Worin sich die Gnade Gottes zeigt – Geburt Johannes des Täufers / 24. Juni

Aus dem Evangelium nach Lukas, Kapitel 1
57 Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft und sie brachte einen Sohn zur Welt.
58 Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59 Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60 Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.
61 Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.
62 Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.
63 Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64 Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65 Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66 Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.
80 Das Kind wuchs heran und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.

Autorin:
IMG_8551Elisabeth Dörrer-Bernhardt,
Pastoralreferentin in Stuttgart- Vaihingen
verheiratet, drei Kinder

 
Die Predigt:
Worin sich die Gande Gottes zeigt

Liebe Leserin, lieber Leser,
Ein Kind ist geboren!
Jede, die schon geboren hat, jeder, der es im familiären Umfeld erfährt weiß, das ist ein Geschenk, Lebensglück, ein freudiges Ereignis.
Wir freuen uns mit den Eltern, wir machen Geschenke und staunen über dieses Wunder, das wir erleben: ein Mensch ist nun greifbar da, ein Wunderwerk der Natur.

Heute feiern wir die Geburt von Johannes, der später Jesus, seinen Cousin taufen wird.
Nur bei ihm und bei Maria, der Mutter Jesu, feiern wir die Geburt und nicht den Todestag als Namenstag.
Alle, die Johanna und Johannes, Jan oder Hanna, Hannelore oder Hans oder ähnlich heißen können heute Namenstag feiern! Herzlichen Glückwunsch!

So beginnt unser heutiges Evangelium auch mit dem freudigen Ereignis einer Geburt, und die Freude über dieses Glück ist besonders groß, findet es doch unerwartet statt: Zacharias und Elisabet sind eigentlich zu alt um Kinder zu bekommen, zudem dachten sie, sie seien unfruchtbar. Und jetzt ist es doch geschehen. Viele freuen sich mit ihnen, Nachbarn und Verwandte, galt es doch damals als Strafe Gottes, unfruchtbar zu sein, selbst wenn der Mann, wie bei den beiden, Priester ist, und das Paar ein vorbildlich religiöses Leben führt. In Vers 6 heißt es: Beide lebten so, wie es vor den Augen Gottes recht ist.

Wie es Brauch war, soll nun das Kind beschnitten werden , und alle kommen zusammen und wollen dem Jungen den Namen des Vaters geben, so wie es eben üblich war.
Doch Elisabet widerspricht!
Nein er soll Johannes heißen.
Ein starkes Stück: alle sind versammelt, Priesterkollegen von Zacharias, der Rabbi, die ganze Verwandtschaft. Und es läuft wie immer, die Männer reden untereinander, bereiten die religiöse Zeremonie vor, bei der die Frauen nichts zu melden haben, besprechen den Namen, und Zacharias bleibt stumm. Seid ihm im Tempel der Engel Gabriel begegnet ist, kann er nicht mehr reden. Er lässt es geschehen, er schreibt auch nichts auf, sondern lässt alles seinen Gang gehen.

Da ergreift Elisabet, die bisher als unfruchtbar Geschmähte, das Wort und widerspricht: Nein er soll Johannes heißen. Die Festgemeinde glaubt es nicht. Keiner in der Verwandtschaft heißt so! Nun wird Zacharias direkt gefragt und erst jetzt schreibt er die Bestätigung des Namens auf: Er soll Johannes heißen, es ist der Name, den ihm schon der Engel Gabriel gesagt hat.
Johannes heißt „Gott ist gnädig“.
In diesem Moment findet er wieder zu seiner Sprache zurück.
Was wird wohl aus diesem Kind werden? so fragen sich die Leute. Es ist für alle deutlich, dass die Hand Gottes mit ihm ist. Welche Gnade wird Gott wohl durch diese Kind schenken?
Soweit unser heutiges Evangelium.

