Licht der Welt – 5. Sonntag im Jahreskreis A

Erste Lesung aus dem Buch Jesaja, Kapitel 58
So spricht der HERR:
7 Brich dem Hungrigen dein Brot, /
nimm obdachlose Arme ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleiden ihn/
und entziehe dich nicht deiner Verwandtschaft.
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot /
und deine Heilung wird schnell gedeihen. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, /
die Herrlichkeit des HERRN folgt dir nach.
9 Wenn du dann rufst, /
wird der HERR dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: /
Hier bin ich. Wenn du Unterjochung aus deiner Mitte entfernst, /
auf keinen mit dem Finger zeigst und niemandem übel nachredest,
10 den Hungrigen stärkst /
und den Gebeugten satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf /
und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern – und Jüngerinnen:
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Autorin:
Passfoto A.R.Angela Repka, Offenbach, Literaturübersetzerin, verheiratet, zwei Söhne, vier Enkelkinder, Ausbildungskurs zum Diakonat der Frau, diakonische Tätigkeit in der Pfarrgemeinde

 
Die Predigt:
Licht der Welt

Liebe Leserin, lieber Leser,
in der dunklen Jahreszeit entzünde ich morgens gern eine Kerze auf unserem Esstisch und freue mich am milden Schein, der sich sogleich im Raum verbreitet und das Herz erwärmt. Dabei erinnere ich mich oft an ein chinesisches Sprichwort, in dem es heißt: Statt dich über die Dunkelheit zu beklagen, zünde lieber ein Licht an. Ein guter Rat – nicht nur in dunklen Morgen- oder Abendstunden oder bei trübem Wetter.

Es gibt so viele Dunkelheiten in uns selbst und um uns her. Da reicht manchmal schon ein freundliches Lächeln oder ein Gruß, um die Stimmung aufzuhellen. Ein kleines Wort der Aufmunterung kann Mut machen für den Weg zur Schule oder zum Arbeitsplatz. Ich kann mich auch entscheiden, ob ich den Plastiksack im Supermarkt wirklich brauche oder der Umwelt zuliebe besser darauf verzichte. Und ob ich mitmache, wenn pauschal auf Ausländer oder Andersdenkende geschimpft wird – ob ich vielleicht nicht doch ein Wort finden kann, das die Tiraden stoppt und zum Frieden beiträgt.

So gibt es im Alltag manche kleine Gelegenheit, die mich vor die Wahl stellt: Zünde ich ein Licht an oder trage ich dazu bei, dass das Dunkel größer wird? Oft fehlt ja nicht viel, ob das Pendel zur einen oder zur anderen Seite ausschlägt. Aber genau da greift der Ausspruch Jesu aus dem heutigen Evangelium: Ihr seid das Licht der Welt. Er macht den Jüngern und Jüngerinnen damals ebenso wie uns Christinnen und Christen heute klar, auf welche Seite seine Leute gehören, dass sie ihre Entscheidung nicht dem Zufall überlassen dürfen.

Selig, die keine Gewalt anwenden, die sich sehnen nach Gerechtigkeit, die Barmherzigen, die Friedfertigen… das hat Jesus kurz davor in seiner Bergpredigt gesagt. Und auch in der heutigen Lesung aus dem Buch Jesaja wird deutlich, auf welcher Seite Gott steht und bei welchen Menschen das Licht zu finden ist: bei denen nämlich, die den Armen Brot, Kleidung und Obdach geben, die der Unterdrückung ein Ende machen, die nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sie verleumden und die sich nicht der Verantwortung für ihre Familie entziehen.

Dabei geht es nicht nur um Almosen, sondern um die Gestaltung einer Gesellschaft und Welt, in der die Menschen erhalten, was sie für ein würdiges Leben brauchen. Sie sollen Gott als Licht der Welt erfahren und in Dankbarkeit jubeln können. Unser kleines Licht darf sich Tag für Tag, Stunde um Stunde, Augenblick für Augenblick am göttlichen Licht entzünden und mit ihm zum Licht der Welt werden.

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