Die Kirche feiert heute die Dreifaltigkeit Gottes – Dreifaltigkeitssonntag A

Zweite Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 13
11 Im Übrigen, liebe Schwestern und Brüder, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
12 Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen.
13 Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

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Autorin:
Walburga_2009Walburga Rüttenauer-Rest, Bensberg, verheiratet, drei Kinder, Grundschullehrerin, nach der Pensionierung Ausbildungskurs zum Diakonat der Frau, diakonische und liturgische Aufgaben in der Pfarreigemeinde, Geistliche Begleiterin der KFD im Dekanat Bergisch Gladbach

 
Die Predigt:
Die Kirche feiert heute die Dreifaltigkeit Gottes

Liebe Leserin, lieber Leser,
die Heilige Dreifaltigkeit ist ein Geheimnis und zugleich ein beliebtes Thema theologischer Spekulation über die Jahrhunderte hinweg. Mit gefährlicher Gedankenakrobatik wurden große Bücher gefüllt. Es kam zu folgenreichen, auch verletzenden Streitgesprächen in der Kirchengeschichte. Ja selbst eine Kirchenspaltung war das Ergebnis dieser menschlichen Besserwisserei. Der Mensch kann es schwer ertragen, ein Geheimnis als solches stehen zu lassen. Er will es unbedingt erschließen. Doch je mehr darüber spekuliert wird desto geheimnisvoller wird es.

Diesem Geheimnis verdanken wir, dass kein Mensch sagen kann: Gott ist so und nicht anders. Gott bleibt eben immer der ganz Andere. Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen Geistkraft sei mit euch allen! Mit diesem Satz aus dem 2. Korintherbrief schloss soeben die Lesung. Wie einfach spricht Paulus dieses göttliche Geheimnis aus, als einen Wunsch für uns alle. Nicht erklären will er es, sondern uns einfach zusprechen, als Gnade, Liebe und Gemeinschaft. In diesen göttlichen Geschenken, in diesem Dreiklang, können wir die Fülle Gottes erleben.

In einem Dreiklang hat jeder Ton eine andere Farbe, eine andere Aufgabe, eine andere Wirkung. Ich spiele gerne Gitarre und staune immer wieder, welche verschiedenen Akkorde mit nur drei Tönen erklingen können. Auf dem Grundton ruht der Dreiklang. Wird dieser Ton aber zum mittleren, dann streckt er sich zum Abschlusston aus. Als höchster Ton rundet er den Klang ab. Gott begegnet uns in Gnade, Liebe und Gemeinschaft, diesem unermesslichem Dreiklang.

Wir Menschen sind leicht versucht, diese drei Aussagen zu werten.
Ist Gnade ohne Liebe denkbar?
Ist Liebe ohne Gnade möglich?
Liebe und Gnade bedingen einander. Sie sind also gleichwertig?
Unsere Gottesvorstellung mit Liebe und Gnade zu bekleiden, das mag noch angehen. Wie aber steht es um die Gemeinschaft? Sie ist uns Menschen vertrauter und nicht so unerreichbar. So hat es den Anschein. Ausgerechnet sie verbindet Paulus mit der Heiligen Geistkraft, die uns so abstrakt, uns so fremd erscheint.

Lassen wir uns auf die drei Geschenke Gottes näher ein:
Die Gnade Jesu Christi erleben wir in der Freiheit der Kinder Gottes, die wissen, dass sie geliebt und angenommen sind, jeder, jede Einzelne wie er/ sie auch sein mag. Es gibt kein Aufrechnen, kein Verrechnen von Leistungen. Unsere Freiheit als Tochter oder Sohn Gottes erleben wir als Gnade des geschenkten Augenblicks beim Hören von Musik, von Klangwelten, beim Schauen der Farbenvielfalt unserer Welt, beim Schmecken eines alten Weines, eines frisch gebackenen Brotes, beim Fühlen einer liebevollen innigen Umarmung. Gott wurde in Jesus Christus Mensch, um diese geschenkten Augenblicke, aber auch um die scheinbar gnadenlosen Augenblicke der Angst, der Verzweiflung, der Wut in die Gemeinschaft der göttlichen Dreifaltigkeit hineinzunehmen. Die Liebe Gottes aus der alles ist, wie es ist, erfährt durch das menschliche Schicksal Jesu für uns Menschen eine neue Wirklichkeit, eine unergründliche Tiefe. Hier findet das Mit-leiden und die Barmherzigkeit ihre Heimat. Hier suchen wir Zuflucht und Trost in schweren Tagen. Hier legen wir aber auch unsere Enttäuschung, unsere Verzweiflung, sogar unseren Zweifeln ab, in der Gewissheit, dass die Liebe Gottes das erträgt und alles verwandeln wird.

