Jeden Tag aufs Neue – 5. Sonntag im Jahreskreis A

Erste Lesung aus dem Buch Jesaja, Kapitel 58
So spricht der Herr:
7 teile an die Hungrigen dein Brot aus, /
nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn /
und entziehe dich nicht deinen Verwandten.
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte /
und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, /
die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.
9 Wenn du dann rufst, /
wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: /
Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, /
auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest,
10 dem Hungrigen dein Brot reichst /
und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf /
und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.

Zweite Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 2
1 Als ich zu euch kam, Schwestern und Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen.
2 Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.
3 Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch.
4 Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden,
5 damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes.

Aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern:
1 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Autorin:
wetzel-140x150Sabine Wetzel, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Ailingen, Ettenkirch, Oberteuringen

 
 Die Predigt:
Jeden Tag aufs Neue

Liebe Leserin, lieber Leser,
auf den ersten Blick macht Jesus es uns heute mal wieder leicht, sein Evangelium, seine froh machende Botschaft zu verstehen: er verwendet Bilder, die uns auf Anhieb verständlich sind: Ihr seid das Salz der Erde, Ihr seid das Licht der Welt. Also: Die Bedeutung von Salz kennen wir, die Wirkung – wie auch die Auswirkung, wenn in einem Essen kein Salz verwendet wurde. Wie es ist, wenn es kein Licht gibt, sprich dunkel ist, das wissen wir auch.
Also: alles ganz einfach, oder?

Salz hat nicht nur positive Auswirkungen im Essen, sogar im süßen Kuchen – eine Prise eben -, sondern auch für den ganzen Körper, so kann zum Beispiel eine Kur im Toten Meer mit seinem hohen Salzgehalt gegen Neurodermitis helfen, es gibt Atemwegstherapien in Salzstollen oder Salarien – also Räumen, die mit sehr viel Salzsteinen ausgestattet sind, in denen Salznebel eingesprüht wird, wo quasi der Salzstollen ins Wohnhaus geholt wird; es gibt Salzeinreibungen auf die feuchte Haut mit heilender, reinigender, zellerneuernder Wirkung.

Jesus ging es jedoch nicht darum, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern einen Gesundheitsvortrag übers Salz zu halten. Diese kannten die Wirkungen von Salz sehr gut. Und eben darum haben sie auch sehr gut kapiert, was Jesus ihnen sagen wollte. Schauen wir uns den heutigen kurzen Abschnitt im Zusammenhang an, so sehen wir, dass er direkt an die Seligpreisungen der Bergpredigt anschließt. Dieser Text, im Lesekalender das Evangelium des 4. Sonntags im Jahreskreis, ist dieses Jahr „ausgefallen“, da das Fest „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar, heute vor einer Woche, auf einen Sonntag fiel und das spezifische Evangelium zu diesem Fest gelesen wurde. Ich denke jedoch, dass Sie und Ihr Kinder und Jugendlichen, die Seligpreisungen einigermaßen kennt. In diesem Zusammenhang mit den Seligpreisungen, hören wir die Bildworte Jesu: „Ihr seid das Salz der Erde…“ Dann ist es also kein Gesundheitsvortrag, sondern ein Auftrag: Jesus sagt uns: wir haben eine Aufgabe: in Anknüpfung an die zuvor benannten Seligpreisungen diese Werte zu verbreiten – zu leben – uns dafür einzusetzen: Gewaltverzicht, Einsatz für Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, und Frieden.

Das zweite von Jesus benutzte Bild ist ebenso leicht verständlich: „Ihr seid das Licht der Welt“. Im weiteren Text erläutert er kurz, was er damit meint: wir sollen durch unsere guten Taten die Welt heller machen. Und das Ergebnis der guten Taten, soll erkennbar sein! „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ – Also: die guten Taten sollen nicht erkennbar sein, damit wir, die wir dies getan haben, groß dastehen, dafür gelobt werden, wie toll wir doch sind. Sondern zum Lob Gottes – damit die Liebe Gottes durchscheint und den Menschen, die im Dunkeln leben, ihr Leben wieder erhellt wird. Auch dieses Bild Jesu können wir leicht verstehen, wenn wir nachfühlen, wie es uns geht, wenn es um uns dunkel ist – oder tagelang trüb durch Wolken und Nebel, oder auch, wieder bildlich gesprochen, dunkel im Herzen – wie wohltuend ist es dann, wenn es wieder hell wird.