Am heutigen Johannitag gibt es eine große Zahl an Bräuchen, die sich mit der Person des Johannes verbunden haben:
Johannes ist der Vorläufer Jesu, so sagen wir, er tauft ihn, er kündigt ihn an, als einen der größer sein wird als er und der mit Feuer und Heiligem Geist taufen wird, nicht nur mit Wasser, wie er. All dies hat dazu geführt seinen Geburtstag heute zu feiern, heute an einem der längsten Tage des Sommers, an der Sonnwende. Johannes ist einer, der uns vom Licht, das in Jesus erscheint erzählt, ein Licht das heller strahlt als er, ein Licht, das in die nun anbrechende dunklere Zeit – und übertragen – in all unsere eigenen Dunkelheiten kommt.
Das Johannisfeuer, das am heutigen Tag gerne entzündet wird, zeigt die Trennung zwischen Altem und Neuem an.
Der Brauch besagt, dass mit einem Sprung übers Feuer etwas Neues beginnen kann, ein innerlicher Aufbruch, ein Wunsch, den man nun umsetzen möchte. Johannes hat Neues gebracht, er hat die Umkehr der Herzen gepredigt, er hat dazu aufgerufen, neu zu beginnen und dem Neuen zu trauen und er hat auf Jesus verwiesen, der mit Feuer und nicht mit Wasser taufen wird.
Es gibt die Johannisbeeren und das heilende Johanniskraut. Dieses Kraut hilft bei Stimmungsschwankungen, bei Niedergeschlagenheit. Der rote Saft der Beeren und der, den man sieht, wenn man die Blätter oder Blüten des Johannikrauts zerreibt, deuten einerseits auf das blutige Ende des Täufers hin, der von König Herodes enthauptet wird; ihr Rot ist aber zugleich die Farbe der Liebe und Hingabe für eine große Sache und es birgt die Wärme der Sonne in sich, die wiederum mit Jesu Erscheinen in Zusammenhang gebracht wird.
Johannes – „Gott ist gnädig“

Worin zeigt sich die Gnade Gottes?
– Elisabet und Zacharias bekommen ein Kind, sie werden für die damalige Zeit damit rehabilitiert.
Worin zeigt sich die Gnade Gottes?
– Großes kann erwachsen, Gott kann wirken, wenn nicht alles in festen Bahnen läuft, wenn Gott Spielraum bekommt. Wenn eine so wie Elisabet mutig ist und den Mund aufmacht, gegen festgefahrene Strukturen. Sie hat das Vertrauen auf Gott, dass er befreit und seine Gnade zeigt Mit diesem Vertrauen wird sie zu der, die es ermöglicht, dass Gott sich neu zeigen kann.
Worin zeigt sich die Gnade Gottes?
– Johannes wird ein bedeutender Prophet, er kündet Jesus an, er ist ein unbequemer Zeitgenosse, der Missbräuche der damaligen Zeit beim Namen nennt, der sich auf einfache Menschen genauso einlässt, wie mit den Mächtigen sich streitet und der dafür hingerichtet wird. Ein radikaler Mensch, der ausspricht, was falsch läuft.
Und einer, der sich nicht so wichtig nimmt, er kann Jesus größer sein lassen. Sein Ausspruch: “Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ wird gerne auf die Sonnwende bezogen, Jesus wird als das wahre Licht an Weihnachten – nahe der Wintersonnwende – erscheinen.

Wir hatten im Mai den Katholikentag in Mannheim. Wir haben Pfingsten gefeiert, wir sind im Dialogprozess, den die Bischöfe angestoßen haben. Die Kirche ist auf der Suche. Wir Menschen sind vielfältig, wir suchen nach einem Glauben, der uns trägt und der uns Lebensmut und Freude vermittelt.