Die Gemeinschaft der Heiligen Geistkraft,- hier zögere ich. Wie soll ich das in Worte fassen? In der Kunst wird sie meistens als die Gemeinschaft Gottes untereinander dargestellt. (Rubljews Ikone oder das Fresko in Urschalling)
Darüber zu sprechen empfände ich als reine Spekulation, die mit mir, mit uns nichts zu tun hat. So wie Paulus diese Gemeinschaft uns als Wunsch zuspricht, verstehe ich sie als die Gemeinschaft Gottes mit uns. Das Wort Gemeinschaft ruft in mir viele glückliche Erinnerungen auf, Erinnerungen an gelungene Familienfeiern, an gemütliche Abende mit Freundinnen, an Wanderungen mit meinem Mann, unseren Kindern und viele tiefe Gespräche. Es gibt aber auch unfreiwillige Gemeinschaften, denen ich entfliehen möchte, die mich einengen, die meine Freiheit beschneiden, die mich verletzen und mir Angst machen, wie vielleicht das Team am Arbeitsplatz, das Kollegium an der Schule, die Clique, Klassengemeinschaften, Hausgemeinschaft, Nachbarschaft usw.

Hier wird deutlich, was die Gemeinschaft der Heiligen Geistkraft nicht ist. Was sie aber wirklich ausmacht, kann eigentlich nur jeder für sich beschreiben. Für mich sind es die Augenblicke, wo ich dankbar fühle, dass ich geführt werde, wenn z.B. ich bei meinen diakonischen Hausbesuchen erlebe, dass ich gerade zur richtigen Zeit dort angeklopft habe, wenn ich das richtige Wort finde, wo mein Rat gefragt wird, oder wenn ich scheinbar grundlos glücklich oder froh bin, so dass ich dieses Gefühl teilen möchte. Wir feiern heute hier als Gemeinschaft Gottesdienst. Wir kennen uns nur teilweise und doch bilden wir jetzt eine freiwillige Gemeinschaft. Denn spätestens, wenn wir beim Friedensgruß uns die Hand reichen, verändert sich unser Gesicht. Wir schauen uns an und erleben dabei, wie gut es tut, dass wir gemeinsam singen, beten, hören und schweigen. Sie selber werden sicherlich noch andere ähnlich Erlebnisse aus Ihrem Leben kennen.

Die Heilige Dreifaltigkeit unwiderlegbar erklären kann ich nicht; ich kann sie aber erleben, empfangen, verschenken. So möchte ich Paulus folgen und Ihnen noch einmal den Wunsch zusprechen: Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen Geistkraft sei mit euch allen!

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Eine Antwort auf Die Kirche feiert heute die Dreifaltigkeit Gottes – Dreifaltigkeitssonntag A

  1. Guido Hirschbühl sagt:

    Liebe Kolleginnen,
    Aus Freude über Eure Initiative und aus Solidarität habe ich einen Zeitungsartikel veröffentlicht. Einen Auszug davon will ich Euch hier gerne weitergeben:
    (….) Es war eine tiefe Freundschaft, die Maria (Magdalena) mit Jesus verband, eine Freundschaft, die den Tod Jesu überdauert hat. Als erste ging sie zum Grab Jesu, als erste begegnete sie dem Auferstandenen. Maria – eine Frau – ist die erste Zeugin der Auferstehung! Maria – eine Frau – wird beauftragt, den Jüngern die Auferstehung zu verkünden. Was wäre, wenn sie geschwiegen hätte, wie es sich damals für eine Frau gehörte? Nicht ohne Grund hat ihr die Kirche den Titel Apostolin der Apostel zuerkannt.
    Wenn einer Frau die entscheidende Rolle zur Verkündigung zugewiesen worden ist, so dürfen Frauen auch heute in der Kirche nicht zum Schweigen gebracht werden.
    (…) Es ist erfreulich, dass in unserer Diözese die Frauen und Männer in den pastoralen Berufen zum Predigtdienst ausgebildet und auch beauftragt werden. Gemeinden, die diesen Dienst aus welchen Gründen auch immer nicht annehmen, denen entgeht eine wesentliche Seite der Verkündigung.
    Aber der Geist von Pfingsten weht glücklicherweise, wo er will. Deshalb freue ich mich über eine neue Initiative der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen in unserer Diözese: Seit dem Pfingstfest am vergangenen Sonntag schenken sie uns jetzt zu jedem Sonntag eine Predigt im Internet. Das ist eine Bereicherung, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Unter der Adresse http://www.kath-frauenpredigten.de sind diese Ansprachen jederzeit abrufbar. Der wöchentliche Klick darauf kann zu einer guten Gewohnheit werden, Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen.

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