Brot für´s Leben – 20. Sonntag im Jahreskreis B

Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 6
Als Jesus in der Synagoge von Kafarnaum lehrte, sprach er:
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.
52 Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
53 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55 Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.
56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Autorin:
Dr. Ulrike AltlherrDr. Ulrike Altherr, Pastoralreferentin in der Seelsorgeeinheit Guter Hirte – Kolumban in Wendlingen mit Oberboihingen und Köngen mit Unterensingen, verheiratet, eine Tochter

 
Die Predigt:
Brot für´s Leben

Liebe Leserin, lieber Leser,
Essen und Trinken ist lebens-, überlebenswichtig. Wer einmal so richtig Durst oder Hunger hatte, der oder die hat gespürt, wie erlösend und köstlich ein Schluck Wasser oder ein Stück Brot sein kann.
Brot ist Grundnahrungsmittel für die meisten Menschen auf der Welt.

Und hier knüpft Jesus an. Er gibt den Menschen, was sie zum Leben brauchen. In den Evangelien der vergangenen Sonntage und heute haben wir aus dem Johannesevangelium von der Brotvermehrung gehört und dann in der sogenannten Brotrede, wie der Evangelist Jesus darlegen lässt, dass er nicht nur Brot der Erde für Hungernde schaffen kann, sondern auch Brot des Himmels.
Brot des Himmels war für die frommen Juden das Manna, das Gott nach dem Auszug aus Ägypten hatte vom Himmel fallen lassen, um sein Volk zu ernähren. Dieses Himmelsbrot hat dem Volk Israels damals das Überleben ermöglicht.
Aber Jesus geht noch weiter und überbietet das alte Mannawunder: sein Himmelsbrot ermöglicht nicht nur das körperliche Überleben. Es ermöglicht auch das ewige Leben.

Ewiges Leben ist in der Theologie des Johannesevangeliums nicht irgendwann nach dem Tod, sondern schon jetzt und für immer. Mit dem Glauben an Jesus Christus ist bereits über die Zukunft positiv entschieden.
Jesus gibt nicht nur Lebensbrot wie eine Sache oder wie eine Medizin gegen den Tod, sondern er ist selbst das lebendige Brot.
Er sagt hier von sich: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Er selber ist es ganz und gar. Und er kann es nur sein, weil er in engster Gemeinschaft mit Gott lebt. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.  Wer das lebendige Brot isst, nimmt Gott in sich auf, hat Gemeinschaft mit ihm, wie sie enger und näher nicht sein könnte. Und deshalb kann ihm oder ihr letztlich der Tod nichts mehr anhaben. Wer in dieser Gemeinschaft lebt, hat bereits alles, was er oder sie an Leben wirklich braucht. Er oder sie hat bereits das ewige Leben.
Wir alle können hineingenommen werden in diese enge Gemeinschaft mit Jesus und damit mit Gott.

Müssen wir dazu im Gottesdienst zur Kommunion gehen und dieses Stück heiliges Brot, die geweihte Hostie essen? Unterschiedliche Theologen und Theologinnen haben die Frage im Laufe der Geschichte sehr verschieden beantwortet. Bereits im Johannesevangelium finden wir unterschiedliche Antworten dazu. Der Evangelist meint, allein der Glaube an Jesus Christus sei entscheidend, während unser heutiger Text, der der sogenannten kirchlichen Redaktion des Johannesevangeliums entstammt, darauf besteht, dass das Essen und Trinken des Leibes und Blutes Jesu Christi heilsnotwendig sei.
Im Hintergrund steht sicher die Praxis des „Herrenmahls“, in dem die Gläubigen auch in den johanneischen Gemeinden Brot und Wein aßen und tranken und es als Leib und Blut Jesu Christi verstanden.
Unbestritten bei allen in der Bibel aber ist, dass Jesus der ist, der sich selbst als Speise gibt.
Wir heutigen können uns mit den Juden in diesem Text des Johannesevangeliums fragen: Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?
Wir Christen sind keine Menschen- oder Gottesfresser, aber Jesus gibt sich ganz mit Haut und Haar, mit Leib und Blut. Wir können ihn ganz in uns aufnehmen und sind damit hineingenommen in die engste Gemeinschaft die man sich vorstellen kann. Und nicht nur in die Gemeinschaft mit Jesus sondern auch in die Gemeinschaft mit Gott Was bedeutet das für uns? Wie können wir etwas von dieser engsten Gottesverbindung merken, spüren, konkret erleben?

Theologisch und theoretisch hört sich das möglicherweise schlüssig an. Aber wie ist das in meinem und in Ihrem Leben?
Ist die Eucharistiefeier, ist die Kommunion Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens? Wird sie erlebt als Brot des Lebens, als Brot für´s Leben?
Und was heißt für uns Brot für´s Leben? Was brauchen wir wirklich zum Leben?
Zunächst wirklich irdisches Brot um satt zu werden, aber auch angesehen werden, Sinn im Leben finden, Freunde haben, Freude am Leben… Sie können diese Liste sicherlich noch um einiges ergänzen.
Bekommen Menschen durch die Kommunion, das was sie wirklich zum Leben brauchen? Ich glaube schon, aber können wir es immer spüren?
Ich selber kann es in manchen Zeiten mehr in anderen weniger spüren.
Wenn ich an die Menschen denke, mit denen ich im Bereich „Kommunion“ ganz direkt zu habe, so sind das Menschen, denen ich die Krankenkommunion bringe.
Bei manchen habe ich da ein richtiges Aufatmen gehört nach dem Empfang der Kommunion. Einige haben mir auch gesagt: „ jetzt kann ich wieder ein bisschen gestärkt weiterleben in all meiner Gebrechlichkeit, meinen Schmerzen“. Der Lebensüberdruss, der vorher im Gespräch allgegenwärtig war, trat in den Hintergrund. Diese Menschen erleben die Kommunion als Lebens-Mittel.
Es gab auch schon andere, wo ich mich hinterher gefragt habe, ob sie nicht etwas ganz anderes gebraucht hätten…
Wie sind Ihre Erfahrungen?…

Meine Überzeugung ist, dass wir es nicht selbst in der Hand haben, ob wir selbst oder der Mensch uns gegenüber die Kommunion wirklich als Brot fürs eigene Leben erlebt. Das ist Geschenk, aber wir können uns wirklich darauf einlassen, dass Gott in uns ganz hineingekommen ist, dass wir damit so mit ihm verbunden sind, dass wir werden wie er, also wirklich Gottes Kinder. Und Gottes Kinder leben ewig und brauchen vor dem Tod und dem Leben keine Angst zu haben.
Probieren wir es aus, wenigstens heute. Amen.

Zum Weiterlesen: Das Evangelium nach Johannes Kapitel 1-12, übersetzt und erklärt von Michael Theobald. Regensburger Neues Testament, Regenburg 2009, 475-487.

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