchzende Verliebtheit den ersten Platz, sondern die alltägliche und dauerhafte Liebe. Sei es nun zwischen zwei Lebenspartnern in einer Ehe oder Lebensgemeinschaftschaft, sei es in der Familie, sei es auch im Freundeskreis oder gar am Arbeitsplatz. Die Psychologen sagen uns, dass das Verliebtsein mit seinen Schmetterlingen im Bauch, nur zwei Jahre anhält und dann in eine tragfähige Liebe hineinwachsen muss – oder auch nicht und dann endet.
Allein das zeigt uns schon, wie wenig zeitlichen Raum Verliebtheit in unserem Leben hat. Dabei ist die Liebe, das große Band, das uns Menschen zusammenhält. Sympathie, Zuneigung, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Treue sind die Motoren, die menschliche Gemeinschaften antreiben und voranbringen, Geborgenheit und Güte sind die Räume, die wir brauchen, um erfüllt leben zu können. Da, wo all das in Hass und Abneigung umschlägt, sind Zerstörung, Gewalt und Leid die Folgen.

Die Liebe ist auch das Band, das Gott mit uns Menschen verbindet, das ihn an uns bindet und uns Menschen an Gott. Das wichtigste Gebot für uns Menschen ist das Gebot zur Liebe, zur Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe. Und wie diese Liebe aussehen soll, können wir im 1. Korintherbrief, Kapitel 13 nachlesen, eben jenem Text, der so gerne bei Hochzeiten gelesen wird. Die Liebe, so sagt uns das Hohelied, ist langmütig, sie ist gütig, sie ereifert sich nicht, bläht sich nicht auf, sie ist nicht ungehörig, sucht nicht ihrenVorteil, ist nicht reizbar, ist nicht nachtragend, sie erfreut sich an der Wahrheit, nicht am Unrecht, sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand und hört niemals auf.

Dieser Text, der ca. 55 n.Chr. geschrieben wurde, hat schon eine Vorlage im Buch Exodus, der heutigen Lesung. Dort sagt Gott selbst von sich, dass er ein barmherziger und gnädiger, ein langmütiger, großzügiger und treuer Gott ist, der sich auch nicht von der Sturheit seines Volkes abhalten lässt, es zu lieben. An anderen Stellen im Ersten Testament wird Gottes Beziehung zu den Menschen ebenfalls als liebende Beziehung beschrieben. So wie ein Vater/eine Mutter sein/ihr Kind liebt und ihm unendlich viele Male verzeiht, so liebt Gott uns Menschen. Und im 2. Korintherbrief beschreibt Paulus Gott als einen Gott der Liebe und des Friedens. Dieser Gott wird mit uns sein. Und schließlich die Hochform der Liebe: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gibt – weil er die Menschen liebt.

Die Liebe ist also das Schlüsselwort. Sie beschreibt, wie Gott sich uns Menschen offenbart. Sie beschreibt, wie und was Gott für uns sein will: ein liebendes Gegenüber, dass mit uns barmherzig und gütig umgeht. Und mehr noch: er will seine Liebe nicht nur im Umgang mit uns zeigen, er will sie sogar „personell besetzen“, wie es heute so schön heißt. Er will, dass seine Liebe begreifbar und sichtbar ist in einem Menschen, nicht mehr nur zeichenhaft und möglicherweise missverständlich, sondern klar und deutlich. In seinem Sohn wird die Liebe Gottes Wirklichkeit, unmissverständlich. Kein zweiter Gott, oder nächster Gott, wie ihn andere Religionen mit ihren unzähligen Göttern und menschlichen Gottessöhnen kannten, sondern immer noch der eine liebende Gott. Und auch die Geistkraft, uns zugesagt und wirksam, ist kein dritter Gott, sondern immer noch Ausdruck der Liebe Gottes zu uns Menschen. Gottes Liebe zu uns Menschen drückt sich in Jesus aus und dessen Liebe zu uns Menschen in der Geistkraft und die wiederum weist auf Gottes Liebe hin.

Bei einem Bibelabend von Frauen vor einigen Tagen zeigte sich im Gespräch, dass jede von uns, je nach Erziehung und persönlichen geistlichen Erfahrungen, eher Gott Vater oder Jesus Christus oder die Geistkraft als Zentrum ihres Glaubens annahm. Trotz dieser Unterschiede waren wir uns aber alle einig darüber, dass wir in unserem Leben eine mächtige und wirksame Kraft erfahren, die uns trägt und begleitet und sich uns auch offenbart. Und da kommt dann wieder die Liebe ins Spiel, die wirkliche, erwachsene, reife und tiefe Liebe, wie sie in den biblischen Texten durch die Jahrhunderte beschrieben wird. Keine menschliche Verliebtheit, sondern jene Liebe, die das Gute für uns Menschen will, und die alle Möglichkeiten ausschöpft, genau das Wirklichkeit werden zu lassen.

Dass Gott in Jesus Mensch wurde, dass Jesus seinen Geist geschenkt hat, dass dieser Geist durch die Zeiten wirkt, sind drei dieser Möglichkeiten und ich traue Gott in seiner unendlichen Liebe für uns Menschen zu, dass es längst noch nicht alle sind.

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5 Antworten auf Gottes tiefe Liebe zu uns Menschen – Dreifaltigkeitssonntag A

  1. Kähny sagt:

    Vielleicht ist die Sehnsucht nach Liebe in der Treue erfüllt:

    der Treueschwur vom Sinai (so.) findet seine Bestätigung und Parallele in der tiefsten Hölle- der Hölle von Golgotha.
    JHWE kann SEINE Schöpfung nicht lassen ohne sich selbst aufzugeben…

  2. W. sagt:

    „JHWE kann SEINE Schöpfung nicht lassen ohne sich selbst aufzugeben…“
    Sind Sie sich da sicher? Ist das nicht Hybris, so etwas über JHWE zu sagen?
    oder reduzieren Sie JHWE auf den Gott der Juden und seine Schöpfung: dieses Volk?
    Typisch Mensch! Was Gott kann oder nicht kann, entzieht sich unserem Verstand und unserer Anima.
    Treu sein muss auch zugelassen werden!! Da spielt der Mensch oft nicht mit und Gott respektiert unsere Freiheit!

  3. W. sagt:

    Wer wären wir ohne Sein Wort? Er wäre für uns kein Thema !

    • Kähny sagt:

      „…kein Thema…“

      Wenn JHWE das Nichts umfasste,hätte dann nicht das Nichts alle Sinnlosigkeit verloren ?
      Vielleicht ist gerade dies der Beweis SEINER Treue: dass nichts sinnlos ist…

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