Nicht Bewunderer, sondern Nachfolgerinnen und Nachfolger – 13. Sonntag im Jahreskreis C

Aus dem Evangelium nach Lukas, Kapitel 9
51 Als sich die Tage erfüllten, dass er hinweggenommen werden sollte, fasste Jesus den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen.
52 Und er schickte Boten vor sich her. Diese gingen und kamen in ein Dorf der Samariter und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53 Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54 Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie verzehrt?
55 Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56 Und sie gingen in ein anderes Dorf.
57 Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
58 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59 Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben.
60 Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
61 Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen, die in meinem Hause sind.
62 Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

Autorin:
Dr. Ulrike Altlherr Dr. Ulrike Altherr, Pastoralreferentin in Herrenberg

 
Die Predigt:
Nicht Bewunderer, sondern Nachfolgerinnen und Nachfolger

Liebe Leserin, lieber Leser,
vergangene Woche bekam ich eine email: „Wollen Sie Thomas Bock auf instagram folgen?“ Erstens kenne ich keinen Thomas Bock und zweitens will ich niemand folgen, habe ich mir gedacht und die mail einfach gelöscht. Wem will ich folgen und wem nicht? Von wem sind Sie follower? Wer ist Ihnen so wichtig, dass Sie ihm oder ihr nachlaufen?

Wenn man so will, waren die ersten follower Jesu, die Jüngerinnen und Jünger, von denen die Bibel erzählt. Jesus nachzufolgen führt letztendlich zum Heil, ist aber alles andere als ein Zuckerschlecken, wie der heutige Evangelientext erzählt.

Alle Menschen haben das Grundbedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Auf diesem Hintergrund müssen Jesu Worte an diejenigen, die sich zu ihm bekennen und ihm nachfolgen wollen, besonders hart klingen:
Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester. Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Wer sich für den Weg Jesu entscheidet, der muss sich offenbar auf ein unstetes Leben ohne festes, sicheres Zuhause einrichten. Der muss, wie es scheint, auch mit liebgewordenen Bindungen und selbstverständlichen Pflichten radikal brechen: Lass die Toten ihre Toten begraben…. Diese Kompromisslosigkeit, diese Härte machen einem Angst und man fragt sich verunsichert: Kann ich dem überhaupt genügen? Bin ich zur Nachfolge überhaupt brauchbar, wenn ich abgesichert und im Wohlstand lebe? Ist Nachfolge nur etwas für wirklich heilige Menschen?

Jesu Worte sind kompromisslos – das muss man zugeben. Wenn wir ihre Bedeutung und ihren Anspruch aber richtig erfassen wollen, dann müssen wir hinsehen, in welche Situation hinein und zu wem sie gesprochen sind. Wenn man diese Worte hingegen aus ihrem Zusammenhang reißt und sie als eine zeitlose Aufforderung an alle versteht, dann wird man weder der Absicht des Evangelisten Lukas noch Jesus selbst gerecht. Und man überfordert die Menschen.

Mit Bedacht hat der Evangelist Lukas drei verschiedene Worte unter dem Stichwort der Nachfolge gesammelt und sie an den Beginn von Jesu Wanderung nach Jerusalem gestellt. Unterwegs sprechen ihn zwei Menschen an, die sich bewusst entschlossen haben, Jesus nachzufolgen. Einen dritten ruft Jesus selber zu sich in die Nachfolge. Allen muss aber gleich am Beginn des Weges klar werden, worauf sie sich im äußersten einlassen, wenn sie mit ihm gehen. In der Jesusnachfolge geht es wirklich um Tod und Leben.

Wie sich die drei dann konkret entschieden haben, ob sie Jesus auch tatsächlich auf seinem Weg gefolgt sind oder ob sie die harten Worte abgeschreckt haben, das sagt uns das Evangelium nicht. Aber der Evangelist Lukas gibt seiner Gemeinde hier indirekt eine Frage mit, eine Frage, die wir uns heute ebenfalls stellen können: „Wie ernst ist es euch mit Jesus und seiner Botschaft vom Reich Gottes?“ Diese Frage fordert uns auf, die Karten offen zu legen und sich ehrlich darüber Rechenschaft zu geben, woran das eigene Herz wirklich hängt. Hängt es denn nicht allzu oft am Geld und am Besitz und an dem, was man oder frau in der Öffentlichkeit darstellt? Wenn das so ist, dann wird es in der Tat schwer, Jesu Ruf überhaupt zu hören, geschweige denn sich selbst in irgendeiner Weise auf den Weg der Nachfolge zu machen. Dann bewegt sich nichts.

Der Ausspruch “Jesus Christus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger” wird dem dänischen Philosophen, Schriftsteller und Theologen Søren Kierkegaard zugeschrieben. Es ist nicht damit getan, Jesu Worte und Taten zu bewundern, sondern jede und jeder soll sich auf den Weg machen und in Jesu Sinn reden und handeln. Wer sich auf den Weg Jesu machen will, dem oder der wird damals wie heute die Aufgabe zugewiesen: „Geh hin und verkündige das Reich Gottes!“ Lebe in Wort und Tat, das was du vom Reich Gottes verstanden hast. Spüre wozu du berufen bist. Und es gibt nicht nur die Berufung zum Priester oder zur Ordensfrau, sondern je eigene ganz persönliche Berufungen als Christ, als Christin.

Nachfolge heißt, sein Leben an diesem Jesus zu orientieren. Jesus selbst verweist uns aber weiter auf etwas Größeres: auf das Reich Gottes. Jeder Mann und jede Frau kann sich heute auf den Weg der Nachfolge machen. Wir brauchen dazu keine religiösen Athleten zu sein. Besonders charismatisch begabte Frauen und Männer, die in radikaler Weise die Nachfolge Jesu leben, können uns mit ihrem Beispiel dabei helfen, dass wir auf unserem Weg immer in die richtige Richtung gehen.

Das Reich Gottes zu verkünden, ist die vorrangige Aufgabe der Kirche. Die Kirche selbst ist noch nicht das Reich Gottes. Sie steht aber ganz im Dienst der Verkündigung dieses Reiches. Darauf muss sie sich auch immer wieder besinnen, bei allem, was sie nach innen und außen tut und sagt.

Stets müssen wir uns aber im Klaren darüber sein, dass wir durch unser Gebet und unser Engagement das Reich Gottes nicht selber schaffen können. Es ist letztlich ganz von Gott her! Unsere Mühe und unsere Arbeit ist deshalb keineswegs umsonst. Gar die Hände in den Schoß zu legen und nur auf das Kommen des Reiches zu warten wäre verkehrt. Gott setzt ja gerade auf unseren Dienst. Bei allem Engagement braucht es also ein ordentliches Maß an Gelassenheit und Gottvertrauen.

Wichtig für alle ist der Leitstern, den Jesus vorgegeben hat: das Gottesreich, in dem alles heil und gut ist. Dort wird auch unser großes Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit seine Erfüllung finden. Ja, Jesus braucht keine Bewunderer, er will Nachfolger und Nachfolgerinnen – mich und dich und Sie.
Amen!

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