Ausruhen – 16. Sonntag im Jahreskreis B

Am heutigen 22. Juli ist der Festtag der heiligen Maria Magdalena. Wir gedenken dieser mutigen Frau in Verehrung und Dankbarkeit. Sie war eine der engsten Jüngerinnen und Jünger Jesu, die erste Zeugin der Auferstehung und Apostelin der Apostel. Herzlichen Glückwunsch allen Frauen, die ihren Namen tragen.

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 6
30 Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
31 Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.
32 Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
33 Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.
34 Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Autorin:
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Regina Zimmermann, Pastoralreferentin in der Seelsorgeeinheit Gäu und in der Klinikseelsorge in Herrenberg

 
Die Predigt:
Ausruhen

Liebe Leserin, lieber Leser,
die Sommerferien wollen hart verdienst sein – so empfinde ich oft in den letzten drei/vier Wochen bevor die Ferienzeit beginnt. Hier noch ein Abschlussgrillen, da ein Schuljahresrückblickkaffee; Vereine machen Sommerfeste und fragen an, ob zu Beginn nicht ein ökumenischer Gottesdienst sein kann, Vorbereitungstreffen des Pfadfindersommerlagers. Auch mein Mann erzählt von einer Unmenge an Besprechungen, damit die, die im Sommerloch da sind, gut weiter arbeiten können. Die Sommerferien wollen hart verdienst sein.

Vielleicht erinnern sie sich an das Evangelium vom vergangenen Sonntag: Auch da noch keine Ausruhzeit: Jesus sandte die Jünger aus, je zwei zusammen, ausgestattet mit der Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und nichts mit sich zu führen außer einem Wanderstab. Die Jünger sollen zur Umkehr aufrufen, Kranke mit Öl salben und heilen.
Für die Jünger schien es auch noch nicht Ferienzeit zu sein.
Anders heute im Evangelium:
Die Jünger kehren von Ihrem Ausgesandtsein zu Jesus zurück, berichten, was sie getan und gelehrt haben und Jesus sieht offensichtlich ihr Belastetsein, ihre Müdigkeit und ihre Erschöpfung und ahnt: Jetzt braucht es eine Auszeit, Pause, Ferien.

Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir alleine sind, und ruht euch ein wenig aus. Und dann essen wir erst einmal miteinander, hat er wohl noch hinzugefügt, denn nicht einmal dazu hattet ihr Zeit.

Ruht euch ein wenig aus. Wie wohl klingt diese Einladung – auch für unsere Ohren.
Ich denke an Schwestern und Ärzte hier im Krankenhaus. Viele leiden unter dem Zeitdruck und der permanenten Überbelastung.

Ruht euch ein wenig aus. Wie wohl klingt diese Einladung.
Ich denke an Menschen, die gefordert sind in Familie und Beruf. Die es gut machen wollen und dabei die Grenzen der eigenen Belastbarkeit möglicherweise übersehen.

Ruht euch ein wenig aus. Wie wohl klingt diese Einladung.
Ich denke an die Jugendlichen, die in diesen Wochen ihre Schulzeit mit den Abschlussprüfungen hinter sich gebracht haben oder an die Schüler, die dem Zeugnis entgegenzittern: Wird es wohl reichen?

Ruht euch ein wenig aus. Wie wohl klingt diese Einladung.
Ich denke an Menschen, die krank sind, deren Körper Einhalt gebietet. Die spüren, es geht nicht einfach weiter wie es war.

Ruht euch ein wenig aus. Wie wohl klingt diese Einladung.

Aber: Ist diese Einladung zur Ruhe nur Wohlklang? Schwingt für manche und manchen nicht vielleicht auch eine Portion Unruhe mit?

· Was bricht in mir auf, wenn ich zur Ruhe komme?
· Ahne ich, dass sich möglicherweise etwas ändern wird, ändern muss, wenn ich in Ruhe ehrlich zu mir bin?
· Kann ich überhaupt mit mir alleine sein?
· Für ältere Menschen klingt diese Einladung Jesu zur Ruhe vielleicht gar nicht gut, weil sie eh viel zu viel Ruhe und Einsamkeit in ihrem Leben spüren.

Wahrscheinlich stimmt beides. Da gibt es die tiefe Sehnsucht nach Ruhe und Auszeit, nach Erholung und Durchatmen. Aber es gibt auch die Angst vor dieser Zeit des Nachdenkens, die manches Gewohnte und Eingefahrene in Frage stellen und verunsichern kann.

Schauen wir noch einmal ins Evangelium, dann war es damals auch nicht so einfach mit der Auszeit für Jesus und seine Jünger.
Als sie an den einsamen Ort, den er für sich und die Seinen wählte, kamen, waren die Menschen schon längst dort. Man sah sie abfahren, heißt es bei Markus, und viele liefen zu Fuß dorthin und kamen noch vor ihnen an.Nichts war es mit Auszeit und zur Ruhe kommen. Die Menschen brauchen uns ja, suchen unsere Nähe. Also verschieben wir das Ausruhen noch mal und vielleicht ist es ja auch ganz gut so, wer weiß, ob es uns wirklich gut tut dieses Grübeln. Wir werden doch gebraucht.

Mutmaßungen sind diese Gedanken natürlich im Blick auf die Jünger damals, aber mir nicht ganz fremd.

Doch das Evangelium oder besser: Jesus, steigt nicht ein auf dieses Verschieben der Auszeit seiner Jünger. Für sie ist Auszeit angesagt und dennoch bleibt die Sehnsucht der Menschen nicht ungehört. Die Jünger rutschen eben nicht in die Geschäftigkeit zurück. Es wird nur einer tätig. Und das ist Jesus.

Als er ausstieg und die vielen Menschen sah heißt es am Ende hatte er Mitleid mit den Menschen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Jesus bleibt dabei: Ruht ihr euch aus. Ich übernehme, nicht für immer, aber für jetzt.

Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist eine so einfach klingende gute Botschaft, die uns so kurz vor dem Ferienbeginn heute gesagt wird. Einfach klingend und doch oft nicht leicht zu leben.
Ruht euch aus, ich übernehme auf Zeit.

Jesus ermöglicht seinen Jüngern und uns die Auszeit, das zur Ruhe kommen, weil er selbst bleibt, weil er sie und uns in dieser Nachdenkzeit nicht alleine lässt. Und er begann sie vieles zu lehren.

Jesus lädt uns ein zur Ruhe und Einkehr, zum Nachdenken und zum Überdenken. Weil er bleibt, weil er übernimmt – auf Zeit –, können wir es uns leisten unsere Auszeit zu nehmen. Weil er bleibt, können wir das Überdenken unseres Lebens wagen.
Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne eine gute Ferienzeit.

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