In den Engeln kommt uns Gott selbst nahe – Zu den Engelfesten am 29. September und 2. Oktober

Aus dem Buch Exodus, Kapitel 23
Der Herr sprach zu Mose: Das sind die Worte, die du dem Volk vorlegen sollst.
20 Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe.
21 Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.
22 Wenn du auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, dann werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrängen.
23 Wenn mein Engel dir vorausgeht und dich in das Land der Amoriter, Hetiter, Perisiter, Kanaaniter, Hiwiter und Jebusiter führt und wenn ich sie verschwinden lasse,
24 dann sollst du dich vor ihren Göttern nicht niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.

Autorin:
Susanne-WalterSusanne Walter
Gemeindereferentin in Filderstadt
verheiratet, vier Kinder

 
Die Predigt:
In den Engeln kommt uns Gott selbst nahe

Liebe Leserin, lieber Leser,
am 29.09. ist in der katholischen Kirche der Gedenktag der Erzengel Rafael, Michael und Gabriel und am 2.10. der Gedenktag der Schutzengel.
Doch weit über die kirchlichen Grenzen hinaus spielen Engel für viele Menschen eine Rolle. Fast könnte man meinen, sie sind allgegenwärtig.

In Wohnungseinrichtungshäusern und Dekoläden finden wir die Engel überall.
Zuhause werden gerne die Fenstersimse, Regale und Wände damit dekoriert.
In den Buchhandlungen finden sich unzählige Bücher über Engel, Engelkarten, Engelsprüche.
Wenn man im Internet googelt, finden sich tausende von Einträgen. So fand ich z.B. einen Hinweis auf über 1000 kostenlose Engelsprüche fürs Handy und SMS.
Auch in der modernen Musik und im Film haben sie Einzug gehalten. So singen die Scorpions „Send me an angel“, Robbie Williams sehnt sich in seinem Song „Angels“ nach Liebe, Xavier Naidoo schickt sie als Schutz für seine große Liebe wenn er singt: „..und Engel füge ich noch hinzu, ein Heer, das nur auf Dich aufpasst!“ und Christina Stürmer meint „Engel fliegen einsam“.
In Filmen tauchen sie auf und helfen uns Menschen oder werden zumindest unsere Begleiter, wie John Travolta 1996 in „Michael“; manche verlieben sich sogar in sie, wie Withney Houston in „Rendezvous mit einem Engel“.
In dem Film „Himmel über Berlin“ wird geschildert, wie ein Engel sogar lieber als Mensch weiterleben möchte, in „Drei Engel für Charlie“ kämpfen sie gegen Verbrecher. Gruppen benennen sich nach Engeln, wie die „No Angels“, oder die „Hell´s Angels“.

Da stellt sich mir die Frage: Wer oder was sind eigentlich Engel und was ist ihre Aufgabe?

Engel stehen vor dem Thron Gottes
Wenn von den Engeln in der Bibel die Rede ist, dann sind himmlische Wesen gemeint, die zum Hofstaat Jahwes gehören und ihm dienen und ihn preisen.
Sie werden als sechsflügelige Wesen beschrieben, die vor dem Thron Gottes stehen.
Ihre Botschaft heißt: Gott ist heilig. Im Gottesdienst spiegelt sich dieses Lob Gottes im Sanctus wieder. So singen wir zum Beispiel in einem Sanctuslied
Alles was Dich preisen kann, Cherubim und Serafinen,
stimmen dir ein Loblied an, alle Engel die dir dienen, rufen dir stets ohne Ruh Heilig, heilig, heilig zu!

Engel haben eine Botschaft
In anderen biblischen Belegen ist von dem Engel Jahwes oder Gottes die Rede. Dann ist damit ein Wesen gemeint, das menschliche Züge trägt und ein Botschaft bringt.
Das steckt schon in ihrem Namen:
das griechische Wort „angelos“, oder das hebräische „malek“heißt übersetzt Bote Gottes.

So verheisst der Engel Gabriel Zacharias im Tempel einen Sohn. Er kündigt Maria die Geburt Jesu an. Er spricht zu Josef mehrmals im Traum. Den Hirten erscheint er auf dem Feld und verkündet den Messias. Den Weisen erscheint er im Traum und warnt sie vor Herodes.
Engel stehen nach der Auferstehung Jesu am Grab und schicken die Frauen und Männer zurück nach Galiläa.

