Offen für die göttliche Weisheit und Gnade – zum Fest Mariä Geburt am 23. Sonntag im Jahreskreis C

Erste Lesung aus dem Buch der Weisheit, Kapitel 9
13 Welcher Mensch erkennt den Willen der Gottheit? Oder wer begreift was Gott will?
14 Die Gedanken der sterblichen Menschen sind voller Befürchtungen und unsicher sind unsere Vorhaben.
15 Ein vergänglicher Leib nämlich beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den Sinn, der so viel erwägen kann.
16 Schon was auf der Erde vorgeht, können wir uns kaum vorstellen, und haben Mühe zu entdecken, was doch auf der Hand liegt. Was aber im Himmel ist, also zu dir gehört – wer hat es ergründet,
17 deinen Willen – wer hat ihn erkannt, wenn du nicht Weisheit dazu gegeben und deine heilige Geistkraft aus der Höhe gesandt hast?
18 Nur so wurden die Wege aller auf der Erde berichtigt und die Menschen über das belehrt, was dir gefällt. Durch die Weisheit wurden sie gerettet.

– Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache

Autorin:
def9d78cf6Gabriele Greiner-Jopp, verheiratet, lebt in Wendlingen
z.Zt. als Dekanatsreferentin, Gemeindereferentin und Beraterin tätig

 
Die Predigt:
Offen für die göttliche Weisheit und Gnade

Liebe Leserin, lieber Leser,
„An Mariä Geburt (8.9.) fliegen die Schwalben furt. An Mariä Verkündigung (24.3.) kommen sie wiederum“, so lautet eine alte Bauernregel. Marienfeste als Orientierungspunkte im Jahr. Klar, dass wir am 24.März, neun Monate vor Weihnachten, das Fest Mariä Verkündigung feiern. Aber weshalb am 8.September Mariä Geburt? Und weshalb überhaupt ihre Geburt? Im Lexikon der Feste und Bräuche von M. Becker-Hubert findet man die Antwort, am 8.9. sei der Kirchweihtag der Jerusalemer Kirche zu Hl. Anna. Die wiederum ist die Mutter Marias. Ohne Anna keine Maria, deshalb werden wohl Kirchweih- und Geburtstagsgedenktag verknüpft. Vielleicht steckt jedoch „mehr“ dahinter im Sinne einer tieferen Weisheit. Es könnte ja Sinn machen, das Fest von Mariä Geburt an den Anfang des Herbstes zu legen. Der Sommer hat seinen Höhepunkt überschritten, wir nähern uns der Tag-und Nachtgleiche und damit der dunklen Jahreszeit. Aber noch können wir aus der Fülle schöpfen, können ernten, was im Sommer gewachsen und gereift ist und es als Vorrat nutzen für dunkle und kalte Tage. Die Schwalben, die das nicht können, ziehen in den Süden. Wir aber feiern in dieser Übergangszeit den Geburtstag einer Frau, die die Fülle des Lebens ausgekostet hat: Helle und dunkle Stunden. Wir gedenken einer Frau die sich dem göttlichen Leben in ihr geöffnet hat und Ja sagte zum Wunderbaren und Schmerzlichen. Maria hat die „Sonnenstunden“ bewahrt und ist den „Winterzeiten“ nicht ausgewichen. Daran ist sie gewachsen und gereift.

Deshalb könnte es Sinn machen, ihren Geburtstag am 8.September zu feiern. Es könnte sinnvoll sein sich im Übergang auf Herbst und Winter daran zu erinnern, dass immer wieder Frauen, Menschen, geboren werden, die offen sind für die göttliche Weisheit und Gnade, die voller Mut ja sagen zu neuem Leben, für viele oft nicht sichtbar, weder Models noch Stars, aber präsent in ihrem Umfeld und wirkungsvoll.

In einer Anrufung der Lauretanischen Litanei (Gotteslob 769) wird Maria „Sitz der Weisheit“ genannt. Das verbindet sie – außer ihrer inneren Haltung – mit der heutigen Lesung aus dem Buch der Weisheit.

Maria hat als sterblicher Mensch in der Begegnung mit dem Göttlichen immer wieder ihre Befürchtungen überwunden. Sie hat als Mensch, als Frau auf der Erde gelebt und dem Himmlischen vertraut. Weil sie Gottes Geist in sich hat wirken lassen, hat sie Erde und Himmel verbunden. So konnte sie das göttliche Kind gebären, aufziehen und begleiten. Weil sie Gottes Geist in sich Raum gab, wurde sie zum Sitz der Weisheit. Schön, dass diese Lesung an ihrem „Geburtstag“ ausgewählt wurde. Feiern wir also – gut drei Monate vor dem großen Weihnachtsfest – ihren Geburtstag als „kleines Weihnachten“. In Maria ist Göttliches zum Leben gekommen. Und freuen wir uns im Frühjahr, wenn die Schwalben als Boten des neu erwachenden Lebens wiederkehren, auf ihr großes Ja zum göttlichen Kind.

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Eine Antwort auf Offen für die göttliche Weisheit und Gnade – zum Fest Mariä Geburt am 23. Sonntag im Jahreskreis C

  1. gabriele greiner-jopp sagt:

    Liebe Leserinnen und Leser,
    heute, am 7.9. ist mir folgendes wichtig hinzuzufügen: Der (drohende) Krieg in Syrien ist eine Katastrophe, die tausendfach Leben vernichtet und das Leid unendlich vermehrt. „Weise“ ist er nicht. Schon jetzt nicht und noch viel weniger nach dem drohenden Militärschlag. In der Lauretanischen Litanei wird Maria auch als Königin des Friedens angerufen. Rufen wir zu ihr, als Königin des Friedens und als Sitz der Weisheit, dass die Verantwortlichen zur Einsicht kommen.

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