Hört auf die Stimme Jesu und erhebt eure Stimme für seine Botschaft – 34. Sonntag im Jahreskreis B / Christkönigssonntag

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 18
In jener Zeit fragte Pilatus Jesus:
33b Bist du der König der Juden?
34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?
36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
37 Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Autorin:
Rings-Kleer Marita Rings – Kleer, Gemeindereferentin in der Gemeinde St. Josef, Saarbrücken, Bistum Trier

 
Die Predigt:
Hört auf die Stimme Jesu und erhebt eure Stimme für seine Botschaft

Liebe Leserin, lieber Leser,
was haben Maria Callas, Heinz Erhart und Willi Brandt gemeinsam? – Ich will sie nicht lange raten lassen: es ist ihre jeweils sehr markante Stimme. Ob Operndiva, Komiker oder Politiker, ihre Stimme war ihr Markenzeichen. Mit ihrer Stimme haben sie sich ihr Geld verdient oder, als Politiker, sich Gehör verschafft. Wer oder was jemand in unserer Gesellschaft ist, das hängt oft genug von seiner Stimme ab und auch davon, wie sehr seine oder ihre Stimme gehört wird.

Es gibt Menschen, deren Stimme sehr viel Gewicht hat, und das heißt dann auch gleichzeitig, sie haben sehr viel zu sagen. In der Politik heißt das dann: Sie haben nicht nur ihre eigene Stimme, sie haben auch die Stimmen anderer Menschen bekommen, um ihre eigene mächtig genug werden zu lassen. Auch Menschen, die nichts mit Politik zu tun haben, wollen, dass man sie hört, und so kommen Shows wie „Voice of Germany“ zustande. Unbekannte nutzen die einmalige Gelegenheit, bei einem großen Publikum über ihre Stimme zu Wort zu kommen.

Und dann gibt es natürlich auch die Menschen, die keine Stimme haben. Im engen Sinne all die, die körperlich stumm sind, weil sie ein Handicap haben, oder all diejenigen, die im übertragenen Sinn stumm gemacht wurden, indem man ihnen alle Würde und alle Rechte genommen hat. Diktatoren z.B. schränken als Erstes meist die Meinungs- und Pressefreiheit ein, um Menschen mundtot zu machen, ihnen ihre Stimme zu nehmen.

Aber das, was wir Menschen denken, fühlen und vor allem wollen, braucht eine Stimme, um es zu formulieren, um es anderen Menschen kundzutun. Also ist Sprechen-Können ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Eine Stimme zu haben ist etwas Urmenschliches und das nicht nur, weil das Sprechen uns von den Tieren unterscheidet. Auch Tiere kennen Laute und da, wo sie genutzt werden, um z.B. den Nachwuchs an sich zu binden, da sprechen wir sogar von sozialem Verhalten im Tierreich. Die Stimme ist für uns Menschen auch deshalb enorm wichtig, weil wir mit ihr ausdrücken können, was wir wollen; wir können Informationen austauschen und Botschaften übermitteln, wir können Dinge, Situationen und auch Gefühle beschreiben. Mit unserer Stimme können wir Menschen trösten, ermutigen, zum Lachen bringen. Die Stimme ist sogar das wichtigste Musikinstrument. Wir brauchen die Stimme auch, um gleichlautenden Wörtern ganz unterschiedliche Bedeutungen zu geben, und selbst dann, wenn wir unsere Botschaften aufschreiben, kann sie erst unsere Stimme auf andere wirken lassen.

Dazu zwei Beispiele:
Der englische König George, Vater der jetzigen Königin Elisabeth, stotterte. Seine Stimme gehorchte ihm nicht, erst recht dann nicht, wenn er unter Druck stand. Nach dem Rücktritt seines Bruders als König war er nun derjenige, der sein Volk durch den 2. Weltkrieg führen sollte. Aber immer dann, wenn er vor großem Publikum reden sollte, versagte seine Stimme, niemand nahm ihn wirklich ernst. Aber mit dem neuen Medium Radio kam er besser zurecht. Ein Sprachtrainer begleitete ihn immer zu den Übertragungen und half ihm, ohne zu stottern, zu einem Millionenpublikum zu sprechen und den Menschen Mut zu machen.
Auf der anderen Seite des Kanals genau die andere Situation: Hier waren sprachgewandte Demagogen am Werk, die kraft ihrer Stimme Hundertausende auf einen grausamen Krieg einschwören konnten. Und auch heute noch nutzen Hassprediger ihre Stimme, um ihre Botschaft zu platzieren und wirken zu lassen.

Eine Stimme allein reicht aber nicht, sie wird erst mächtig, wenn sie auch eine Botschaft transportieren kann, in der Familie genauso wie auf der Weltbühne, in der Politik genauso wie in religiösen Gemeinschaften. Und eine Botschaft hatte Jesus, als er, nur mit der Kraft seiner Stimme ausgestattet, als Prediger über die Dörfer zog und das Reich Gottes verkündete. Oder wie Johannes es im heutigen Evangelium formuliert: Jesus war gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Und das tat er mit der Vollmacht eines Königs.

In Zeiten, in denen es noch keine Mikrophone und Verstärker gab, da musste ein Herrscher, ob weltlich oder kirchlich, durchaus in der Lage sein, eine große Kirche oder einen Thronsaal mit seiner Stimme zu füllen. Auch wenn es da Hilfsmittel wie Kanzeln oder erhöhte Throne gab, eine laute und kraftvolle Stimme gehörte also zu den wichtigen Eigenschaften eines Herrschers. Sie stand dabei auch für Selbstbewusstsein, Kompetenz und Macht. Und wenn diese Stimme dann auch noch eine überzeugende Botschaft verkündete, war der Herrscher perfekt. Ein stotternder König wie George von England hatte da wirklich schlechte Karten.