Wir brauchen Menschen in der Kirche, die wie Elisabet sich trauen zu widersprechen und die deutlich sagen, wo sie Gottes Gnade erfahren.
Wir brauchen auch Menschen wie Zacharias, die Gottes Wege hinterfragen, das Alte eher bewahren wollen, die dem Neuen nicht gleich trauen, die dann aber den Schritt wagen der Stimme Gottes zu trauen und die dann Gott loben und preisen, wie es Zacharias im so genannten Benediktus tut, als er wieder reden kann: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! / Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen .. und damit Tradition mit Moderne verbinden.
Wir brauchen Frauen und Männer wie Johannes, die erkennen, wo wir Erneuerung und Umkehr brauchen und die immer wieder auf Jesus verweisen, der unser wichtigster Kompass bleibt.
Und wir brauchen die Freude am Glauben, der immer wieder wie ein Kind neu geboren werden muss und uns ganz neu von Gottes Liebe erzählen will.
Amen

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3 Antworten auf Worin sich die Gnade Gottes zeigt – Geburt Johannes des Täufers / 24. Juni

  1. Hella Schmidt sagt:

    Liebe Elisabeth, durch Deine heutige E-Mail bin ich auf diese Seite gekommen.
    Es ist eine wunderbare Predigt; ich bedauere es sehr, dass ich bei der Vorbereitung für meinen Wortgottesdienst am 23.06.2012 diese Seite nicht gekannt habe.
    Jetzt habe ich ein Lesezeichen gesetzt und werde auch meine Freundin in Teneriffa darauf aufmerksam machen.
    Danke und herzliche Grüße Hella

  2. Birgit Großmann sagt:

    Liebe Elisabeth, in den letzen Wochen haben mich viele Zeichen begleitet, auf die ich keine Antworten finden konnte. Meine Krankheit hat mich seit mehr als drei Monate zur Ruhe gebracht, oder gezwungen. Meine Sensibilität hat mich sehr verunsichert. Am gestrigen Abend habe ich um Vergebung gebeten für einen großen Fehler, hatte das Gefühl zwischen Himmel und Erde zu sein.Heute ist etwas geschehen, was kaum zu beschreiben ist. In meinem Sinnen kam auf einmal das Wort “ Dreifaltigkeit“ und ich sah meine Träume der letzten Tage in denen ich mich mehrmals dreigeteilt fühlte und auch die Planzen, Gegenstände die mich täglich umgaben wiesen gleiche Merkmale auf. Du solltest wissen, das ich zwar einen Glauben habe, das die Dinge die geschehen, gelenkt werden von größeren Mächten , als ich begreifen kann. Doch nannte ich sie nie den Glauben an Gott oder Jesus. Die Dreifaltigkeit ging mir nicht mehr aus dem Sinn, so das ich mittags anfing zu googlen und traf über über den Trinitatis Kalender zur Ruah. Doch dann fragte ich mich nach dem heutigen Sonntag, ob es einen Grund geben könnte, das ich alles mit anderen Augen betrachtete. Auf Deiner Seite fand ich die Erklärung zur Geburt Johannes. Es gab schon viele Zeichen die mich nicht erreichten im Getöse, der Unruhe und dem Streß unserer Gesellschaft. Da muste mich die höhere Kraft erst durch meine Krankheit senibilisieren, das ich Zeichen und Stimmen wahr nehmen kann und meinem Herzen wieder näher komme. Alles hat seinen Sinn.
    Liebe Grüße Birgit.

    • Elisaebth Dörrer-Bernhardt sagt:

      Liebe Birgit,
      Krankheiten bringen uns oft wieder näher zu uns selbst und unserer Spiritualität. Dabei können wir „heilende“ Kräfte erleben, die uns innerlich stärken auch wenn die Krankheit damit nicht weg ist.
      Wichtig an der Bibelerzählung der Geburt des Johannes finde ich noch, dass Gott sich immer wieder neu Wege sucht, seine Zuwendung zu uns zu zeigen und dass Elisabet und Zacharias beide nicht ihre „Bodenhaftung“ verlieren und ihr Leben als gläubige Juden weiterführen.
      Ich wünsche Dir einen guten Umgang mit deiner Sensibilität, die ja etwas Wertvolles ist, und die Nähe Gottes.
      Elisabeth

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