Macht euch auf nach Galiläa! – Hochfest der Auferstehung des Herrn

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 16
1 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.
3 Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
4 Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß.
5 Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr.
6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
7 Nun aber geht und sagt seinen Jüngerinnen und Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.

Autorin:
Walburga_2009 Walburga Rüttenauer – Rest, Bensberg, verheiratet, drei Kinder, Grundschullehrerin, nach der Pensionierung Ausbildungskurs zum Diakonat der Frau, diakonische und liturgische Aufgaben in der Pfarreigemeinde

 
Die Predigt:

Die folgende Predigt ist das Gemeinschaftswerk einer Gruppe von Frauen, die einmal im Monat eine Eucharistiefeier unter meiner Leitung mitgestalten. Zur Auslegung des Evangeliums hatte ich folgenden Impuls gegeben: Warum gab der Engel den Frauen den Auftrag, die Apostel und die Jüngerinnen nach Galiläa zu schicken, um dort Jesus zu begegnen. Was bedeutet das uns heute, die wir Galiläa gar nicht kennen?

Macht euch auf nach Galiläa!
Liebe Leserin, lieber Leser,
Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich. Mit diesem Satz endet das ursprüngliche Markusevangelium. Dieser Satz mag uns vielleicht überraschen. Doch Markus hat in seinem Evangelium immer wieder das Entsetzen betont, mit dem Menschen reagieren, wenn sie der machtvollen Wirklichkeit Gottes begegnen.

Die umstürzende österliche Wirklichkeit, die die Frauen erfahren, verschließt ihnen zunächst den Mund. Doch wir wären nicht hier, wenn die Frauen weiter geschwiegen hätten. Der Engel hatte ihnen verkündet: „Jesus geht euch voraus nach Galiläa“, dort würden sie ihn sehen.

Warum aber wollte er sich ihnen in Galiläa zeigen? Er war doch in Jerusalem gestorben und begraben worden. Was geschah mit den Frauen und den übrigen Jüngern in Galiläa, dass sie dort die Auferstehung verstanden, dass sie dort Jesus als den Auferstandenen erkannten?

Ich lade Sie ein: Gehen auch Sie mit uns zurück nach Galiläa.
Was hatten die Frauen dort mit Jesus vor seinem Leiden und Sterben erlebt? Wir haben uns im Vorbereitungsteam in die Frauen hineinversetzt und ihnen unseren Mund geliehen, denn wir alle haben in unserem Leben unsere Erfahrung aus Galiläa gemacht. Allerdings braucht es eine Offenheit und Achtsamkeit, um diese Erfahrung in ihrer ganzen Tiefe wahrzunehmen. Nicht immer sind wir dazu fähig. Jede aus dem Vorbereitungsteam hat sich eine Heilserfahrung, die in Galiläa geschah, ausgesucht und auf sich wirken lassen. Versuchen Sie, uns zu folgen nach Galiläa, wo Jesus die Menschen mit Heilserfahrungen beschenkte und ihnen auf diese Weise seine Botschaft vom Gottesreich nahe brachte. In jeder solcher Heilserfahrung geschieht „Auferstehung“.

Inge
Er geht euch voraus nach Galiläa.
Ja damals in Galiläa, da saß ich auf meiner Bahre und wartete, wartete, wartete, dass mir jemand hilft. Denn ich war krank, kraftlos, lahm. Ich wartete, dass mich einer zum heiligen Teich von Bethesda schleppt. Alleine konnte ich es nicht schaffen. Und ich musste dorthin, denn der Erste, der in diesen heiligen Teich stieg, wenn ein Engel das Wasser bewegte, wurde von seiner Krankheit geheilt. Wenn ich es endlich alleine zum Teich geschafft hatte, dann war schon jemand anderes im Wasser. Und Ich????? Ich schleppte mich wieder zu meiner Bahre und erstarrte dort von neuem, voll Selbstmitleid. 38 Jahre!. Und dann kam Er. Er fragte mich : „Willst Du gesund werden?“ Was für eine Frage. Ich litt seit 38 Jahren und wartete auf Heilung. „Steh auf, nimm deine Bahre und geh !!!“Und ich stand auf, nahm meine Bahre und ging!

Durch ihn habe ich erkannt, dass der Schlüssel zum „Heil-Werden“ in mir selbst liegt. So konnte ich ganz alleine aufstehen und mich auf den Weg machen. Seitdem habe ich die tiefe Gewissheit, dass Er mir, wenn ich mich ihm zuwende, immer wieder von neuem die Kraftquelle in mir selbst zeigen wird: Eine Quelle, kraftvoller als ich sie mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können.