Doch bei Jesus war es anders. Auch wenn Jesus sich im Evangelium als König bezeichnet, auch wenn er die Stimme eines Königs hatte, seine Botschaft war eine ganz andere. Keine Botschaft zum Herrschen, sondern eine frohe Botschaft. Eine Botschaft, die all jenen Mut, Zuversicht und Hoffnung zusprach und auch heute noch zuspricht, die ohne Stimme sind. Jesus wollte ein König sein, ein König, der allen Menschen, die in der Welt keine Stimme hatten und haben, Gehör verschafft. Er wollte nicht über sie herrschen, sondern ihre Not und Sorgen wenden. Er wollte aber auch, dass die Menschen auf seine Stimme hörten und hören, denn das, was er zu sagen hatte, sollte weitergesagt werden, als Botschaft weitergetragen werden.

Und eine von den unzähligen Menschen, die die frohe Botschaft Jesu nicht nur hörten, sondern mit ihrer Stimme weitersagten, war die Heilige Cäcilia, deren Gedenktag wir heute am 22.November feiern. Jene berühmte Märtyrerin, die um 200 n.Chr. lebte und redete, gehörte zu denen, die nicht schwiegen, sondern trotz Lebensgefahr, ihre Stimme erhoben und das Evangelium von Jesus Christus verkündeten. Sie sagte, was sie glaubte, und so musste ihre Stimme mit Gewalt zum Schweigen gebracht werden. Dass die Heilige Cäcilia trotzdem zur Schutzpatronin der Kirchenchöre und Organisten wurde, gehe auf einen Übersetzungsfehler im Mittelalter zurück, sagt man. Vielleicht war es tatsächlich ein Übersetzungsfehler, vielleicht aber schreibt Gott auch einfach nur auf einer krummen Zeile gerade und will uns sagen:
Nutzt eure Stimme, schweigt nicht!
Redet von Gott, redet von Jesus Christus, bekennt euren Glauben!
Tut dies mit Worten und Reden!
Oder tut es mit Liedern.
Und wenn ihr es mit Gesang tut, so setzt ihr eurem Bekenntnis noch eins drauf: Ihr singt auch noch zur Ehre und zum Lob Gottes.

Wir wissen nicht, wie die Stimme Jesu geklungen hat, aber wir wissen, dass sie eine große Wirkung auf die Menschen damals hatte. Seine Stimme und vor allem seine Botschaft. Diese Stimme, diese Botschaft, konnten über zwei Jahrtausende nicht zum Verstummen oder Schweigen gebracht werden und so gilt auch für uns heute noch der Aufruf: Hört auf meine Stimme.

Wir alle sind also immer wieder eingeladen und in Zeiten wie heute sogar aufgefordert, nicht nur seine Stimme zu hören und seine Botschaft zu verstehen, sondern wir sind auch aufgerufen, unsere Stimme zu erheben, um seine Botschaft in die Welt zu tragen und lebendig werden zu lassen. Wie das geschehen kann? Dazu gibt es viele Möglichkeiten, eine ist die Kirchenmusik. Eine andere ist der Einsatz für all die, die im Augenblick keine Stimme haben.

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4 Antworten auf Hört auf die Stimme Jesu und erhebt eure Stimme für seine Botschaft – 34. Sonntag im Jahreskreis B / Christkönigssonntag

  1. Walter sagt:

    …die Wahrheit wahrnehmen…
    hat denn nicht die vorherrschende “ Konsum- Liturgie “ die Kirchen leergefegt ?
    Vielleicht sollte es mehr Pfarrer geben, die der „Stillen Messe“ den ihr gebührenden Platz im Kirchenjahr einräumen ?
    Nur die Stille hilft beim richtig hören und ( für ) wahrnehmen .
    Vielleicht meint der andere Chronist dies, wenn er den Christus sagen lässt, man solle sich in seiner Kammer einschliessen ,um zum Vater zu beten… (Matth.6,24)

  2. Walburga Rüttenauer-Rest sagt:

    Bezug auf Walter
    Dann bräuchte ich nicht in die Kirche gehen. Ich könnte alles in meinem Kämmerlein mit Gott ausmachen. Jesus hat auch alleine gebetet zu seinem Vater. Aber er hat mit den Menschen, die ihm folgten, zusammen gebetet und in dem Gebet, dass er ihnen als Beispiel für ein Gebet geschenkt hat, heißt es: Vater unser…. unser tägliches Brot..vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Im kleinen Kämmerlein müsste das Wort „Uns“ durch „Ich“ und „unser Brot“durch mein „Brot“ ausgetauscht werden. Er hat das Abendmahl nicht mit Petrus allein gefeiert oder alleine verzehrt. Die stille Messe erzieht den Beter zum Egoisten und war auch deshalb so beliebt, weil man nach einer halben Stunde seine Pflichte erfüllt hatte.

    • Walter sagt:

      Egoisten…
      ist es nicht sinnvoll,sich einmal in der Stille selbst in/vor dem Christus
      wahr – zunehmen ?

      Stille Messe- Selbstbestimmung ?
      „Konsum-Messe“- Fremdbestimmung ?

      Wer hat die Macht über meine Seele ?
      die Kirche bestimmt nicht ! Gott sei Dank …

  3. Walburga Rüttenauer-Rest sagt:

    Natürlich kann ich mich in mein Kämmerlein zurückziehen und mit Gott Zwiesprache halten. Doch die Eucharistiefeier sollte in Gemeinschaft geschehen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Nicht umsonst wurde im 2. Vaticanum beschlossen, dass nur im Notfall die stille Messe zugelassen sein sollte.

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