Jesus ruft uns auf, in unserem Alltag „den Menschen zu leuchten“. In der ersten Schriftlesung haben wir dazu ganz konkrete Beispiele gehört, so, wie sie in den Werken der Barmherzigkeit im Neuen Testament zusammengefasst sind: Obdachlose aufnehmen, Hungrigen zu Essen geben, mit Armen zu teilen. Wir sehen, der Text ist heute so aktuell wie damals. Und wir können heute, jeden Tag, weiterüberlegen: in welchen Lebenssituationen, ob innerkirchlich oder in jedem sonstigen Lebensbereich, wo wir als Christinnen oder Christen leben: wo kann ich Salz der Erde sein? Wo kann ich das Leben mit Frieden und Barmherzigkeit durchdringen?

Das Salz würde den Geschmack verlieren – physikalisch und chemisch wissen wir, dass das nicht geht – das Salz würde den Geschmack verlieren, wenn wir der Aufforderung Jesu nicht folgen würden, seinen Sendungsauftrag nicht befolgen würden. Das ist nicht immer leicht, es sind stetige Herausforderungen je nach Alltagssituation. Darum ist es gut, wenn wir uns immer wieder stärken lassen: In der Taufe wurde uns die Kraft Gottes zugesagt, den guten Weg der Kinder Gottes gehen zu können – der Beistand Gottes, der Geist Gottes wurde uns zugesagt. Die Grundausstattung sozusagen. Jeder Gottesdienst endet mit der Entlassung – also mit der Sendung, mit dem Auftrag: „Gehet hin in Frieden“ – was bedeutet: geht und stiftet Frieden, übt Barmherzigkeit, setzt euch ein für Gerechtigkeit. Auch der Empfang des Bußsakramentes endet mit der Sendung „gehe hin in Frieden“.
Den Jugendlichen, die sich derzeit in unseren Gemeinden auf die Firmung vorbereiten, wird nach der ganz persönlichen Besiegelung der Taufe vom Firmspender zugesagt: „der Friede sei mit dir“ – und damit werden die jungen Menschen, bestärkt durch den guten Geist Gottes, beauftragt, diesen Frieden in ihrem Umfeld zu leben und weiterzugeben, wie das Salz in der Suppe. Zugegeben: ein großer Auftrag für die jungen Menschen. Denn, das wissen wir, in deren Lebensumfeld geht es häufig nicht friedlich und barmherzig zu. Cool sein zählt, das Recht des Stärkeren zählt, mit dem Strom schwimmen bringt in der Regel mehr Freunde und Freundinnen, als gegen den Strom zu schwimmen. Oder es ist einfach chillen angesagt. Nichts tun. Sich um nichts kümmern. Nichts tun als Haltung, nicht nur um auszuruhen, um Kraft zu tanken für neue Aufgaben.

Wir spüren: der Auftrag Jesu ist nicht leicht. Die von Jesus verwendeten Bilder sind zwar leicht zu verstehen, die Umsetzung jedoch, jeden Tag aufs Neue, ist eine ständige Herausforderung an unser Christsein. Und wo ich hier stehe, an diesem besonderen Ort, im Haus Gottes, wo ich versuche, Gottes Wort auszulegen, weiß ich, dass ich angreifbar bin. Denn: Sie hören zu Recht mit der Haltung: lebt die denn das auch, was sie da sagt? Oder predigt sie Wasser und lebt Wein? Predigt Frieden und Barmherzigkeit und lebt nach dem Motto „wie Du mir, so ich Dir“? Zu Recht denken Sie: nur, wenn es authentisch ist, was ich höre, bekomme ich einen Zugang dazu. Sonst sind es für mich hohle Phrasen und ich wäre besser zu Hause geblieben. Hier muss ich ganz einfach sagen: ich bin ebenso schwach wie Paulus, der in der heutigen zweiten Lesung seine Schwäche vor der ganzen Gemeinde in Korinth eingestanden hat, ich bin ebenso schwach wie Petrus, der seinen besten Freund aus Angst verleugnet hatte. Selbstverständlich muss auch ich mich immer wieder neu beauftragen lassen, wachrütteln lassen: hey, Du bist auch damit gemeint, Salz der Erde zu sein, Licht der Welt zu sein.

Lassen wir uns auch heute wieder – in all unserer Schwachheit und Unvollkommenheit – von Jesus beauftragen: „Ihr seid das Salz der Erde, Ihr seid das Licht der Welt.“
___________________________________________________________________
Am Ende des Gottesdienstes bekommen
alle ein Salzpäckchen mit der Aufschrift:
Ihr seid das Salz der Erde!

Dieser Beitrag wurde unter Predigten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Jeden Tag aufs Neue – 5. Sonntag im Jahreskreis A

  1. Hans Klein sagt:

    Zur sachlichen Ergänzung: Das biblische „Salz“ ist wohl als (verunreinigtes) Steinsalz zu verstehen, das physikalisch betrachtet sehr wohl ausgewaschen werden kann und dann als Schlacke wertlos wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

− 3 = 1

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>