In jedem Weltuntergang schenkt Gott den Neuanfang – 33. Sonntag im Jahreskreis B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 13
Jesus sagte zu seinen Jüngerinnen und Jüngern:
24 In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen;
25 die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
26 Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.
27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
29 Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht.
30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.
31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Autorin:
Susanne-WalterSusanne Walter, Gemeindereferentin in Filderstadt, verheiratet, vier Kinder

 
Die Predigt:
In jedem Weltuntergang schenkt Gott den Neuanfang

Liebe Leserin, lieber Leser,
Plötzlich sitzt das halbe Land im Dunkeln –
So lautete die Überschrift in einer Tageszeitung vor ein paar Jahren. Im größten Teil Brasiliens fiel an einem Abend der Strom aus, komplett. Zuerst gingen alle Lichter aus, dann brach das Stromnetz zusammen und kein Telefon, kein Handy, keine Ampel, kein Fahrstuhl, nichts ging mehr. Viele hatten auch Angst, dass sich welche die Situation zu Nutze machen und in Wohnungen einbrechen, bzw. Menschen ausrauben würden. Doch es blieb vergleichsweise ruhig, bis auf das Chaos auf den Straßen, weil alle Ampeln ja auch ausgefallen waren, Straßenbahnen nicht fuhren, die Menschen aber nach Hause wollten. Ausgelöst wurde die Finsternis durch einen Temperaturumsturz mit Unwetter. Da hat wahrscheinlich der eine oder die andere auch an den Weltuntergang gedacht. Aber: kann man an Naturereignissen den Fortgang der Geschichte ablesen? Wir können Prognosen abgeben, wie es mit unserer Erde weitergeht, wenn wir weiterhin so räuberisch mit den Schätzen der Natur umgehen, der Klimaerwärmung keinen Einhalt gebieten. Wir führen Kriege um wirtschaftliche oder politische Ziele zu verfolgen und nehmen den Tod von vielen Menschen dafür in Kauf. Die Möglichkeit eines von Menschen herbeigeführten Weltuntergangs ist durchaus real und aktuell!

Ich denke, dass viele Menschen die Zerstörung unserer Welt für durchaus wahrscheinlich halten, wenn nicht morgen oder übermorgen, so doch in nicht allzu ferner Zukunft. Die Menschheit scheint auf dem besten Wege zu sein, sich ihren eigenen Untergang zu bereiten. Aber ob das wirklich das Ende der Welt ist? Die Gemeinde des Markusevangeliums war von ähnlichen Sorgen bedrängt. Apokalypsen – Beschreibungen des Weltuntergangs – waren für diese Zeit nichts Besonderes. Die Christen damals erlebten die Gefahr hautnah: Die damalige Welt war von Römern beherrscht, der Tempel von Jerusalem war zerstört. Die junge christliche Gemeinde stand vor der Frage, wie es mit ihr angesichts von Verfolgung weitergehen würde. Das muss doch das Ende der Welt sein.

Das Evangelium spricht da eine andere Sprache. Die aktuellen Ereignisse sind nicht der Untergang. Denn niemand kennt Tag und Stunde, nur Gott allein. Und wenn das Ende dann tatsächlich kommt, wird dieses Ende für die Gemeinde Jesu heißen, dass Christus selbst sie zu sich sammelt und sie vollendet. Ein Trost, der nicht vertröstet, sondern Hoffnung macht. Zugleich aber muss mit dem Druck umgegangen werden. So gibt die Verheißung Jesu, Trost und Hilfe, wenn er sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“Die Angst vor dem Ende ist dennoch da, auch unter uns Christen. Denn wir erleben es ganz konkret immer wieder, dass eine Welt tatsächlich einstürzt. Menschen erleben es, indem sie betroffen erfahren, was auf unserer Erde an Gewalt, an Zerstörung und Katastrophen immer wieder geschieht – und was uns heute ja hautnah in den Bildern des Fernsehens bis in unsere Wohnungen gebracht wird. Denken wir allein an die Berichte von den vielen Menschen die auf der Flucht sind.

Menschen erleben aber noch viel mehr solche Katastrophen in ihrem eigenen Leben.
Manche denken immer wieder an das zurück, was sie in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und danach erleben mussten, die Schrecken der Front oder der Bombennächte in unseren Städten, die Brutalität der Vertreibung aus der Heimat oder einer langen Kriegsgefangenschaft. Menschen erleben und erleiden heute und hier in ihrem Leben immer wieder, dass eine Welt zusammenstürzt: Etwa wenn der Partner oder das eigene Kind schwer krank ist oder stirbt, eine Welt stürzt ein, wenn eine Partnerschaft und Ehe zerbricht. Eine Welt kann einstürzen, wenn der Arbeitsplatz verloren geht. Nichts auf Erden ist unzerstörbar, nichts im gesamten Universum hat auf ewig Bestand.

Und wie ist die Antwort Jesu? Er verweist auch auf die Natur: Wenn der Feigenbaum Blätter treibt, wissen wir der Sommer ist nahe. Im Herbst wenn der Baum alle Blätter verloren hat, ist er nicht tot, er sammelt Kraft für den nächsten Frühling, um neue Blätter zu treiben. Mit dem Verweis auf den Feigenbaum wählt er ein zweifaches Symbol. Zum einen ist er einer der wenigen Bäume in Israel, der tatsächlich seine Blätter verliert, zum anderen ist er in vielen Religionen ein Symbol der Fruchtbarkeit und in der Bibel ein Sinnbild für ein sorgenloses Leben im Paradies.

Jedes Ende ist nicht nur Zerstörung, sondern auch Erneuerung, nicht nur Vernichtung, sondern auch Verwandlung. Was Gott geschaffen hat, fällt nicht einfach wieder ins Nichts zurück, als hätte es das alles nie gegeben, sondern nun beginnt etwas Neues. Darauf können wir uns verlassen.

Jesus schließt mit den Worten: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte bleiben”. Er zeigt den Menschen damals und heute, auf ihn ist Verlass. Schaut auf mich, vertraut mir, auch im Chaos bin ich da, auch in den dunklen Stunden lasse ich euch nicht allein. Ich bin der auf den ihr gewartet habt. Ich will euch Hoffnung und Zuversicht geben. Mit mir bricht ein neues Reich an. Das hat den Menschen damals Mut gemacht, das kann auch uns heute Mut machen.

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Eine Antwort auf In jedem Weltuntergang schenkt Gott den Neuanfang – 33. Sonntag im Jahreskreis B

  1. Walter sagt:

    gebiert also die täglich erfahrbare menschliche Tragödie den Glauben an die Transzendenz ?
    An den allmächtigen Alles-Macher,den Chaos-Macher und Neu-Schöpfer ?
    Den ohnmächtigen Geschöpfen bleibt somit nichts als die Hoffnung auf
    SEIN Mitleid…
    Hier unterscheiden sich Schamanismus und „Offenbarungstheologie“ nur unwesentlich.

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