Nicht Freude, Friede, Eierkuchen – 20. Sonntag im Jahreskreis C

Aus dem Evangelium nach Lukas, Kapitel 12
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern – und Jüngerinnen:
49 Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50 Ich muss mit einer Taufe getauft werden und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.
51 Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.
52 Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei,
53 der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Autorin:
Dr. Ulrike Altlherr Dr. Ulrike Altherr, Pastoralreferentin in der Seelsorgeeinheit Guter Hirte – Kolumban in Wendlingen mit Oberboihingen und Köngen mit Unterensingen, verheiratet, eine Tochter

 
Die Predigt:
Nicht Freude, Friede, Eierkuchen

Liebe Leserin, lieber Leser,
auf die Frage, welche Themen wichtig in Religionsunterricht sind, sagte mir einmal eine Schülerin: „Gott, Jesus, Liebe, Frieden.“ Da ist viel Richtiges dran, aber mit dem Frieden ist das so eine Sache. Meine Schülerinnen und Schüler glaubten mir erst einmal nicht, als ich sagte, dass Jesus nicht immer friedlich gewesen ist.

Frieden ist uns wichtig, in der Familie, in der Kirche und in der Welt. Manches Mal sind Christen richtig harmoniesüchtig. „Friede, Freude, Eierkuchen“ sagen wir zuweilen etwas ironisch, aber oft hätten wir es doch gern schön harmonisch und friedlich.

Jesus ist nicht harmoniesüchtig! Er ist durchaus streitbar. „Meint ihr, ich sei gekommen, um den Frieden auf die Erde zu bringen. Nein sage ich Euch, nicht den Frieden, sondern Spaltung.“ Und im Folgenden geht es weiter um Spaltung und Zwietracht, ganz konkret innerhalb von Familien. Oder er spricht auch von „Feuer auf die Erde werfen“. Jesus ist es radikal ernst mit dem, was er lebt und verkündet. Da gibt es kein unverbindliches Angebot, sondern es ist mitreißend wie ein Feuersturm und vermutlich ebenso gefährlich. Und in der Tat hat sich Jesus Feinde geschaffen, die ihn bis ans Kreuz gebracht haben. Es ist wahrscheinlich, dass mit der Taufe, mit der getauft werden muss, sein Tod gemeint ist.
Und auch in der Gemeinde des Lukas war sicher etwas zu spüren von Zwietracht und vielleicht auch schon von Verfolgung um Jesu willen.
Es geht um eine Entscheidung, die Folgen hat, bis hin zum Tod. Jesus ist das bewusst: er trifft die Entscheidung, mit aller Macht das Reich Gottes zu verkünden und zu leben, auch wenn es ihn das Leben kosten wird.

Diese Entschiedenheit erwartet Lukas auch von seinen Leserinnen und Lesern. Jesu Jünger zu sein, für Gottes Reich einzutreten, ist wichtiger als Friede in den Familien. Wir Christen im Westen Europas können uns das gar nicht wirklich vorstellen. Bei uns ist Religion inzwischen so zur Privatsache und Geschmacksfrage geworden, dass niemand mehr deswegen streiten mag und der Zusammenhalt in der Familie gilt vielen als das Wichtigste.

Menschen, die sich wirklich mit aller Konsequenz für Jesus und für Gottes Reich entschieden haben, leben anders als andere. Das können nicht alle verstehen und oft gerade die engsten Angehörigen nicht. Wer sich entschieden hat, wird anecken. Ich glaube, dass es für uns heute darum geht, sich wirklich zu entscheiden, nicht nur ein angenehmes bürgerliches oder postmodernes Christentum zu leben, wo ich mir aussuche, was mir gefällt und nicht weh tut. Meines Erachtens geht es darum, sich von Gott in Dienst nehmen zu lassen und immer mehr zu lernen, was er mit uns vorhat.

Einer, der sich radikal in Dienst nehmen ließ, war Maximilian Kolbe, dessen Gedenktag wir am 14.August begehen. Er hat sein Leben im KZ für einen Familienvater gegeben.

Eine radikale Entscheidung für Gott hat Folgen. Wenn wir ihn und seine Botschaft ernst nehmen, werden wir anders reden, anders handeln, anders leben. Das gefällt nicht allen Menschen. Das kann einen in Widerspruch zu Mitgliedern der eigenen Familie oder zu Freunden, Kollegen bringen. Wir wollen keinen Streit. Freude, Friede, Eierkuchen… wäre uns am liebsten, nur in nichts hineinkommen…
Es geht nicht um Streit und Zwietracht um des Streitens und die Zwietracht willen, doch sie können die Folge einer Entscheidung sein. Die Entscheidung für Gott und sein Reich, so die Erkenntnis des Lukas, ist auch das wert.
Wie viel ist er uns wert, ist er mir wert? Amen

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