Ein Loblied auf Gott und sein heilsames Wirken für uns – Hochfest der Geburt des Herrn

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 1
1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
2 Dieses war im Anfang bei Gott.
3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.
7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Autorin:
Susanne-WalterSusanne Walter, Gemeindereferentin in Stuttgart-Filderstadt

 
Die Predigt:
Ein Loblied auf Gott und sein heilsames Wirken für uns

Liebe Leserin, lieber Leser,
Musik tut der Seele gut
Hören Sie auch gerne Musik? Oder singen sie vielleicht selbst gerne? Bei Musik kann ich entspannen, mich mitfreuen, austoben, ruhig zuhören, genießen oder Ärger und Frust abbauen – je nach Stimmungslage. Musik tut einfach der Seele gut. Meiner Familie habe ich in diesem Jahr einen Adventskalender mit Liedern und passenden Spruchkarten oder Bildern dazu „gebastelt“. Lieder geben Erlebnisse, Empfindungen und Gedanken anders weiter als gesprochenes Wort, sie können mein Inneres oft tief berühren. In den Gottesdiensten vermissen wir in diesem Jahr das gemeinsame Singen doch sehr. Wir können „nur“ im gesprochenen Wort Gott danken, loben oder auch klagen.

Der Johannesprolog ist gesungene Verkündigung
An Heilig Abend haben wir in erzählerischer Form das Geschehen der Geburt von Jesus gehört, wie sie der Evangelist Lukas aufgeschrieben hat. Johannes will mit seiner Fassung des Weihnachtsevangeliums seiner Gemeinde nicht die Ereignisse der Geburt beschreiben, sondern erzählen, was der tiefere Sinn dieser Geburt bedeutet. Diesen Sinn packt er in Liedform.

Wenn Kinder Texte lernen sollen, dann können sie diese in Liedform viel schneller auffassen und wiedergeben, als nur in gesprochenem Wort. Vielleicht hatte das Johannes ja auch im Hinterkopf als er diesen Hymnus schrieb. Leider wird dieser Text viel zu selten gesungen und die ursprüngliche Melodie ist gar nicht mehr bekannt. Es gibt aber verschiedene moderne Vertonungen. Eine stammt von Erhard Quack und wird zumindest in Filderstadt ab und zu am Weihnachtstag gesungen.

Nun aber zum Inhalt des Liedes:
Es werden praktisch keine Fakten erzählt. Der Johannesprolog ist ein Loblied auf Gott und sein heilsames Wirken für uns Menschen. Durch Jesus Christus ist allen Menschen Licht, Leben, Gnade und Wahrheit geschenkt. Johannes verwendet starke Bilder in seinem Hymnus.Zwei dieser Bilder möchte ich mit ihnen näher anschauen: Die Bilder Wort und Licht.

Das Bild vom Wort
Johannes schlägt einen großen Bogen vom Anfang der Bibel bis zu Jesus Christus.
Im Anfang war das Wort, so beginnt er. Gott schuf die Erde durch sein Wort, das wird in der Schöpfungserzählung im Ersten Testament ganz deutlich. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden. Gott selbst ist erfahrbar in der Schöpfung. Er ist untrennbar mit seiner Schöpfung verbunden. Gott ist im Anfang, heißt es, auch wenn es oft mit am Anfang wiedergegeben wird. Gott schuf Himmel und Erde, trennte Dunkelheit vom Licht, schuf die Tiere, Pflanzen und uns Menschen. Er schuf uns als sein Ebenbild – welche Würde ist uns dadurch gegeben!
Menschen gehen ihre eigenen Wege – das musste Gott schmerzlich erfahren. Das erste Testament ist eine Sammlung von Erzählungen über diese eigenen Wege von Menschen, aber auch das Aufeinander-Zugehen und das Nachgehen von Gott.

Mit Jesus wagt Gott einen Neuanfang. Wieder durch sein Wort:Ein Engel kommt zu Maria und verkündet ihr dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird. Sie antwortet: Mir geschehe nach deinem Wort.Sie verlässt sich darauf, dass das Wort Gottes richtig und wichtig für sie und die Zukunft von so vielen Menschen sein wird.

Das Bild vom Licht
Johannes erzählt weiter: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Stellen sie sich vor, dieses Licht leuchtet seit Jahrhunderten für uns Menschen. Haben Sie schon einmal einen Menschen durch den Schein einer Kerze betrachtet? Im Licht einer Kerze werden die Formen weicher. Das Gegenüber beginnt förmlich zu leuchten. Vielleicht will Johannes uns ermuntern, unsere Mitmenschen mit und durch dieses Licht zu betrachten.

In Jesus wird das Wort lebendig und will Licht für unser Leben sein
Und dann schließlich schreibt Johannes: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.Jesus ist das menschgewordene, lebendige Wort Gottes. Die Menschen der Bibel haben ihn gesehen, konnten mit ihm reden, lachen, weinen, ihn anfassen. Er war greifbar da. Er hat Menschen geheilt, ihnen Würde und Ansehen gegeben, er hat ihr Leben zum Leuchten gebracht. Wir leben über zweitausend Jahre später. Wir lesen und hören die Erzählungen aus der Bibel. Sie können für uns aber genauso lebendig sein oder werden. Die Geschichte Gottes mit den Menschen hat mit dem Tod Jesu nicht aufgehört – Jesus ist auferstanden, das feiern wir an Ostern. Gott hat uns seinen Geist gesandt, das feiern wir an Pfingsten. Menschen haben andere Menschen von Gott, von Jesus begeistert, so entstanden die ersten Gemeinden. Deshalb können wir Jahr für Jahr Feste unseres Glaubens feiern und von unserem Glauben singen, wie es Johannes getan hat.

Gott wagt jedes Jahr einen Neuanfang mit uns – an Ostern und an Weihnachten. Welches Glück! Vielleicht sollten wir neue Formen von Liedern und Gedichten finden und unsere eigenen Hymnen singen.
Beginnen Sie doch gleich heute damit!

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Eine Antwort auf Ein Loblied auf Gott und sein heilsames Wirken für uns – Hochfest der Geburt des Herrn

  1. gabriele sagt:

    Liebe Susanne,
    die Aufforderung zu singen, jetzt wo wir das nicht im Gottesdienst dürfen – wohltuend.
    Unsere eigenen Hymnen zu finden – dazu hat Jesus die Menschen ermutigt.
    Danke für Deine Predigt.

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