Unser Ginök – Christkönigssonntag / Letzter Sonntag im Jahreskreis C

Aus dem Evangelium nach Lukas, Kapitel 23
35 Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.
36 Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig
37 und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!
38 Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden.
39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!
40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen.
41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Autorin:
Passfoto A.R.Angela Repka, Offenbach, Literaturübersetzerin, verheiratet, zwei Söhne, drei Enkelkinder, Ausbildungskurs zum Diakonat der Frau, diakonische Tätigkeit in der Pfarrgemeinde

 
Die Predigt:
Unser Ginök

Liebe Leserin, lieber Leser,
nein, das unbekannte Wort, das in der Überschrift steht, ist kein türkischer Name. Haben Sie es erkannt? Ja, es ist ein Wortspiel: die Umkehrung von „König“, das Wort von hinten gelesen. Warum? Weil wir an diesem Sonntag „Christkönig“ feiern und dieser König mit den Königen, wie wir sie aus Gegenwart und Geschichte kennen, nichts zu tun hat. Er ist vielmehr ein „Gegenkönig“, aber einer, der sich nicht um die Macht streitet, der die Herrschaft nicht gewaltsam an sich reißt oder verteidigt, der die Bewohner seines Reiches nicht unterdrückt und ausbeutet.

Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ sagt Jesus im Johannesevangelium (Joh 18,36) vor Pilatus, als dieser ihn beim Verhör fragt, ob er der König der Juden sei. Und wenig später erklärt er dem Statthalter Roms: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ (Joh 18,37b) Hier spricht einer, der Autorität und Würde hat, obwohl er gefangen ist. Jesus kennt seine Mission und das Katz- und Mausspiel des Pilatus beeindruckt ihn nicht. Schließlich erweist sich der weltliche Machthaber als völlig machtlos, als er den Gefangenen freilassen will. Der Pöbel schreit ihn nieder.

Jesus aber steht aufrecht, selbst als ihn die Soldaten als Karikatur eines Königs mit Dornenkrone und Purpurmantel foltern und verhöhnen. Er leidet schweigend und geht seinen Weg der Hingabe aus Gottes- und Menschenliebe zuende. Bereits am Kreuz hängend, wird er von den führenden Männern des Volkes, wie es im heutigen Evangelium heißt, verlacht: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Und auch der eine der beiden mit Jesus gekreuzigten Verbrecher schlägt in dieselbe Kerbe. Ein hilfloser Messias am Kreuz, das ist unvorstellbar, absurd. Wie kann der ein Retter sein? Retter durfte sich auch der Kaiser des römischen Imperiums nennen, wenn er den unterworfenen Völkern seine ‚Wohltaten’ brachte.

Und doch meldet sich, wie bei Lukas zu lesen ist, in dieser tragischen Situation eine Stimme des Glaubens in der unmittelbaren Nähe Jesu. Der zweite Verbrecher bekennt sich laut zu ihm und erhält von Jesus, der sich ihm liebevoll zuwendet, die Zusage des Heils. In diesem öffentlichen, aber dennoch ganz intimen Geschehen vollzieht sich Rettung, die als Zeugnis der Wahrheit über sich hinausweist. Sie weist auf die allumfassende Königsherrschaft Gottes, der das Königtum Jesu entstammt und die in Jesus den Menschen nahegekommen ist. Dieses Königtum ist nicht von dieser Welt, aber es ist für diese Welt, weil es die Herrschaft von Menschen über Menschen nicht duldet, weil es sich gegen ungerechte Verhältnisse zur Wehr setzt, weil es Lieblosigkeit nicht hinnimmt.

Ginök. Jesus Christus ist unser König und an diesem Königtum haben wir als Getaufte Anteil – nicht, damit wir uns als die Queen und der King fühlen, sondern damit wir immer wieder umkehren und in Freiheit, Verantwortung und Freude mitbauen am Reich Gottes, das hier und jetzt schon aufscheinen will. „Christ, erkenne Deine Würde!“ hat Papst Leo der Große (gest. 461) einmal in einer Weihnachtspredigt mit Blick auf die Taufe gesagt. „Du bist der göttlichen Natur teilhaftig geworden, kehre nicht zu der alten Erbärmlichkeit zurück und lebe nicht unter deiner Würde (…) Unterwirf dich nicht wieder der Knechtschaft „Satans“; denn der Preis für deine Freiheit ist das Blut Christi.“ Christ, Christin, erkenne Deine Würde! Ich wünsche Ihnen einen frohen Christkönigsonntag.

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