Gemeinsam ist allen Begegnungen mit einem Engel, dass die Menschen zunächst erschrecken. Die Botschaft der Engel wird auch fast immer eingeleitet mit den Worten: Fürchte dich nicht. Dieses Erschrecken kann in zweifacher Bedeutung gesehen werden. Zunächst einmal ist es gut verständlich, dass die Menschen vor einem Engel erschrecken. Das würde ihnen und mir genauso gehen. Wer rechnet schon damit, dass plötzlich ein Engel vor einem steht.
Andererseits kann dieses Aufschrecken auch anders verstanden werden: Die Botschaft bringt das Leben des Menschen durcheinander. Sie schreckt auf, bringt das bisherige gewohnte Leben durcheinander und lädt ein „auszusteigen“. Durch den Boten Gottes wendet sich etwas im Leben des Menschen. Es beginnt etwas Neues, oder Heilsames für die betreffenden Menschen.

Engel begleiten in gefährlichen Situationen
Der Erzengel Michael z.B. hindert Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern, er ringt mit Jakob am Jabok und schlägt ihn auf die Seite, er führt Israel durch das Rote Meer und ins gelobte Land.
Der Überlieferung nach, kämpft er nach dem Tode des Mose sogar mit Satan um dessen Seele.
Im Buch Daniel rettet er die drei Jünglinge aus dem Feuerofen
In der Offenbarung erfüllt er seine besondere Aufgabe beim jüngsten Gericht: seine Posaune erweckt die Toten aus den Gräbern, er befreit die Frau mit dem Kind und tötet den Drachen.
In all diesen Erzählungen wird deutlich, wie stark dieser Engel ist. Er kämpft für die Menschen, zu denen er geschickt wird, nicht mit Worten, sondern ganz aktiv. Er setzt sich für sie ein.
Er ist aber auch der Engel, der Hagar, der Magd Sarahs die Quelle mit Wasser zeigt, als sie von Sarah vertrieben wurde. So können sie und ihr Sohn Ismael überleben.

Der Engel Rafael, steht Tobit als Wegbegleiter zur Seite. Mit Hilfe Rafaels kann Tobit seinen Vater von Blindheit heilen und ein junge Frau von ihrer Besessenheit. Er verliebt sich in diese Frau und heiratet sie.

Der Überlieferung nach hat jeder Mensch persönliche Schutzengel, die uns begleiten und auf uns aufpassen – auch in anderen Religionen. Im Islam z.B. sind jedem Menschen zwei Engel zur Seite gestellt, die bei jeder Gebetszeit mehrmals mit einem Blick über die linke und die rechte Schulter gegrüßt werden.

Engel überwinden die Ferne zu Gott
Da wo Menschen Gott nicht mehr verstehen, wo er vielleicht in weite Ferne gerückt ist, da schickt Gott seine Boten. Sie sind untrennbar mit Gott verbunden.
Die Engel bringen den Menschen mit ihrer Botschaft und mit ihrem Beistand immer Gott selbst nahe.
Und – in ihren Botschaften zeigt sich dass Gott groß und mächtig ist.
Er ist mein Held – wie der Name Gabriel bedeutet.
Er will Heil für unser Leben – Rafael bedeutet Gott ist heil
Wer ist wie Gott – bedeutet der Name Michael.
Niemand!
Gott selbst setzt sich für uns Menschen ein.

Zum Schluss möchte ich ihnen ein paar Gedanken von Johann Michael Sailer, kath. Pastoraltheologe und Bischof von Regensburg (1751-1832) mitgeben:

Denkt oft an eure Engel,
damit ihr öfters an Gott denkt!
Denn die Engel haben sich ja nicht selbst gemacht,
sie sind auch Geschöpfe Gottes wie wir.
Sie sind Boten Gottes, Diener Gottes.
Sie sind da, um uns zu Gott zu geleiten.
Denkt an eure Engel
und macht den Gedanken an sie
zur Leiter, um zu eurem Schöpfer aufzusteigen.

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2 Antworten auf In den Engeln kommt uns Gott selbst nahe – Zu den Engelfesten am 29. September und 2. Oktober

  1. Helene Patscheider sagt:

    Ihre Seite hat mir bei der Vorbereitung einer Andacht für den Schutzengelsonntag geholfen. Ich fand wertvolle Impulse.

  2. clara a sancta abraham sagt:

    ein Buchtipp:
    „Engel und Dämonen“ aus der Serie „Frauenbibelarbeit des kath Bibelwerkes. Ab Seite 76 gibt es eine Andacht „Engel, weiblich“, gefällt mir gut!

    clara

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