Ich bin das Lebendige Brot – Fronleichnam A

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 6
In jener Zeit sprach Jesus zu den Menschen, die sich um ihn vesammelt hatten:
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.
52 Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
53 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55 Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.
56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Autorin:
Gaby Bungartz 001Gaby Bungartz Pastoralreferentin in einer Seelsorgeeinheit im Allgäu, Sozialpädagogin, Supervisorin (DGSv)

 
Die Predigt:
Ich bin das Lebendige Brot

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Brot und Gott gehören zusammen“ habe ich dieser Tage gelesen, und ich gebe zu, der Satz hat mich zunächst stutzig gemacht.
In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium, die wir vorhin gehört haben, erschließt sich dieser Zusammenhang leichter: „Er wollte dich erkennen lassen, dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern dass der Mensch von jedem Wort lebt, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht“.
Doch auch im Evangelium wird deutlich, worum es im Kern geht: „In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt“. Und das meint viel mehr als nur „Brot“ im engeren, eigentlichen Sinn: es steht für all das, was wir zu einem guten, sinnerfüllten Leben brauchen – und da gehört zumindest für uns Christinnen und Christen eben Gottes Wort, also Gott, dazu.

Natürlich gibt es viele Menschen, denen es an Brot im eigentlichen Sinn mangelt: Wir hören die Rufe und sehen die Not vieler armer Menschen, deren ungerechte Lebenssituation von materieller Armut, Krankheit, Ausweglosigkeit zum Himmel schreit. Und wir versuchen auf ihre Bitte um Hilfe, um Gott, um Gerechtigkeit für ihre Not, ein Hoffnungszeichen zu setzen: eine Spende oder ein tatkräftiger Einsatz, wodurch wir ihr Leben und ihre Not ein Stück weit mittragen.
Doch es gibt auch in unserer Gesellschaft viele Menschen, die an Hunger nach Zuwendung und Liebe, nach Verstanden – Werden und Sinnhaftigkeit leiden – vielleicht gehören nicht wenige von uns, die wir hier versammelt sind, auch dazu..

Oft wird versucht, diesen Hunger durch noch mehr Konsum als ohnehin schon, durch Ablenkungen und vielfältige Oberflächlichkeiten zu stillen.
Bei den meisten von uns, die wir hier zum Gottesdienst versammelt sind, müsste deshalb das Wort Jesu vom Brot des Lebens auf fruchtbaren Boden fallen: Wer fühlt sich nicht irgendwo zu kurz gekommen? Wer von uns kann schon sagen, dass sein Lebenshunger gestillt und seine Sehnsucht nach wahrem Leben gesättigt ist? – Im Wort „Sehnsucht“ steckt auch das Wort „Sucht“: Wo und wie auch immer wir unsere Bedürfnisse maßlos ausleben, verlieren wir das Gespür für das, was wir wirklich zum Leben brauchen.
Jesus verspricht uns im heutigen Evangelium eine Arznei des wahren Lebens, um wirklich zu leben, wenn uns das Gefühl für unseren Lebenshunger abhanden zu kommen droht. Verheißungsvoll klingen seine Worte: „Ich bin das lebendige Brot. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben!“.
Das Sakrament der Eucharistie, das wir heute in herausgehobener Weise feiern, schenkt uns dieses Eins-Werden mit Jesus – doch wir müssen uns dafür öffnen, Bereitschaft für diese intensive Begegnung mit ihm zeigen und unser Herz ganz für ihn öffnen. Doch: Wie also können wir Jesus in uns aufnehmen, wie kann es zu einer persönlichen Begegnung mit Jesus kommen, die uns von innen heraus bestimmt? –
Aus der Kommunion, dem Essen des Brotes, des Leibes Christi, erwächst uns die Kraft, unterwegs zu bleiben in der Nachfolge Jesu, in die große Welt Gottes hinein, und uns gegenseitig zu stützen auf dem Weg zu wahrer Lebensfreude – gerade auch in Zeiten, in denen es materiell, emotional oder wie auch immer schwierig ist. Jede und jeder von uns ist im Leben immer wieder Schwierigkeiten ausgesetzt – und doch dürfen und können wir voller Hoffnung unseren Weg gehen. Denn dieses Stück Brot, das für uns die Gegenwart des Sohnes Gottes in unserer Welt bedeutet, stärkt uns und gibt uns Kraft für unseren Weg – und für mutmachende Worte und unterstützende Gesten für diejenigen in unserer Umgebung, die sie gerade nötig brauchen – als Vorgeschmack des kommenden ewigen Lebens. Amen

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2 Antworten auf Ich bin das Lebendige Brot – Fronleichnam A

  1. Stefan Spitznagel sagt:

    Liebe Künderinnen der Frohen Botschaft, liebe Kolleginnen,
    ganz herzlichen Dank für Eure Initiative!
    Ich freue mich, dass wenigstens auf diesem Weg die Botschaft Gottes ein Stück ganzheitlicher wird und das weibliche Antlitz Gottes sichtbarer wird.
    Es ist ja eine große Unterlassungssünde unserer Kirche, dass wir eurem Lebens- und Glaubenszeugnis so wenig Raum geben.
    So wird das Wort Gottes ein Stück lebendiger.
    Das mag ein kleiner und doch wichtiger Schritt sein und es wird wohl noch lange dauern, bis durch Euch die heutige Botschaft „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,51) verkörpert und dadurch auch lebendiger und glaubwürdiger wird.

  2. Annemarie Gindele sagt:

    Danke für die gute Predigt zu Fronleichnam. Ich hätte noch Interesse an
    meditativen Texten zum Hochfest Fronleichnam. Ich bereite seit vielen Jahren
    die Gottesdienste an Fronleichnam und die Texte zur Prozession vor und bin sehr
    dankbar für neue Anregungen. Wir haben dieses Jahr einen indischen Pater, der mit
    uns die Eucharistie feiern wird. Ich werde ihn in der Vorbereitung unterstützen
    müssen. Ihre e-mail-Adresse habe ich beim Katholikentag in Mannheim bekommen.
    Herzlichen Dank!

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