Hildegard
Viele Menschen folgten Jesus damals. So viel Gutes hatte ich von ihm gehört. Soviel Heil hatte er schon gebracht. So lange litt ich schon. So viele bereicherten sich an meiner Krankheit. Aber keiner konnte mir helfen. Keiner befreite mich von meinem Leiden. Nur Ausgrenzung durfte ich erfahren, ich gehörte nie dazu.

Zwölf Jahre waren genug. Zwölf Jahre musste ich warten. Dann war meine Erlösung nahe. Seine Nähe, eine Berührung würde mich heilen. Davon war ich überzeugt. Ja! Ich wusste es. Ich sah aber nur Menschen, viele Menschen, Enge, Gewühl! Gleich würde ich es geschafft haben. Gleich war ich da. Ich spürte schon die Kraft – Ja, ER würde mich heilen – ich wusste es! Endlich hatte ich es geschafft, ich war ganz nah, ich war da! Ich streckte meine Hand. Alles um mich herum war nicht mehr wichtig. Wichtig war nur, Jesus jetzt zu berühren.
Ich war da. Ich streckte meine Hand aus – ich spürte sein Gewand – ich spüre es heute noch: „Ihn“. Ich spürte eine Kraft durch mich fließen, eine ungeheure Kraft. Alles um mich herum war nichtig und klein.

Ich war wieder da. Ich lebte. Ich war gesund! Da schaute Jesus sich um. Er sah mich an mit einem Blick voller Liebe. Was er gesagt hat, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß: Ich bin geliebt. Und so lebe ich jetzt, geheilt, mit Heil erfüllt.

Agnes
Was geschah in Galiläa? Ich erinnere mich an einen Vater, der zu Jesus kam. Er bat um die Heilung seines von Kindheit an besessenen Sohnes. Für ihn war Jesus der einzige, der noch helfen konnte, und dennoch bat er: „Wenn Du kannst, hilf uns. Ich glaube daran, hilf meinem Unglauben“.

Als ich das hörte, ging mir auf: Der Vater erkannte, dass auch er der Heilung bedurfte. In dem Moment fasste Jesus den Sohn an der Hand und richtete ihn auf. Immer, wenn ich an dieses Wunder denke, kommt der Wunsch in mir hoch, so eine Glaubenskraft wie die des Vaters zu haben und die unerschütterliche Hoffnung, dass Jesus auch mir hilft. Ich bin noch nicht in Galiläa angekommen, oder?

Walburga
Er geht euch voraus nach Galiläa“ war die Botschaft des Engels. In Galiläa, ja da geschah es. All meine Zuwendung, mein Fürsorge, meine Tränen und durchwachten Nächte, nichts hatte geholfen.

Es war am Ufer des Sees Genesareth, als man einen Taubstummen zu ihm brachte. Das war mein Sohn. Er hatte seine Ohren für die Außenwelt verschlossen und sprach mit keinem mehr. Voller Hoffnung aber auch Zweifel wartete ich. Was würde Jesus mit ihm anfangen können, da er doch jeden Kontakt ablehnte. Jesus sah ihn an. Ich weiß nicht, ob mein Sohn den Blick erwiderte. Ich sah nur, wie er seine Finger in die Ohren meines Sohnes legte. Jesus verschloss seine Ohren für alles, was von außen in ihn eindringen wollte und ihm Angst machte. Dann berührte er seine Zunge mit Speichel. Nur bei einem intensiven Liebeskuss geschieht Ähnliches. Als er dann die Finger aus den Ohren nahm, drang als erstes Wort: „Effata“ in die Ohren meines Jungen, „öffne dich“!

Da geschah das Unerwartete und doch so lange Herbeigesehnte. Er öffnete sich, von innen heraus. Wie von Fesseln befreit, begann er zu reden und Gott zu loben. Damals begann für ihn, aber auch für mich ein neues Leben. Darum will ich von dieser Heilstat erzählen, jeder und jedem, die bereit sind, davon zu erfahren.

Liebe Leserinnen und Leser,
waren Sie auch schon in Galiläa? Hatten Sie auch eine Heilserfahrung dort? Oder sind Sie noch auf dem Weg? Der Wegesrand nach Galiläa ist gekennzeichnet von den Heilserfahrungen der Menschen, die seit 2000 Jahren im Vertrauen auf Jesu Worte: „Nehme dein Kreuz auf dich und folge mir nach“, diese Aufforderung angenommen haben..
Er ist oft mühselig, der Weg, aber es lohnt sich, ihn zu gehen, denn am Ende des Weges werden wir Auferstehung er-leben. Wir werden aufstehen aus dem Grab unserer Zweifel, aus dem Grab unserer Mutlosigkeit, aus dem Grab der Verzweiflung. Wir werden zurückschauen auf ein leeres Grab und verkünden: Wir sind dem Herrn begegnet!

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