Geht unbeschwert und mit Vollmacht – 15. Sonntag im Jahreskreis B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 6
7 Jesus rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben,
8 und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,
9 kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst.
11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.
12 Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf.
13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie

Autorin:
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Christina Bettin, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach-Süd im Bistum Aachen

 
Die Predigt:
Geht unbeschwert und mit Vollmacht

Liebe Leserin, lieber Leser,
es geht im heutigen Evangelium um die uns allen gut bekannte Aussendung der zwölf Jünger… er sandte sie aus, jeweils zwei zusammen… und sie sollten nichts auf den Weg mitnehmen.
Ob es gelingt in solch einer vertrauten Bibelpassage auch noch etwas – vielleicht sogar etwas Neues – für mich selbst zu entdecken? Ich möchte dazu verschiedene Teilaspekte aufgreifen.
Also, zurück auf die Straße, „back to the roots“, hin zu den „essentiels“, ran an den Text:

Jesus schickt seine Jünger und sie lassen sich schicken. Sie nehmen diesen Auftrag ernst. Sie sind fortan auf „Sendung“. Das spricht mich schon mal an! Er sandte sie nicht allein – unter Wölfe –, er sandte jeweils zwei zusammen aus. Sie sind sich Weggefährten und Dialogpartner, denn ich stelle es mir schon als ein kommunikatives Geschehen vor, so auf unbekanntem Terrain unterwegs zu sein, Fragen, Unsicherheiten, Erfolge und Freuden, Begegnungen und Erlebnisse zu teilen. Das ist mir wichtig.

Jesus schickte sie ohne Gepäck los. Nichts soll sie zusätzlich belasten. Das macht mich immer wieder nachdenklich. Was meine ich eigentlich, was ich alles so dringend brauche? Was alles lebensnotwendig ist? Ganz ehrlich, ich habe so allerhand materiellen Ballast, der oft genug überhand nimmt und mich einengt. Mich z.B. in der Ferienzeit, am Urlaubsort auf das Wesentliche zu beschränken, geht dagegen erstaunlich gut: Da brauche ich nur zwei Bücher und kein ganzes Bücherregal voller Lesestoff; da brauche ich nur einen Koffer und keinen ganzen Schrank voll Klamotten; da brauche ich nur eine schlichte Kochgarnitur und keine Einbauküche. So unbeschwert zu sein macht ein Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Sommerlust.
Könnte man diese Blickrichtung von Beschränkung auch auf unsere Pfarrgemeinden anwenden ohne, dass es nach Hohn klingt? In vielen katholischen Bistümern gibt es ja harte Sparauflagen. Dieser Geldknappheit überhaupt etwas Positives abzugewinnen, geht für mich einzig mit der Aussicht auf die Chance, dabei das Wesentliche neu zu entdecken, neu glaubwürdige Zeugen der befreienden Botschaft zu werden. Können wir das den engagierten Frauen und Männern in unseren Pfarrgemeinderäten vermitteln?

Jesus sagt zwar, die Jünger sollen ohne Gepäck und Ballast gehen, doch er lässt sie nicht „ohne alles“ gehen, denn er gibt ihnen dieses wesentliche Rüstzeug mit: Er gibt ihnen „Vollmacht“. Vollmacht, die Botschaft zu verkünden und Vollmacht zu heilen! Jesus sandte seine zwölf Jünger mit Vollmacht ausgestattet. Sie mussten dafür kein 10semestriges Studium absolvieren, die Jünger sind teils ungebildete, ganz einfache Leute, in jedem Falle Nicht – Kleriker, sie sind Laien , genau wie auch Jesus selbst ein Laie war. Es geht also weniger um ein angelerntes Fachwissen, als vielmehr um ein authentisch, überzeugt gelebtes Glaubenszeugnis. Das macht mir Mut, denn Gott setzt oft auf Quereinsteiger! Wenn Jesus uns heute schickt und wir uns senden lassen, lässt er uns nicht im Regen stehen, sondern er gibt uns auch das Rüstzeug zum Auftrag. In der Kirche arbeitend oder auch im „normalen Leben“ mein Christsein zu verwirklichen, beides tue ich im Bewusstsein, passend ausgestattet zu sein. Ich bin beauftragt und spüre von Gott her eine Vollmacht dazu. Wir sind gar nicht nur „stille Teilhaberinnen“, sondern wir sind solche mit Vollmacht! Stellen wir unser Licht also nicht unter den Scheffel, sondern verkünden mutig. Ich vertraue darauf: Gott ist wirklich denen nahe, die sein Wort zu den Menschen bringen (und damit meine ich selbstverständlich nicht das entartete Missionsverständnis früherer Jahrhunderte!).

Unsere Urlaubsreisen, die wir eventuell in dieser Sommerzeit vor uns haben, sind vielleicht so etwas wie „Probeläufe“. Wir fühlen uns dann zwar nicht unbedingt einem besonderen Auftrag verpflichtet, und wollen vielleicht eher unsere Ruhe haben. Nicht wenige machen dann sogar Urlaub von der Pfarrgemeinde und den – ehrenamtlichen – Verpflichtungen. Doch gerade in der Urlaubszeit, jenseits der alltäglichen Pflichten, könnten wir den Blick ein wenig frei bekommen; schauen, wo Gottes Wort spürbar wird. Denn immer mal wieder frage ich mich, was ist eigentlich mein Auftrag? Was ist meine Berufung? Und trotz mancher Zweifel, wie das alles gehen soll, bin ich mir sicher, dass Gott mich ruft. Gott hat einen Plan mit mir! Der Auftrag Jesu ist damals wie heute immer konkret. Da, wo er mich hinstellt oder hinschickt bin ich gefragt durch gelebtes Christsein und authentische Verkündigung.

Anders als die ersten Jünger, trifft uns heute der Auftrag Jesu ja „nach – österlich“. Ich glaube, dass die Osterfreude länger hält als die Sommerlust, dass sie sogar Regenwetter und Krisenzeiten standhält.

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Eine Antwort auf Geht unbeschwert und mit Vollmacht – 15. Sonntag im Jahreskreis B

  1. W sagt:

    Liebe Christina,
    als ich gestern in einer Wortgottesfeier fünf ältere Frauen mit körperlichen Gebrechen diese Evangelium vorlas und ich sie bat, ihre Gedanken zu äußern, war ich erstaunt, dass sie sich kaum mit den Vorgaben Jesu beschäftigten sondern sich nur darüber wunderten, dass die Apostel so einfach um Gastfreundschaft bitten sollten. Da diese Frauen über nichts Überflüssiges verfügen, staunten sie nicht darüber, dass die Apostel nichts mitnehmen sollten, sondern blieben an Jesu Voraussetzung hängen, dass es möglich war, wildfremden Menschen Gastfreundschaft zu bieten. „Ja früher war das möglich, aber heute doch nicht!“ Es fiel ihnen Beispiele aus der Kindheit ein und so trauerten sie um eine Welt, bei der so ein Evangelium noch Sinn hatte. Darauf war ich nicht vorbereitet.

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