Bekenntnis und Versprechen – Fronleichnam B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 14
12 Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jüngerinnen und Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
13 Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm,
14 bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?
15 Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!
16 Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.
22 Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.
23 Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus.
24 Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
25 Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.
26 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

Autorin:
Sr.Kathrin 05 Ausschnitt Sr. Kathrin M. Prenzel, Franziskanerinnenkloster Sießen, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge und im Religionsunterricht

 
Die Predigt:
Bekenntnis und Versprechen

Liebe Leserin, lieber Leser,
neulich habe ich in einem Park eine Gruppe von jungen Leuten gesehen. Sie saßen beieinander, doch starrte jeder in sein Handy und schrieb irgendwelche Nachrichten. Miteinander gesprochen haben sie nicht. Eine extreme Erfahrung, die sicher nicht für „die Jugend“ schlechthin steht, denn meine Schülerinnen und Schüler erlebe ich anders – Gott sei Dank. Und doch macht mich diese Erfahrung nachdenklich, weil sie für eine Tendenz unserer Zeit steht: wir kommunizieren lieber auf Abstand per Handy miteinander, haben zwar hunderte Freunde auf facebook, aber wirklich in Beziehung zu gehen, fällt vielen Menschen immer schwerer. Wir bleiben lieber Zuschauer anstatt uns durch menschliche Beziehungen innerlich zu bewegen und bewegen zu lassen.

Wie gut tut es da, wenn sich am Fronleichnamsfest Menschen aufmachen und bewegen lassen von diesem Gott, und ihn durch ihre Städte und Dörfer tragen – nicht als ein folkloristisches Fest mit Blumenteppichen, das Touristen anlockt, sondern als Bekenntnis, dass sie in Beziehung sind mit jemandem, der wichtig für sie ist, zu dem sie stehen, von dem sie sich in ihrem Leben bewegen lassen: Gott bzw. Jesus Christus. Wenn dann die Monstranz unter dem oft wunderschön gestickten Baldachin – dem „Himmel“ – getragen wird, geben sie ein weiteres Bekenntnis ab: sie zeigen ganz konkret, dass dieser Gott nicht fernab von uns ist, sondern auch unter dem Himmel, unter uns Menschen: an den Orten, wo wir leben, auf den „Straßen unseres Alltags“, in den Sorgen und Nöten unseres Lebens. Ein starkes Zeichen für alle, die angesichts der vielen Nöte unserer Zeit ins Zweifeln geraten oder den Mut verlieren.

Dass wir Menschen uns aber auf den Weg machen, uns bewegen und verändern lassen, auch innerlich, braucht viel. Das geht nur, wenn wir einen starken Hunger nach „Mehr“ verspüren, oder merken, dass es so nicht weitergehen kann. Dafür steht das Brot, in dem Gott in geheimnisvoller Weise unter uns gegenwärtig ist. Wenn wir dieses Brot, Jesus, in der Messe empfangen, antworten wir mit Amen, so sei es. Augustinus sagt in einer Predigt dazu: „Und durch diese Antwort leistet ihr gleichsam eine Unterschrift. Du hörst nämlich Der Leib Christi und du antwortest Amen. Sei darum ein Glied des Leibes Christi, damit dein Amen wahr ist. Seid, was ihr seht! Und empfangt, was ihr seid! Nämlich der Leib Christi“.

Wenn wir in diesem Sinn an Fronleichnam Jesus durch unsere Städte und Dörfer tragen legen wir nicht nur ein Bekenntnis ab, sondern auch ein Versprechen: dass wir uns in die Liebeshaltung Jesu hineinnehmen lassen und selbst zum „Brot“ für Andere werden wollen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Manchmal ist es nur ein Lächeln oder ein aufmunterndes Wort, ein anderes Mal heißt es den Anderen wahrzunehmen, ihm Anerkennung zu schenken. Vielleicht heißt es auch Gemeinschaft zu stiften, Sinn zu entdecken, für den Frieden einzutreten und gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Hunger nach dieser Art von Brot gibt es viel in unserer Welt. Und wenn wir in diesen Situationen nicht zum Brot für Andere werden, versagt unser Christsein.

Fangen wir also an, „Brot“ auszuteilen, damit Fronleichnam nicht zu einem Fest der Zuschauer wird, sondern das Fest des Bekenntnisses und des Versprechens bleibt!

Dieser Beitrag wurde unter Predigten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

+ 10 = 18

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>