Ein Tag des Durchatmens – 9. Sonntag im Jahreskreis B

Erste Lesung aus dem Buch Deuteronomium, Kapitel 5
So spricht der Herr:
12 Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.
13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.
14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.
15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.

Antwortpsalm 81
Kehrvers: Lobet Gott den Herrn, denn er ist unsere Zuflucht.
3 Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, die liebliche Leier, dazu die Harfe!
4 Stoßt am Neumond ins Widderhorn, am Vollmond, zum Tag unsres Festes!
5 Denn das ist Satzung für Israel, Entscheid des Gottes Jakobs.
6 Das hat er als Zeugnis für Josef erlassen, als er gegen Ägypten auszog. Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm:
7 Seine Schulter hab ich von der Bürde befreit, seine Hände kamen los vom Lastkorb.
8 Du riefst in der Not und ich riss dich heraus;
10 Kein fremder Gott soll bei dir sein, du sollst dich nicht niederwerfen vor einem fremden Gott.
11 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. Weit öffne deinen Mund! Ich will ihn füllen.

Autorin:
C-Bettin-komprimiert-200x300Christina Bettin, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach – Süd im Bistum Aachen

 
Die Predigt:
Ein Tag des Durchatmens

Liebe Leserin, lieber Leser,
es treibt mich die Bitte um, dass Gott alles von mir fernhalten möge, was mir schadet und dass er mir zukommen lässt, was mir gut tut. Gerne möchte ich mein Leben zufrieden und glücklich leben, im Einklang mit mir und meinen Mitmenschen, mit den nahen und fernen, mit einem Wohlgefühl möglichst rundum.

Bei all den vielen täglichen Anforderungen, Termindruck, Hektik, Stress, Belastungen, Sorgen, Aufgaben, Tristesse, Alltagsgrau, Eintönigkeit, …verliere ich allerdings oft aus dem Blick, was mir und meiner Mitwelt wirklich gut tut. Ich re-agiere dann nur noch und agiere nicht mehr bewusst. Ich werde gleichsam von außen gelebt und lebe weniger selbstbestimmt aus eigener innerer Überzeugung. So verlagern sich ungewollt die Prioritäten und mir fehlt der Abstand, die nötige innere Distanz, die eine kritische Reflexion erst möglich macht.

In dieser Situation kommt bei mir das Sabbat-Gebot in den Blick. – Noch eine Anforderung, die ich erfüllen muss? Nein, ich denke eher, dass genau dieses Sabbat-Gebot mein Rettungsanker sein möchte. Es birgt nämlich die Möglichkeit zum Ausstieg aus der täglichen Tretmühle. Was für ein Angebot! Eine Art Verpflichtung zur Unterbrechung und zur Erholung. Das umfasst in meinen Augen zum einen die profan klingende körperliche Regeneration, neue Kraft zu schöpfen, Wellness, wenn Sie so wollen; das meint darüber hinaus aber sicherlich noch weit Tieferes: Ein Auftanken für die Seele…das Spirituelle… in der Glaubensgemeinschaft…im gemeinsamen Beten und Feiern. Mit dem Sabbat-Gebot, und auch dem christlichen Sonntags-Gebot, sind wir eingeladen uns all dessen zu vergewissern, davon zu künden und schließlich davon im Alltag neu auszustrahlen. Das Ganze will also alles andere als eine zusätzliche Bürde, Anforderung und Belastung sein, sondern darf vielmehr mit ganz viel Freude verbunden sein: Freude am Genuss, Freude an der Erholung, Freude an sozialen Kontakten, Freude an meinem und der anderen Wohlergehen.

Das auszudrücken bietet vielleicht der heutige Psalm 81 die passenden Worte an:
R: Lobet Gott, den Herrn;
Denn er ist unsere Zuflucht.
3 Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, die liebliche Leier, dazu die Harfe!
4 Stoßt am Neumond ins Widderhorn, am Vollmond, zum Tag unsres Festes!
5 Denn das ist Satzung für Israel, Entscheid des Gottes Jakobs.
6 Das hat er als Zeugnis für Josef erlassen, als er gegen Ägypten auszog. Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm:
7 Seine Schulter hab ich von der Bürde befreit, seine Hände kamen los vom Lastkorb.
8 Du riefst in der Not und ich riss dich heraus;
10 Kein fremder Gott soll bei dir sein, du sollst dich nicht niederwerfen vor einem fremden Gott.
11 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. Weit öffne deinen Mund! Ich will ihn füllen.

Der Sonntag darf für uns Christinnen und Christen ein Tag des Durchatmens sein. Schon Sonntagmorgens bemühe ich mich darum mit bewussten Atemübungen am offenen Fenster. Voll Dankbarkeit atme ich dann die gute klare, frische Luft tief in mich ein, um sie ganz aufzunehmen, mich erfüllen zu lassen; alles Belastende der vergangenen Woche versuche ich wegzuatmen und abzugeben in die sorgende, barmherzige Liebe Gottes. Ich darf meine Lungen neu füllen lassen mit seinem göttlichen Atem. Ich möchte die Schöpfung einatmen mit ihrem Sauerstoff, der der Photosynthese von so überreich viel geschenktem Grün im Frühjahr entstammt. Dadurch empfinde ich eine Verbundenheit mit allem Geschaffenen, mit allem, was um mich herum lebt: Pflanzen, Tieren, Menschen. Alle gemeinsam werden wir erfrischt, gestärkt und mit Leben beschenkt von Gott her… alle Morgen neu! Was für ein großes Geschenk! –

Im Alltag fehlt mir manchmal die Muße das alles wahrzunehmen, in mich aufzunehmen und in mir zum Schwingen zu bringen. Mir ist bewusst, dass das gar nicht allen Menschen in den unterschiedlichen Berufen mit Früh- und Spätschichten möglich ist, in der Industrie mit ihren Maschinen, in den Versorgungsunternehmen, bei den Rettungskräften oder in der Pflege. In vielen vielen Branchen wird selbstverständlich auch am Sonntag gearbeitet, auch für mich! Deshalb ist in mein sonntägliches Innehalten auch der Dank an all jene Menschen mit eingeschlossen. Am Sonntag ist mir diese Muße eben auch dafür in besondere Weise von Gott her zugedacht. Ich spüre, wie sie mir gut tut und ich dabei ein Eingebettet-Sein in ein größeres Ganzes empfinde.

Biblisch gesehen ist mit dem Sonntags-Gebot nicht nur ein Hier und Jetzt gemeint, sondern auch eine eschatologische, also eine endzeitliche Komponente, ein Ausblick nämlich auf himmlische Zustände. Himmlische Zustände stelle ich mir frei von ausbeuterischen oder ungerechten Verhältnissen vor und überhaupt, frei von jeglichen Sorgen und Nöten.

Am Sonntagmorgen lasse ich mich nicht nur beim bewussten Atmen neu erfüllen von Gottes gutem, belebendem Geist, auch beim Gottesdienst im gemeinsamen Gebet und Gesang kann ich es spüren. Auch hier atme ich ihn ein durch die Worte der Bibel, durch die Gemeinschaft der Mit-Glaubenden und durch das stärkende Mahl. Insgesamt klingt das vielleicht etwas altbacken und fast nicht mehr zeitgemäß, ja! Das glückt leider nicht immer und in jedem sonntäglichen Gottesdienst, diese Erfahrung mache ich leider auch. Aber ich bin doch froh, wenn es sich hin und wieder genauso ereignet!

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