Lass es nur zu – Taufe des Herrn / A

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 3
13 In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.
14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?
15 Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.
16 Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.
17 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Autorin:
PassbildSabine Mader, Pastoralreferentin, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, Klinikseelsorgerin im Klinikum Esslingen

 
Die Predigt:
Lass es nur zu

Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Treffen zweier großer wichtiger Männer – wie sehr ist uns so etwas aus den Medien bekannt. Es wird inszeniert und jeder möchte sich ins beste Licht rücken, Führungsstärke und Kompetenz ausstrahlen. Wie ganz anders wird das Treffen der beiden wichtigen Männer des Neuen Testamentes Johannes der Täufer und Jesus gezeigt. Johannes geht ganz auf in der Rolle des Wegbereiters, des Vorboten. Er weiß, da kommt jemand, dem kann er nicht das Wasser reichen, dem will er sich in all seiner Demut unterordnen. Und zu seiner Überraschung ist es Jesus, der sich ihm anvertraut und von ihm getauft werden will, nicht umgekehrt. Ganz neu werden die Rollen geschrieben: es geht nicht darum, seine eigenen Vorstellungen durchzusetzen sondern darum, vor Gott hinzutreten und sich ganz seinem Plan unterzuordnen. Johannes versteht erst nicht, warum er Jesus taufen soll, den Menschen, der sowieso schon ganz in Gott und ganz Gott ist. Die Antwort Jesu hat es für mich in sich: Lass es nur zu! Nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen.

Das Handeln dieser beiden Männer steht damit nicht mehr für sich, sondern wird ganz in den Heilszusammenhang Gottes gestellt. Lass es nur zu! klingt für mich ungemein wohltuend. Nicht: Du musst aktiv sein und immer unter dem Druck stehen, nur ja alles richtig zu machen. Sondern lass Dich ein auf die Heilsgeschichte Gottes mit Dir und den Menschen. Die Taufe Jesu steht am Anfang seines öffentlichen Wirkens und ist damit auch Programm. Gott wirkt Heil durch Jesus und jeder, der sich diesem Wirken hingibt, darf erleben, dass der Himmel offen ist.

In meiner Arbeit als Klinikseelsorgerin erlebe ich so viele Menschen, die an einem zu schwer gewordenen Leben zerbrechen. Menschen, die es gewohnt waren, alles selbst zu bestimmen und zu planen, auch noch für andere mit, und die dann kraftlos zusammenbrechen und keinen Sinn mehr sehen. Lass es nur zu! ist ein Satz, den ich dann immer gerne wieder als Entlastung sage. Hab Vertrauen darin, dass Gottes Plan immer auch ein Heilsplan ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Nimm an, was Du nicht ändern kannst und vergeude nicht Deine Kraft in einem Kampf, den Du nicht gewinnen kannst.

Auch für mich selbst ist dieses Lass es nur zu! ein unendliches Lernfeld. Strukturieren, Gestalten, Planen, Vordenken macht mir großen Spaß und gibt mir Sicherheit. Und doch ist es in vielen Situationen genau das falsche. Denn wenn es wirklich eng wird, Leid so groß wird, dann hilft oft nur mehr, sich ganz in Gottes Plan zu geben. Zu verstummen und zu hoffen, dass sich der Himmel öffnet, dass jemand anderer für einen selbst Partei ergreift und zeigt, wie groß seine Liebe für jede und jeden von uns ist.

Für mich ist das das große Wunder am Wirken Jesu, dass er nicht nur machtvoll als Gott handelt sondern auch viel in Demut geschehen lässt. Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist, am Kreuz gesprochen, ist Ausdruck seines Lebens davor. Begegnungen mit dem irdischen Jesus entbehren damit jeglicher Inszenierung – es gibt keine starre Rollenzuschreibung, wie Johannes sie gerne gehabt hätte, sondern lebendiges und auch überraschendes Geschehen vor den Augen Gottes. Jesus zieht mit offenen Augen durch die Welt und lässt sich von jeder Begegnung neu herausfordern. Wer sich dem öffnen kann, wer sich überraschen lassen kann, wird unendlich beschenkt mit Lösungen, die wir uns selbst nie ausdenken hätten können.

Lass es nur zu! Sagen Sie sich immer wieder selbst diesen Satz zu! Oder vielleicht auch negativ umschrieben: Verhindere nicht, was Gott an Dir Heilvolles wirken will. Lass die Zügel etwas aus der Hand, um beschenkt werden zu können, wie nur Gott schenken kann. Lass es nur zu! und werde Teil eines Heilsgeschehen, das Gott uns immer wieder neu zusagt.
Lass es nur zu!

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