Sei gesegnet – Neujahr / Hochfest der Gottesmutter Maria

Erste Lesung aus dem Buch Numeri, Kapitel 6
22 Der Herr sprach zu Mose:
23 Sag zu Aaron und seinen Nachkommen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
24 Der Herr segne dich und behüte dich.
25 Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
26 Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.

Autorin:
Susanne-WalterSusanne Walter, Gemeindereferentin in Filderstadt, verheiratet, vier Kinder

 
Die Predigt:
Sei gesegnet

Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind heute Nacht in ein neues Jahr – das Jahr 2014 – gestartet und haben sicher schon einigen Menschen ein „gutes neues Jahr“ gewünscht. Ganz neu liegt dieses Jahr noch vor uns – und wenn es doch eigentlich nur der Wechsel von einem Tag zum anderen ist, so sind doch für die meisten von uns viele Wünsche, Erwartungen oder auch Befürchtungen mit diesem Jahreswechsel verbunden.

Die kirchliche Leseordnung stellt uns an den Anfang dieses neuen Jahres einen Text aus dem Buch Numeri, dem vierten Buch Mose. Es ist der sogenannte Priestersegen. In ihm wird Aaron und seinen Söhnen aufgetragen, die Menschen zu segnen. Dieser Segenstext begleitet uns am ersten Tag des Neuen Jahres.

Aber was bedeutet Segen eigentlich? Das Wort Segen ist gar nicht so selten bei uns. Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht über das, was Segen bedeutet?

Es gibt wohl kaum einen Geburtstag, bei dem nicht „Viel Glück und viel Segen“ gesungen wird und herzliche Segenswünsche ausgesprochen werden. Wir kennen auch Worte wie: „meinen Segen hast du!“, oder „Dazu kann ich meinen Segen geben“, oder „das muss der Chef erst noch absegnen“. Auch sprechen wir von einem gesegneten Alter, wenn jemand jenseits der 80 Jahre alt Geburtstag feiern darf. Im kirchlichen Rahmen ist der Segen eine feste Größe: er schließt den Gottesdienst ab, kein Gottesdienst ohne einen Segen. Dann kennen wir den Segen bei der Taufe: das Kind wird gesegnet, die Eltern und Paten werden gesegnet. Bei der Einschulung werden die Erstklässler gesegnet. Die Hochzeit in der Kirche wird häufig damit begründet, dass man den Segen Gottes für das gemeinsame Leben haben möchte. Und auch am Ende des Lebens gibt es noch einen Segen, die so genannte Aussegnung: sei es zu Hause, oder auf dem Friedhof in der sogenannten Aussegnungshalle.

Sie merken, wie sehr das Wort Segen unser Leben begleitet, es ist uns selbstverständlich, aber ist uns auch der Segen selbstverständlich? Wohl eher nicht, denn wer segnet z.B. Noch einen frischen Laib Brot, bevor er angeschnitten wird, oder wer segnet seine Kinder, bevor sie aus dem Haus gehen?

Was bedeutet eigentlich das Wort Segen?
Segnen kommt von Benedicere – gut sprechen, Gutes sagen. Gott sagt Gutes zu uns. Uns ist mit seinem Segen auch seine Nähe Gottes zugesagt. Er ist bei mir und hilft mir Ja zu sagen zum Alltag, zu den Höhen und Tiefen meines Lebens. Es wird nicht immer alles gut verlaufen, doch er gibt dir seine Segen und bestärkt mich mit seiner Kraft Im Vertrauen auf seine Liebe darf ich mich geborgen wissen, wie ein Kind bei Mutter und Vater. Ich darf ohne zu große Angst den neuen Tag, das neue Jahr, eine neue Aufgabe beginnen. Gott behütet und beschützt mich. Er begleitet mich.

Er schenkt mir Heil. Auch das steckt im Wort Segen. Das hebräische Wort Barach für Segen bedeutet: Jemanden mit Heil schaffender, wohltuender Kraft begaben. Und so wird im alten Testament Segen nicht alleine als eine seelische Kraft verstanden, sondern als ganz konkretes Heil für den Menschen, also Nahrung, Gesundheit und Wohlstand. Im Schöpfungsbericht wird beschrieben, wie Gott die Erde und den Menschen erschafft. Er segnet sie als Mann und Frau und gibt ihnen den Auftrag, Kinder zu bekommen und über die Erde zu herrschen. Gott segnet den siebten Tag als Tag der Ruhe. Mehrfach wird Abraham der Segen von Gott zugesprochen und ihm wird eine zahlreiche Nachkommenschaft versprochen. Noah und seine Familie werden nach der Flut von Gott gesegnet und Gott schließt einen Bund mit ihnen.

Die dritte Bedeutung von Segen ist Signare: Zeichen sein. Gott gibt Mose, Aaron und seinen Söhnen den Auftrag, die Israeliten zu segnen, seinen Namen auf sie zu legen, sie zu bezeichnen. Als Gesegnete Menschen sind wir gezeichnete Menschen im positiven Sinn. Gott sagt uns Gutes und will uns als gesunde und heile Menschen.

Soweit so gut, das sind Gedanken, die uns gut tun. Wenn wir jetzt noch einmal in den Lesungstext schauen, dann heißt es zu Beginn: So sollt ihr die Israeliten segnen, sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.

Das heißt, es braucht Menschen, die den Segen Gottes für andere aussprechen, also sogenannte Botschafter. Weil wir von Gott gesegnet sind, können wir andere segnen, für andere zum Segen werden. Für alttestamentliche Menschen gehörten Wort und Tat zusammen, es war dasselbe. Ein Segen befähigt den gesegneten Menschen, sein Leben zu entfalten. Durch den Segen wird er ein anderer Mensch. Gut übereinander zu sprechen, schafft eine wohltuende Atmosphäre, gibt Vertrauen und bewirkt, dass der andere mehr wagt als er glaubt zu können.

Ich wünsche Ihnen, dass der Segen Gottes – in diesem umfassenden Sinn – Ihnen in diesem Jahr gut tun möge!

Dieser Beitrag wurde unter Predigten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

47 + = 50

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>