Meine Schatzkiste – 17. Sonntag im Jahreskreis A

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 13
Jesus sagte zu den Menschen, die sich um ihn versammelt hatten:
44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Autorin:
Bild Andrea 3Andrea Rapp, Gemeindereferentin, Seelsorgeeinheit Horb – Steinachtal, ab September Reutlingen – Nord

 
Die Predigt:
Zum Abschied aus der Seelsorgeeinheit Horb – Steinachtal
Meine Schatzkiste

Liebe Leserin, lieber Leser,
Was bringt es mir? Das ist doch immer die Fragestellung in der heutigen Zeit. Was habe ich davon, wenn ich etwas tue oder nicht. Und deshalb auch die Frage: was bringt mir der Glaube, was habe ich davon zum Gottesdienst in die Kirche zu gehen?
Darauf bekommen wir heute im Evangelium eine Superantwort: wir bekommen einen Schatz, wir erhalten eine kostbare Perle. Besser könnte es doch gar nicht kommen! Und doch kritisiert Jesus mit dieser Bildrede unser Verhalten auch: der Schatz im Acker wird zufällig gefunden. Er ist nicht das Ergebnis unserer Anstrengung. Was im Acker verborgen ist, ist ein Geschenk an uns. Jesu Gleichnis aber redet vom Reich Gottes. Das Reich Gottes ist kein Menschenwerk, es ist Geschenk Gottes an uns. Und doch ist dieses Geschenk nicht ohne unser Zutun zu haben, es fällt nicht einfach vom Himmel. In aller Deutlichkeit sagt Jesus: wer mit diesem Geschenk etwas zu tun haben will, wer ins Reich Gottes kommen will, wem Gott nicht egal ist, wer sein Leben in Verbindung mit Gott sieht, der muss sich dieses Geschenk etwas kosten lassen. Gottes Reich kann auf Erden nur Wirklichkeit werden, wenn wir Menschen uns ganz von ihm erfüllen lassen.

Und was ist jetzt in meinem Leben so wichtig, dass ich bereit bin, dafür andere Dinge zurückzustellen? Die Bibel antwortet auf solche Fragen, indem sie einen Gott vorstellt, der dort erfahrbar ist, wo Menschen nicht nur nach sich selbst sehen. Es ist der Gott, der bei Menschen ist, die füreinander da sind, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen. Es ist der Gott, der mit Menschen geht, denen das Recht auf Leben für alle wichtig ist. Es ist der Gott, der sich den Menschen zeigt, die beginnen, in seinem Namen die Welt zu verändern, auch wenn sie zuerst das Gefühl haben, nur den berühmten Tropfen auf den heißen Stein vergießen zu können. Die Bibel gibt Zeugnis von Menschen, die Gott in ihr Leben aufnehmen und dann neue Prioritäten in ihrem Leben setzen. In seiner Freude verkauft der Mann alles, was er besaß, heißt es in der Evangeliumsgeschichte heute, um den Acker zu kaufen, der den Schatz enthält.
Jesus macht es vor, was solche Menschen erfüllt: Er zieht unermüdlich durch ganz Galiläa, um das Reich Gottes zu predigen. Er fordert die Menschen auf, sich diesem Reich anzuschließen, weil nur dort das Leben in Fülle zu finden ist. Er gibt den Menschen Zeichen für das kommende Reich Gottes. Er heilt Kranke, treibt Dämonen aus, reicht denen die Hand, die niemand um sich haben will und schenkt sogar neues Leben.

Wir wissen nicht, was für einen Schatz der Mann im Evangelium gefunden hat. Jesus erzählt es nicht. Nur, dass es für ihn so wichtig und so wertvoll ist, dass er alles andere dafür aufgibt. Ein Schatz! Was ist das überhaupt? Wenn ich meine Schüler im Religionsunterricht das frage, dann kommen Antworten wie Geld, Gold, Edelsteine, Schmuck, usw. Also alles Dinge, die unser Leben materiell reich machen, die uns, wenn wir solch einen Schatz finden würden, zu einem reichen, angesehenen Menschen machen würden. Einen Schatz finden, das kam früher häufig vor, weil man in Kriegzeiten seinen Besitz gern vor Feinden versteckte. Noch heute können wir solche Schätze finden. Ein Schatz ist aber keine Garantie für Glück. Von Perlen weiß der Volksmund, dass sie Tränen bedeuten. Geld allein macht nicht glücklich, wenn gleich wir es notwendigerweise zum Leben brauchen.
Was kann das hier also für ein Schatz sein? Was könnte für uns so ein Schatz sein? Sind auch wir bereit für unseren wertvollsten Schatz so einen radikalen Schritt zu tun? Alles aufgeben? Das muss schon sehr wertvoll sein, um diesen Schritt zu tun. Ich glaube viele Dinge können für uns ein wertvoller Schatz sein. Und ich glaube, dass auch Menschen für uns so ein Schatz sein können. Menschen, die Gott uns geschenkt hat.

Für mich gab es in den vergangenen vier Jahren, in denen ich hier bei Ihnen, bei Euch sein durfte, viele solche Schätze. Menschen, die mich begleitet haben und mit denen ich arbeiten durfte. Menschen, bei denen ich einfach so vorbeikommen durfte. Menschen, mit denen ich den Glauben feiern und leben durfte. Es gibt so viele Erinnerungen, die ich in meine persönliche Schatzkiste tun darf und einfach mitnehmen darf. Ich denke an:
Minifreizeiten, Miniausflüge, die Romwallfahrt letztes Jahr, Firmungen und die Vorbereitungszeit dazu, Sternwallfahrt nach Untermarchtal, Kinderbibeltage, immer wieder Aktionen in und mit den Kindergärten, Gottesdienste, Religionsunterricht, Jugendwochenenden, ökumenische Zusammenarbeit, Krabbelgottesdienste, Fahrt zum Kirchentag , Osterkerze gestalten und vieles mehr. Ich kann unmöglich alles aufzählen.
Das und die Menschen, mit denen ich diese Dinge erleben durfte sind mein Schatz, den ich jetzt mitnehmen darf! Meine Schatzkiste ist heute gefüllt mit Erlebnissen und Menschen von meinen vier Jahren hier. Und ich würde mich freuen, wenn die Ihre, die Eure auch von mir ein bisschen gefüllt worden wäre!

Und der Mann im Evangelium? Was war der Schatz für ihn? Wir wissen es natürlich doch, was er gefunden hat. Worüber seine Freude so riesig war, dass er alles verkaufte um den Acker mit diesem einmaligen Schatz zu besitzen. Jesus sagt es uns gleich zu Anfang: Sein Schatz ist das Himmelreich. Das Reich Gottes also, an dem auch wir mit bauen dürfen. Das auch durch uns ein Stückchen wirklicher werden kann, das auch uns froh und glücklich machen möchte. Die Frage an uns ist, wie viel wir dafür aufwenden wollen. Und es gilt noch immer: man muss alles, was man hat, dafür einsetzen. Es braucht auch heute Menschen, die das Geschenk Gottes annehmen, die die Initiative Jesu aufgreifen, die Liebe und Solidarität in die Welt tragen und so dem Reich Gottes unter uns zur Ausbreitung verhelfen, Menschen, die sich dafür das Schönste antun, einen Sinn im Leben gefunden zu haben, der der wertvollen Perle gleicht.

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Eine Antwort auf Meine Schatzkiste – 17. Sonntag im Jahreskreis A

  1. Benedikta sagt:

    Auch Ihre „Frauenpredigt “ ist eine Schatzkiste. Danke dafür!

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