1 Im Anfang war das Wort, /
und das Wort war bei Gott, /
und das Wort war Gott.
2 Im Anfang war es bei Gott.
3 Alles ist durch das Wort geworden /
und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4 In ihm war das Leben /
und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis /
und die Finsternis hat es nicht erfasst.
9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, /
kam in die Welt.
10 Er war in der Welt /
und die Welt ist durch ihn geworden, /
aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum, /
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, /
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, /
allen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut, /
nicht aus dem Willen des Fleisches, /
nicht aus dem Willen des Mannes, /
sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort ist Fleisch geworden /
und hat unter uns gewohnt /
und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, /
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, /
voll Gnade und Wahrheit.
Autorin:
Margret Schäfer – Krebs, Pastoralreferentin, Leiterin des Referates Liturgische Dienste am Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese Rottenburg – Stuttgart
Die Predigt:
Vom Licht, dem du trauen kannst
Liebe Leserin, lieber Leser,
es begab sich aber zu der Zeit, als das Weihnachtsfest das Superfest X-mas wurde, schon Wochen vorher eingeläutet durch permanentes Klingeln der Registrierkassen –
dass viele auf der Welt sich immer noch fürchteten vor selbstgemachten Katastrophen, vor sinnlosem Gemetzel und vor Kriegen, und vor dummdreisten Ideologien –
und dass deshalb Millionen auf dem Weg waren und auf der Flucht vor Perspektivlosigkeit, Armut, Unfreiheit und Folter –
und alle Welt täglich geschätzt und gewogen wurde nach den Regeln des globalen Macht- und Geldpokers.
Und es begibt sich auch in dieser Zeit, dass viele – gleich den Hirten von damals – sagen: „Kommt, wir gehen nach Bethlehem (Lk 2,15b)“.Kommt, wir gehen nach Bethlehem – so heißt es in der anschaulichen Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas. Heute, am Ersten Weihnachtsfeiertag, wird uns wie jedes Jahr die etwas kompliziertere Version des Johannes verkündet. Johannes beschreibt nicht wie Lukas, er meditiert vielmehr. Die Gedanken des Johannes kreisen um den Logos, den ewigen Sohn Gottes, der in diesem Kind von Betlehem, in Jesus von Nazareth, ein Mensch aus Fleisch und Blut wurde, einer von uns. Johannes geht der Bedeutung dieses Geschehens nach, beleuchtet es und sucht nach Worten dafür.
Um zwei zentrale Sätze, möchte ich auch meine Gedanken kreisen lassen; zugegebenermaßen färbt aber das Schwarz-weiß-Denken des Johannes etwas ab.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
Was gibt es nicht alles für Leitsterne?
Wunderkerzen, die schnell verglühen –
Lichter, die täuschen –
Lichter, die blenden –
Erleuchtete, die mehr Schatten als Licht abgeben.
In dieses Lichtermeer hinein, in die Vieldeutigkeiten und Zweideutigkeiten wird auch uns zugesagt: Das wahre Licht kam in die Welt.
Es lässt sich finden in unserem Fleisch und Blut, in diesem Kind in der Krippe.
Von dort geht ein Licht aus, dem du trauen kannst.
Licht, das Namen trägt wie: Erbarmen, Versöhnung, Mitleid, Friede, Menschlichkeit, Geduld, Güte und Interesse.
An der Krippe soll uns ein Licht aufgehen. Gott ist da: Einfach, im Charme eines Neugeborenen, nicht auf Rosen, sondern auf Stroh gebettet – auch meine Hütte ist ihm nicht zu gering.
An dieser Stelle kann, falls diese Gedanken in eine gemeinschaftliche Feier einfließen, gesungen werden: Mache dich auf und werde licht (neues Gotteslob Nr. 219)
Das Licht leuchtet in der Finsternis.
Und wenn ich es nicht mehr glauben kann, weil zu vieles in mir und um mich herum dunkel ist? Weil zu vieles in mir und in meiner Umgebung ausgelöscht ist an Hoffnung, weil zu vieles so undurchsichtig und trübe, schmutzig und abgestanden ist?
Johannes bleibt dabei: Das Licht leuchtet in der Finsternis.
Da wo unsere Wunderkerzen ausgehen,
da wo so vieles angerichtet wurde, dass wir fast nichts mehr ausrichten können,
da wo Ratschläge und gute Worte nicht mehr ausreichen, um in das Innere eines Menschen einen Funken zu bringen.
Dort ergreift Gott selbst die Initiative –
nicht distanziert von oben herab, er geht auf Augenhöhe und lässt sich als Menschensohn hineinverwickeln in Armut, Schwermut, Scheitern und Leiden.
So macht er mit Einsamen gemeinsame Sache –
er kommt nicht mitleidig, sondern mitleidend –
er kommt nicht als Schicksalsgott, er teilt das Schicksal –
er wirft nicht das Los, sondern teilt das Los – ist da – und lässt uns nicht mehr los.
Mache dich auf und werde licht (neues Gotteslob Nr. 219)
Das wahre Licht sucht Lichtträger
Wo wohnt Gott?
Viele sagen „oben im Himmel“ –
viele wissen darauf keine Antwort –
Andere retten sich in die Auskunft „Überall“.
Wer aber wagt zu sagen: Gott wohnt bei mir?
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in sein Eigentum – also auch zu mir.
Gott will nicht mehr überall und nirgends wohnen. Gott will bei uns Menschen wohnen – bei dir und bei mir.
Wohnen ist mehr, als eben mal vorbeischauen oder eine zeitlang zu Gast sein.
Wohnen heißt das Leben miteinander teilen.
Das Licht will sich mitteilen. Das wahre Licht sucht Lichtträger und Lichtträgerinnen.
Frauen und Männer, die den Funken Gottes in sich wahrnehmen, annehmen, ihn achtsam hüten und mit sich tragen –
Frauen und Männer, die dieses, ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen –
Menschen, in deren Nähe es hell wird und leichter ums Herz –
Menschen die der Angst und Furcht eine zünden.
Bitten wir Gott, dass sein Licht uns hellwach macht für das, was in uns vorgeht,
was um uns herum los ist. Dass es uns erleuchtet für die Momente, in denen wir es in der Hand haben, ob es hell oder dunkel ist auf einem Fleckchen Erde.
Bitten wir Gott, dass uns sein Licht aufwärmt und auftaut, dass wir füreinander zum Lichtblick werden.
Mache dich auf und werde licht (neues Gotteslob Nr. 219)
Sich auf zwei Sätze des Prologs zu beschränken und vor allem diese zwei, gefällt mir sehr. So ist es möglich diesen schwierigen Text in unseren All-Tag zu holen und ihn verstehbarer zu machen. Vielen Dank!