Fürchtet euch nicht! – 12. Sonntag im Jahreskreis A

Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache
Erste Lesung aus dem Buch Jeremia, Kapitel 20
Jeremia sprach:
10 Ach, ich hörte das Gerede von Vielen: Grauen ringsum! Verklagt ihn! Wir wollen ihn verklagen! Selbst alle Menschen, die in Frieden mit mir verbunden sind, warten gespannt auf meinen Sturz. Vielleicht lässt er sich verführen, dann können wir ihn überwältigen und uns an ihm rächen.
11 Aber Gott steht mir wie ein starker, kraftvoller Mann bei. Deshalb werden die, die mich verfolgen, straucheln und nichts erreichen. Gedemütigt werden sie zutiefst, denn sie bleiben ohne Erfolg – eine immerwährende und unvergessliche Schmach.
12 GOTT der Gewalten prüft die Gerechten, schaut Herz und Nieren an. So werde ich deine ausgleichende Gerechtigkeit an ihnen erleben, denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
13 Singt GOTT, preist GOTT! Denn Gott hat das Leben eines armen Menschen aus der Hand derer gerettet, die Böses tun.

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 10
In jener Zeit sprach Jesus zu den zwölf Jüngern:
26 „Fürchtet die Menschen nicht! Es gibt nichts Verhülltes, was nicht aufgedeckt werden wird, und nichts Verborgenes, was nicht bekannt wird.
27 Was ich euch in der Dunkelheit sage, das sagt im Licht! Und was euch ins Ohr geflüstert wird, das verkündet von den Dächern!
28 Ängstigt euch nicht vor denen, die den Körper töten. Das Leben aber können sie nicht vernichten. Fürchtet vielmehr die Macht, die Körper und Leben in der Hölle vernichten kann.
29 Werden nicht zwei Spatzen für Kleingeld verkauft? Und doch fällt keiner von ihnen ohne Gott zur Erde.
30 Nun sind aber sogar eure Haare auf dem Kopf alle gezählt!
31 Habt nun keine Angst, wie verschieden seid ihr und die Spatzen.
32 Denn zu allen, die sich zu mir bekennen vor den Menschen, werde auch ich mich bekennen vor Gott, für mich Vater und Mutter im Himmel.
33 Aber die mich verleugnen vor den Menschen, werde auch ich verleugnen vor Gott im Himmel.“

Autorin:
A. TrautmannAndrea Trautmann, Pastoralreferentin, Geistliche Diözesanleiterin BDKJ/BJA in der Diözese Rottenburg – Stuttgart

 
Die Predigt:
Fürchtet euch nicht!

Liebe Leserin, lieber Leser!
Fürchtet euch nicht – unzählige Male begegnet uns dieser Zuruf in der Heiligen Schrift. Fürchte dich nicht – schon im Alten Testament sagt es Gott immer wieder seinem Volk, vor allen aber seinen Propheten und Prophetinnen. Er beruft sie, er schätzt sie wert und erteilt ihnen einen Auftrag. Auf die erschrockene Antwort der Berufenen, erwidert ihnen Gott: Fürchte dich nicht!

Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Mit diesen Worten ermutigt Jesus im heutigen Evangelium seine Jünger und Jüngerinnen, sich auf den Weg zu machen, um den Menschen das Evangelium, zu verkünden. Jesus spricht ihnen Mut zu, weil er weiß, dass diese Botschaft keine ungeteilte Zustimmung finden wird. Was er ihnen im Dunkeln, im Verborgenen, in ihrem Innersten sagt, das sollen sie öffentlich verkünden.

Christlicher Glaube ist in der Geschichte nicht selten mit der Erfahrung von Bedrängnis und Verfolgung verbunden gewesen. In heutiger Zeit hören wir die erschütternden Erfahrungen, die manche Christinnen und Christen im Nahen Osten und in Afrika machen, wenn sie sich zu Christus bekennen. Unsere Situation hier ist eine ganz andere. Wir werden nicht verfolgt, wenn wir den Glauben bezeugen. Wir sind keinen massiven Anfeindungen ausgesetzt, wenn wir versuchen, Prinzipien, die das Evangelium vorgibt, zu vertreten. Keiner und keinem von uns wird ein Haar gekrümmt, wenn wir uns kirchlich engagieren.

