Auf, werde licht! – Hochfest der Erscheinung des Herrn

Aus der erste Lesung aus dem Buch Jesaja, Kapitel 60
1 Auf, werde licht denn es kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.
2 Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde / und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2
1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste / unter den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, / der Hirt meines Volkes Israel.
7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Autorin:
_MG_7932-web Birgit DroesserBirgit Droesser, Pastoralreferentin, war tätig in der Gemeindepastoral, in der Klinikseelsorge und im Theol. Mentorat Tübingen

 
Die Predigt:
Auf, werde licht!

Liebe Leserin, lieber Leser,
in den Häusern wird der Weihnachtsschmuck in diesen Tagen abgehängt. Die Sterne und Lichterketten verschwinden wie auf eine geheime Absprache, denn morgen beginnt wieder der Alltag und für viele heute schon die fünfte Jahreszeit: Fasnet, Karneval, Fasching. In diesem Nachklang des Weihnachtsfestes ist es immer wieder ein besonders schöner Brauch, wenn uns die Weisen aus dem Morgenland in Gestalt der Heiligen Drei Könige zuhause besuchen. Sie bringen uns den Zuspruch des Segens und wünschen den Frieden für ein glückliches neues Jahr. Zusammen mit ihrem Sternträger sind sie lichtvolle Gestalten wie die Weisen aus dem Morgenland, an die sie uns erinnern.

Auf, werde licht! Mehr als 2500 Jahre alt sind die Worte des Propheten Jesaja und doch sprechen sie uns unmittelbar an. Auf geht´s – lass dich nicht hängen, brich jeden Tag aufs neue auf, suche das Licht im Kind in der Krippe und vertraue auf seine Kraft. Die gelehrten Astronomen aus Mesopotamien haben diesen Appell buchstäblich in die Tat umgesetzt. Wir hören, dass sie von einem ganz ungewöhnlichen Stern fasziniert waren. Tatsächlich hat es im Zeitraum der Geburt Jesu eine schon lange voraus berechnete äußerst seltene Himmelserscheinung gegeben: eine dreimalige Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische, mit dem Fachausdruck Konjunktion genannt, die sich über mehrere Wochen hinzog. Wenn nun nach antikem Verständnis die Geburt eines Menschen gerne mit dem Aufgang eines Sternes in Verbindung gebracht wurde und Jupiter als der Königsstern galt, dann könnte es so gewesen sein, dass die Gelehrten aus dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris sich durch diese Himmelserscheinung zum Aufbruch gedrängt fühlten und die Mühen, Kosten und Gefahren einer sehr weiten Reise auf sich nahmen, alles, um den König der Könige zu finden. Brich auf – dem Licht nach! Sie passierten Syrien, zogen durch die Hauptstadt Damaskus, vom Norden her durch Israel, um endlich die Hauptstadt Jerusalem zu erreichen.

Auf, werde licht, Jerusalem! Aber dort traf die Karawane nur auf mühsam getarnte Finsternis: Erschrecken erfasst Herodes und die Schriftgelehrten. Ein neugeborener König? Was wird dann aus uns und unserer Machtposition? Listig versucht Herodes die Sterndeuter hinters Licht zu führen. Und mit schauerlicher Gewalt schlägt er zu, als sein Plan nicht aufgeht. Alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren lässt er ermorden. Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie sind dahin, so heißt es im Matthäusevangelium nur wenige Verse weiter.

Wir müssen es immer wieder mit ansehen und hören, dass in unserer Zeit dieses Weinen und Klagen im heiligen Land und den Nachbarstaaten tausendfach andauert. Josef und Maria gelang damals mit ihrem Kind die Flucht. Wie viele Menschen sind heute dort in der gleichen und in einer noch viel schlimmeren verzweifelten Lage!

Auf, werde licht! kann in dieser Situation eigentlich nur bedeuten, die Gewalt zu überwinden, Gedanken des Friedens zu denken und nicht des Verderbens. In diesem Sinne hat Papst Benedikt auch an Weihnachten wieder einen Friedensappell an Syrien und den Nahen Osten gerichtet und dringend politische Lösungen der vielschichtigen Konflikte gefordert.

Aber was hat das mit uns zu tun, so werden Sie vielleicht fragen? Gewalt ist auch für uns kein Fremdwort. Auch in unserer Gesellschaft und in unserem eigenen Leben ist sie überall gegenwärtig. Wie oft geraten wir in Situationen, in denen wir aggressiv reagieren, andere beleidigen und uns auch zu handfester Gewalt hinreißen lassen. Gewalt beginnt im Grunde schon da, wo wir abwertend über andere denken und reden. Wie viele Probleme verdunkeln doch unseren Lebenskreis, weil es uns so schwer fällt, offen und doch rücksichtsvoll, klar und doch wohlwollend miteinander zu sprechen.

Wir brauchen es dringend das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Wer ihn sucht, findet in Jesus ein leuchtendes Vorbild für gewaltfreies Denken, Reden und Handeln. Er hat Auseinandersetzungen allein mit geistigen Mitteln geführt und bis zur Wehrlosigkeit auf Gewalt verzichtet. Sogar in äußerster Todesnot konnte er um Vergebung für seine Peiniger bitten. Und er hat ein für allemal gezeigt, dass die scheinbar so mächtige Gewalt letztlich unterliegt.

Aus uns allein können wir nicht licht werden, klar, rein, konsequent in unserem Denken und Handeln. Wir brauchen das Licht der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit, das in Jesus Christus aufgeleuchtet ist, und die feinsten Verästelungen unseres Herzens erreichen kann. Woher sollten wir sonst den Mut und die Kraft haben, immer wieder neu aufzubrechen.

Die Sterne an meinen Fenstern werde ich noch bis Maria Lichtmess hängen lassen. Weihnachten soll möglichst noch nicht so schnell vorbei sein.

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