1 Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat,
2 bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben.
3 Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
4 Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt.
5 Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
7 Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
8 Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
10 Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Autorin:
Sr. Kathrin M. Prenzel, Franziskanerinnenkloster Sießen, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge und im Religionsunterricht
Die Predigt:
Den Himmel auf Erden finden
Liebe Leserin, lieber Leser,
allem Wissenschafts- und Fortschrittsglauben zum Trotz hat der Himmel einen festen Platz in unserem Sprachgebrauch. Wir sprechen von „himmlischer Musik“, fühlen uns wie im „siebten Himmel“ und sogar die Werbung bot uns vor einiger Zeit einen Streichkäse als „himmlische Idee“ an – mit entsprechendem Werbespot. Was anderes kann dies bedeuten, als dass der „Himmel“ Ausdruck einer tiefen Sehnsucht unserer Zeit zu sein scheint. Einer Zeit, in der viele Menschen das Gefühl haben, nur noch funktionieren zu müssen und nicht als Individuum gesehen, anerkannt und gebraucht zu werden. So steigen die Zahlen derer, die voller Angst vor der Zukunft sind oder voller innerer Leere, voller Sinnlosigkeit. Neben diesen persönlichen Erfahrungen kommen dann noch die täglichen Schreckensnachrichten aus aller Welt – wie wenig himmlisch ist doch unsere Welt geworden…
Möge doch der Himmel die Erde berühren! – könnte ein Stoßgebet heute lauten. Ein Himmel, der zur Erde kommt, der uns mit Hoffnung, mit Freude erfüllt. Die Popmusik hat dies schon seit längerem erfolgreich aufgegriffen: da gibt es zum einen das Lied „Alles kann besser werden“ von Xavier Naidoo, in dessen Refrain es heißt: Alles kann /soll besser werden, holen wir uns den Himmel auf Erden. Oder die Gruppe „Silbermond“ mit ihrem Hit Wann reißt der Himmel auf – auch für mich, auch für mich / wann reißt der Himmel auf – sag mir wann, sag mir wann. Noch deutlicher kann eine Sehnsucht nicht ausgedrückt werden. Aber „Silbermond“ bleibt nicht dabei stehen, sondern liefert in ihrem wirklich sehenswerten Video „Himmel auf“ Antworten, wann der Himmel für uns Menschen aufreißt – nämlich immer dann, wenn ich glücklich bin. Und wann man glücklich ist, das erzählen verschiedene Menschen verschiedenen Alters.
Auch die Apostel werden aufgefordert nicht in den Himmel zu starren und darauf zu warten, dass etwas geschieht. Denn im ersten Moment könnte man denken, dass mit der Himmelfahrt Jesu Christi der Himmel wieder verschlossen wurde, da Jesus uns verlässt und zu seinem Vater zurückkehrt. Das Gegenteil ist aber der Fall: die Verbindung zwischen Himmel und Erde ist seit Jesu Auferstehung geöffnet worden und nun geht Jesus, um uns einen Platz vorzubereiten, da auch wir einmal dort sein sollen, wo er jetzt schon ist – im Himmel, beim Vater.
Also doch kein Himmel auf Erden, sondern nur ein Himmel „oben“? Ein Himmel in den Herzen! „Gott wohnt, wo man ihn einlässt“, sagt ein jüdischer Weisheitsspruch. Es ist doch eine wahrhaft himmlische Botschaft, dass Gott in unseren Herzen „den Himmel einrichtet“, d.h. durch uns in der Welt zu wirken beginnt. Und es ist wahr: Immer dann, wenn ich mich auf Gott einlasse, kommt der Himmel zu mir. Dort also, wo Menschen sich ganz auf den Geist Jesu einlassen, wird die Welt menschlicher, freundlicher, himmlischer. So gesehen wird an Christi Himmelfahrt eine Wohnung bereitet, in die der Heilige Geist am Pfingstfest einzieht, um uns für unser Handeln in der Welt auszustatten.
Warten wir nicht darauf, dass sich der Himmel halt irgendwann mal glücklicherweise öffnet, sondern vertrauen wir darauf, dass wir Menschen uns gegenseitig manchmal „den Himmel auf Erden“ schenken können – in kleinen Gesten oder in einer bestimmten Haltung dem Leben gegenüber. Gott schenkt uns zum einen seinen Geist dazu, zum anderen fordert er uns aber auch auf, in die Welt zu gehen und davon zu erzählen, dass der Himmel schon geöffnet ist, dass er in Jesus Christus in unseren Herzen leben kann und jede und jeder daran Anteil haben kann.
Hölle und Himmelfahrt…
….geboren,gelitten,gekreuzigt,gestorben,begraben…,
…auferstanden von den Toten und aufgefahren in den Himmel…
Hat der Auferstandene Christus das „Leben“ SEINER “ Geschöpfe nicht ebenso wie diese als Hölle erfahren ?
Und könnte zB. die Tatsache der höchsten deutschen Suizidrate im überwiegend katholischen Allgäu Ausdruck und Ausweg der so tiefen Sehnsucht nach der himmlische Heimat sein ?