Fürchtet euch nicht! Ob wir Christinnen und Christen heute, ein so eindringliches Wort auch brauchen?
Fürchtet euch nicht – wenn ihr euch am Arbeitsplatz bedeckt haltet, damit ihr mit eurer christlichen Überzeugung bei niemandem aneckt?
Fürchtet euch nicht – wenn ihr in der Kirchengemeinde keinen Mut habt, um Jesu willen für die einzutreten, die keinen guten Namen haben, die nicht richtig katholisch sind, die am Rand stehen?

Die bittere Feststellung des Propheten Jeremia ist nicht weit hergeholt: Wer deutlich Position bezieht, wird angefeindet, besonders dann, wenn er dazu aufruft, gewohnte Lebensweisen zu korrigieren und festgefahrene Strukturen der Unmenschlichkeit aufzubrechen. Das Schicksal des Jeremia sollte uns nicht gleichgültig bleiben. Denn auch wir sind Propheten und Prophetinnen. Durch die Taufe haben wir teil am Prophetenamt Christi. Und es ist Jeremia, der unter allen Propheten Jesus in seinem Schicksal am ähnlichsten ist. Deswegen ist die Taufe eine Berufung, wach zu sein und leidenschaftlich wie ein Prophet/ eine Prophetin.

Ängstigt euch nicht vor denen, die den Körper töten. Das Leben aber können sie nicht vernichten. Fürchtet vielmehr die Macht, die Körper und Leben in der Hölle vernichten kann. Keine Drohung mit der Hölle, sondern eine Ermutigung steht hinter diesem Jesuswort. Jesus weiß um die reale Lebensbedrohung, der seine Jüngerinnen und Jünger ausgesetzt sind. Ihn selber hat seine Botschaft ans Kreuz gebracht. Und gleichzeitig will er seinen Jüngern und Jüngerinnen sagen, dass menschliche Gewalt keine Macht über ihre Seele hat, sondern allein Gott.

Die Jünger und Jüngerinnen sollen nicht ihren Verfolgern gegenüber mutig sein, weil sie Angst vor der Hölle haben. Sie dürfen ihnen mutig gegenüber treten, weil sie wissen, dass da einer ist, der größer ist und der alle Macht hat, auch über ihr Eigentliches, ihre Seele. Nun sind aber sogar eure Haare auf dem Kopf alle gezählt! Habt keine Angst! Ein noch eindrücklicheres Bild für die Fürsorge Gottes um jeden und jede Einzelne kann kaum gefunden werden. Gott kennt uns und schützt uns. Diese Zusage mag für die Jüngerinnen und Jünger damals genauso unvorstellbar gewesen sein, wie für uns heute. Teresa von Avila hat es so gesagt: „Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

Darum fürchtet euch nicht!

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3 Antworten auf Fürchtet euch nicht! – 12. Sonntag im Jahreskreis A

  1. Furchtbar diese Gender-Sprache! Furchtbar diese Übersetzung. Und dann diese oberflächliche Deutung.
    Mulier tacet…..

    • Birgit Droesser sagt:

      Die Predigt ist knapp und konzentriert, aber oberflächlich? Wie kommen Sie zu dieser Beurteilung? Das würde mich interessieren.
      Dass Sie die Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache „furchtbar“ finden, erstaunt mich nicht. Sie benützt wechselnde und ungewohnte Gottesbegriffe, um darauf aufmerksam zu machen, dass Gott der ganz Andere ist und nicht nur männlich zu denken, wie wir es gewohnt sind. Und was das heutige Evangelium angeht, ist diese Übersetzung gegenüber der offiziellen Einheitsübersetzung insofern die genauere, weil im griechischen Text nichts davon steht, dass es Gottes, bzw. des Vaters „Wille“ sei, „wenn ein Spatz zur Erde fällt“. Es ist viel genauer, davon zu sprechen, dass nichts „ohne Gott“ geschieht (so auch die Lutherübersetzung). Doch ist bei weitem nicht alles Gottes Wille. Gott sei Dank!!! Darum: Fürchtet euch nicht!

    • Lydia sagt:

      Johannes bedeutet übersetzt: Gott ist gnädig. Davon finde ich bei diesem Kommentator nichts. Namen ist nicht immer omen und manchmal wäre es auch klüger, die Männer schweigen.Bezeichnend, dass Birgit Droesser keine Antwort erhält.

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