Wer Gott liebt, wird seine Gebote halten – 3. Fastensonntag B

Erste Lesung aus dem Buch Exodus, Kapitel 20
1 In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg alle diese Worte:
2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
5 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation;
6 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.
10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
13 Du sollst nicht morden.
14 Du sollst nicht die Ehe brechen.
15 Du sollst nicht stehlen.
16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.

Autorin:
Susanne-Walter
Susanne Walter
Gemeindereferentin in Filderstadt
verheiratet, vier Kinder

 
Die Predigt:
Wer Gott liebt, wird seine Gebote halten

Liebe Leserin, lieber Leser,
Im Buch Exodus begegnet uns heute einer der wichtigsten Texte des ersten Testamentes.
Ungefähr Drei Monate sind vergangen, seit Gott das Volk Israel aus der Knechtschaft der Ägypter befreit hat.
Drei Monate, in denen sie durch die Wüste gezogen sind. Sie haben in diesen Monaten erfahren, dass Gott auch in der Wüste für sie sorgt. Jeden Abend und jeden Morgen haben sie genug Essen für alle gefunden.
Jetzt sind sie am Berg Sinai angekommen, und hier spricht Gott selbst zu ihnen.
Er stellt sich ihnen vor und erinnert sie an das, was er für sie getan hat. Er hat sie aus der Sklaverei befreit. Er ist mit ihnen durch die Wüste gezogen, er ist der Ich – bin – Da.

Er nennt ihnen die 10 Gebote als logische Konsequenz dieser befreienden Beziehung zu ihm.
Er führt ihnen vor Augen, wenn sie auf ihn, als ihren Befreier setzen, dann können sie gar nicht anders handeln als so, wie es in den Geboten genannt ist. Vom ursprünglichen Text her kann das „du sollst“ auch mit „du wirst“ übersetzt werden.

Sie denken sich jetzt vielleicht, ja das ist ja ganz schön, aber die Geschichte, und vor allem die Kirchengeschichte hat uns gezeigt, dass es doch nicht so einfach mit der Freiheit ist; bzw. aus diesen Freiheitsgedanken wurde immer mehr eine Einengung. Gebote schreiben mir vor, wie ich mich zu verhalten habe und die Kirche hält mir das auch mit ihren Moralvorstellungen deutlich vor Augen.

Wie ist das also mit den zehn Geboten?
Wörtlich übersetzt heißt Deka – Log einfach zehn Worte.
Gott gibt seinem Volk also zehn Worte mit.

Die ersten drei Worte betreffen die Beziehung zwischen Gott und Menschen:
I. Du sollst /wirst keine anderen Götter neben mir haben
Wieso sollte ich einen Gott, der mich befreien und mir seine Liebe schenken will, gegen einen anderen Gott eintauschen?

II. Du sollst/wirst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
Klar, nicht fluchen, das fällt uns schnell ein.
N. Wandinger – er ist Professor am Institut für Systematische Thologie der Uni Innsbruck – hat in einem Artikel zu den zehn Geboten einen interessanten Aspekt genannt: Er weist darauf hin, dass der Name Gottes immer dann missbraucht wird, wenn Gott als Gegner der Menschen dargestellt wird. Dann, wenn er rachsüchtig oder unterdrückend genannt wird, dann, wenn mit Gott gedroht wird.

III. Gedenke des Sabbats, halte ihn heilig
Das ist heutzutage gar nicht so einfach. Viele Menschen müssen am Sonntag arbeiten. Ich denke dabei nicht in erster Linie an die Betriebe, die damit ihren Umsatz steigern, sondern an die, deren Dienst dem Leben dient, wie z.B. in pflegerischen Berufen oder auch im Transportwesen.
Dieses Gebot weist natürlich auf die Schöpfung.
In sechs Tagen hat Gott die Welt geschaffen, am siebten Tag ruhte er.
Er muss einen Ausgleich zur Arbeit geben. Wenn ich immer nur arbeite, dann gehe ich kaputt. In Ruhezeiten kann ich mich erholen und Kraft schöpfen für die Arbeit.
Wir stecken schnell in der Gefahr, diese Zeit der Erholung gleich wieder zu verplanen und beklagen uns dann über Freizeitstress!
Vielleicht täte es ganz gut, einmal wirklich einen Tag terminfrei zu lassen und die Schöpfung Gottes zu genießen…

Kommen wir nun zum zweiten Teil der Gebote:
Die Gebote 4 bis 8 regeln das konkrete Zusammenleben von uns Menschen.
So lässt sich aus dem oben genannten folgender Gedanke weiterspinnen:
Wenn ich Gott als befreienden Gott erfahre, dann gilt das auch für meine Mitmenschen. Ihnen ist diese Freiheit genauso geschenkt und diese gilt es zu achten und zu fördern.
In unserer Gemeinde haben wir zu diesem Thema einen Gottesdienst gestaltet und zu den einzelnen Geboten Ideen gesammelt, wie diese verstanden werden könnten.
Diese Gedanken möchte ich ihnen hier zum Selbst – Weiterdenken nennen:

IV Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt·
. Ich beziehe meine Eltern in Entscheidungen, die sie betreffen, z.B. um einen Pflegeplatz, ein
· Ich akzeptiere die Wünsche meiner Eltern – auch im Alter

V Du sollst nicht töten·
. „wenn Blicke töten könnten“
· ich kann jemanden auch mundtot machen
· jemanden nicht beachten, nicht anschauen kann genauso tödlich sein

VI Du sollst nicht die Ehe brechen
Das ist wohl eines der schwierigsten Gebote, da wir wissen, dass Ehen scheitern können – und Menschen oft sehr unter dieser gescheiterten Beziehung leiden. In unserem Gottesdienstteam kamen uns da einige Gedanken, die wir für hilfreich und wichtig halten:
· wie viel Freiheit gestehen sich die Ehepartner zu?
· müssen die beiden „ein Herz und eine Seele“ sein?
· ist ein eigener Freundeskreis, unabhängig vom Partner akzeptiert?
· Eine Partnerschaft ist immer im Wandel, je nach Alter und Situation der Kinder. Es ist wichtig, gemeinsame Zeiten zu leben.

VII Du sollst nicht stehlen·
. wie ist das mit Ideendiebstahl?
· einfach etwas mitgehen lassen, z.B. beim Hotelurlaub oder im Laden eine Kleinigkeit mitgehen lassen, wie es viele Jugendliche tun.

VIII Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
damit ist auch folgendes gemeint:
· Politisch taktieren
· Tatsachen verdrehen
· anschwärzen
· petzen
· verraten

Und nun kommen wir zu den letzten beiden Geboten:
IX Du sollst / wirst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen, nicht nach der Frau deines Nächsten
X nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört

Diese beiden Gebote hören sich zunächst wie eine Wiederholung an – sind es aber nicht.
Es geht darum, von welchen Motiven unser Handeln bestimmt ist. Es geht um Eifersucht, Neid und Missgunst und falsche Vorbilder.
Sie fordern uns dazu auf, Gott als Vorbild unseres Handelns zu nehmen – dankbar zu sein, für das, was ich habe und nicht nach dem zu schauen, was andere mehr haben.
Es geht darum Ernst zu machen mit der Liebesbotschaft Gottes an uns Menschen.
Dann wandelt sich das „Du sollst“ in ein „Du wirst“.

Und auch wenn wir immer wieder scheitern, können wir darauf vertrauen, dass Gott mit uns geht und uns aus unseren eigenen Ängsten und Zwängen immer wieder neu befreit.

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