Schwestern und Brüder:
4 Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
5 Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
6 Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
7 Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Die Predigt:
Grund zur Freude?
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Gaudete, freut euch! Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Denn der Herr ist nahe.“ So wird uns heute am 3.Advent zugerufen. Wir haben Grund zur Freude. Der Herr wird kommen. Darauf warten wir im Advent.
Doch wenn wir den Blick auf unsere Realität im Advent lenken, dann sehen wir bald, dass es mit der Freude nicht so weit her ist. Ich bin im Stress, weil ich noch schnell alle Geschenke kaufen muss, habe eine Super-Check-Liste, die mich in Hektik versetzt, weil ich noch schnell zu dieser und jeder Weihnachtsfeier muss – am besten mit einem besinnlichen Text -, die Weihnachtspost muss rechtzeitig abgeschickt werden und außerdem sollten alle Sorten „Bredle“ doch schon am besten am ersten Advent gebacken sein und der Festtagsbraten will auch geplant werden. Ach herrje! Aber ich bin damit wenigstens nicht allein: Mit wem ich mich auch unterhalte in den letzten Tagen – alle sind gezeichnet von einer latenten Unruhe. Geschenke kaufen, Einladungen schreiben, Baum kaufen und schmücken, „Bredle“ backen, Nikolaus feiern, auf die Weihnachtsfeiern hetzen und so weiter… Ich wundere mich irgendwie jedes Jahr, wo da die vielbeschworene besinnliche Stimmung herkommen soll. Wo ist da noch Zeit für Jesu Ankunft, für die Vorbereitung auf seine Geburt, wo ist da noch Zeit für die Familie. Von Freude keine Spur.
Andererseits, so wie die Umstände bei der Geburt Jesu damals waren, herrschte da auch eher Aufregung als Besinnlichkeit. Womöglich ist genau diese Haltung die authentischste. Wenn ich ernst nehme, dass mir in dem Kind in der Krippe Gott entgegen kommt, dann ist das durchaus ein Grund zum unruhig werden. Es ist doch vieles in meinem Leben noch nicht so, wie ich mir das wünschen würde, wie es wirklich Grund zur Freude wäre. Vielleicht ist das Grußkartenschreiben dieses Jahr ja ein Anlass endlich einen Streit zu begraben. Und bei der Festplanung könnte doch vielleicht überlegt werden, ob Höflichkeit immer vor Ehrlichkeit gehen muss.
Weihnachten so feiern, dass ich keine Altlasten an Verstimmungen mit mir rumschleppe. Weihnachten nicht so feiern, dass ich alle Verwandten abklappere, nur dass man halt alle gesehen hat, ich aber hinterher völlig kaputt bin vom Stress, alles unter einen Hut zu bringen. Die Vorbereitungen auf das große Fest gelassen angehen. Dich freuen über Kleinigkeiten: ist es nicht schön, jeden Tag ein Türchen öffnen zu dürfen? Gemütlich zum Tee zusammen zu sitzen? Zufällig an ein Geschenk ranzulaufen, das jemand wirklich eine Freude macht? Oft warten wir auf die große Freude und übersehen dabei die vielen kleinen Freuden im Alltag, die uns schon geschenkt sind. Ein Sprichwort sagt: „Die Kunst des Lebens besteht darin, aus den Blumen am Straßenrand einen Blumenstrauß zu binden. Aber oft lassen wir nur Edelrosen gelten.“ Es geht also darum, den „Vorzeichen“ der Erlösung auf die Spur zu kommen, so wie Johannes der Täufer dies getan hat. Schon jetzt die „kleinen Freuden“ über ein gutes Wort oder ein Zeichen der Zuneigung genießen – in dem Wissen, diese Erfahrungen sind so etwas wie eine Vorahnung, eine Vorfreude auf die große Erlösung, die kommen wird. Vorfreude ist doch die beste Freude. Solche Aussichten sind Aussichten, die mich positiv unruhig machen. Und dann kommt die Freude auf!
Freude und Vorfreude, wie sie auch Kinder im Advent erleben. Wie singen meine Schüler zur Zeit so gern? „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“
Ich hoffe für uns, ich wünsche uns und ich glaube fest daran, dass uns das nicht passieren wird, dass wir Weihnachten „verpennen“. Auch wenn wir uns im Advent in Stress und Hektik verlieren und vom allgemeinen Rummel auch mal anstecken lassen. Dann wissen wir doch, auf was wir im Advent warten: auf die Ankunft Jesu – Weihnachten. Darauf dürfen wir uns freuen! Das kleine Kind im Stall, das etwas ganz Großes bewirkt. Advent, Zeit des Wartens. Aber wir warten nicht auf irgendetwas, sondern auf etwas unbeschreiblich Schönes. Deshalb: Gaudete, freut euch!
Nein,nichts Schönes:
– Endabrechnung,Bilanzsuizide,“goldene Schüsse“…,Gähnen,volle Mägen,Alkoholfahnen zur „Christmette „…Friede-Freude-Eierkuchen-Winterschlussverkauf.
Weihnachten ist zu einer Schande für die Christenheit geworden seit wir unser „Christkindl“ dem Kommerz zur Adoption freigegeben haben .
Wachen und warten (Hirten auf dem Feld ) muss etwas anderes sein als „Weihnachten machen“.
Ich bin heuer ausgestiegen aus der Hektik – lass den Weihnachtsputz aus und es gibt am 24. nach der Krippenandacht schon jetzt gekochtes Essen – um die Freude, den Tag, das Fest entspannt mit den Kindern zu feiern…. zugegeben, der Vorwand ist eine Prüfung nächste Woche auf der Uni,… aber irgendwie fühlt es sich leer an.
Manche Freundinnen beneiden mich um meinen Konsequenz, manche meinen, ihnen täte was fehlen, wenn s nicht stressig wird….
Geht es nicht um die Balance, wie so oft? Ein bisschen Adventzauber mit „Krapferl backen“ mit den Kindern (also „Bredle“ ich wohne östlich von Wien), ein bisschen Schmücken des Hauses, aber auch noch Zeit für die adventliche Rorate, für „in die Luft schauen und durchatmen“, heute nachmittag ein Spaziergang im Nebel, wo mir dann das erste Licht der Häuser wieder Sicherheit gab? Mit dieser Kraft daraus kann ich ja dann jene tragen, die gerade jetzt ihre persönlichen Katastrophen haben, die finstere Jahreszeit tut den wenigsten von uns gut. Das nehme ich als persönlichen Handlungsauftrag heute mit, damit es für andere auch hell wird!
Gaudete!