Mit Gottes Segen – Neujahr 2023 / Hochfest der Gottesmutter Maria

Erste Lesung aus dem Buch Numeri, Kapitel 6
22 Der Herr sprach zu Mose:
23 Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
24 Der Herr segne dich und behüte dich.
25 Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
26 Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.
27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.

Autorin:
Elisabeth Schmitter Elisabeth Schmitter, Pastoralreferentin a.D. in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, spricht in Verkündigungssendungen des SWR

 
Die Predigt:
Mit Gottes Segen

Liebe Brüder und Schwestern,(in der Anrede halte ich mich gern an die Höflichkeitsregel und beginne mit den ‚Brüdern‘ – in der Hoffnung, dass die es auch so machen)
die Tage um Weihnachten und dann um Silvester und Neujahr sind die Zeit der Glückwünsche. Zu keiner Zeit im Jahr werden so viele gute Wünsche ausgesprochen und ausgetauscht wie in diesen wenigen Tagen. Was haben Sie, was haben wir einander gewünscht in diesen Tagen? Auf digitalem Weg, auf Postkarten wie früher allgemein üblich, mit einem Handschlag oder einer Umarmung? Was wünschen wir uns gegenseitig, für die Weihnachtstage und wenn wir in ein neues Jahr gehen? Was kann, was muss man sich wünschen in einer Zeit, in der so Vieles brüchig wird und auch schon zerbrochen ist?

Gute Wünsche sind es, die uns begleiten, „alles Gute“ wünschen wir einander. Oft bleibt es so allgemein, denn Gutes brauchen wir ja immer, zu allen Zeiten, in jeder Weltlage, und auch in jeder persönlichen Situation. Manches betrifft uns alle gemeinsam, der Frieden, den wir so sehr herbeiwünschen, oder soziale und wirtschaftliche Sicherheit. Anderes ist persönlicher, Gesundheit, Partnerschaft und Familie, die berufliche Situation. Das alles haben wir im Sinn, wenn wir uns selbst und einander Gutes wüschen. Und wenn wir auch noch sagen wollen, woher dieses Gute denn kommen soll, dann wünschen wir einander einfach „Gottes Segen“. In diesem schlichten Wunsch liegt alles, das Gute, das uns begleiten soll, und die Bitte an Gott, es zu schenken.

Segen, Gottes Segen. Ein Wort, das für die meisten Menschen einen guten Klang hat. Dabei spielt es oft gar keine Rolle, ob jemand mehr oder weniger gläubig ist, mehr oder weniger mit einer Kirche verbunden. Segen ist Stärkung und Beistand. Segen ist die gute Kraft, die unsere Bemühungen gelingen lässt. Segen ist das, was uns zu Hilfe kommt, die Kraft, die uns Leben lässt. Segen wollen Paare, die wissen, dass menschliche Liebe immer begrenzt ist und abhandenkommen kann. Segen erbitten Eltern, weil sie wissen, dass ihre Kraft nicht ausreicht, um ihre Kinder immer zu schützen und zu bewahren. Segen suchen Kranke, um gesund zu werden oder mit der Krankheit leben zu können.

Wir brauchen mehr, als wir haben, und mehr, als wir einander geben können. Das haben die Menschen zu allen Zeiten gewusst. Und deshalb gibt es die Bitte um Segen in allen Religionen, sie gehört zu den ältesten Gebeten der Menschheit. Auch im Volksmund wurde die Erfahrung, dass wir diese Kraft von außen, von oben brauchen, von Generation zu Generation weitergegeben: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“

Eines der ganz alten Segensgebete haben wir in der Schriftlesung gehört. Es sind vertraute Worte. In vielen Gottesdiensten wird uns am Ende der Segen in dieser Form zugesagt. Gott möge uns anschauen, so heißt die Bitte. Sein Gesicht zeigen, sich uns zuwenden. Unter seinem liebenden Blick wussten Menschen sich immer schon geborgen. Geborgen, angenommen, behütet, bewahrt – und nicht zuletzt: ermutigt. Ermutigt, ihren Weg zu gehen, tapfer, in der Hoffnung, vielleicht sogar in der Gewissheit: Für mich ist gesorgt.

So wollen auch wir in dieses Jahr 2023 gehen, sicher nicht in freudiger Erwartung, aber mit dem Mut, der aus dem Segen kommt. So wollen wir auch dieses Jahr annehmen, ja, auch bang vor all dem Ungewissen, aber auch mit Hoffnung. Denn auch in diesem Jahr werden wir Segen erfahren. Auch in diesem Jahr wird Gott uns sein Angesicht zuwenden, uns tragen, trösten und leiten.

Nicht von ungefähr schaut die Kirche am Neujahrstag auch auf Maria. Sie ist ‚die Gesegnete‘, so hat sie der Engel angesprochen. Und ihr Beispiel zeigt für alle Zeiten, was Gott wirken kann, wenn Menschen sich von ihm führen und von ihm segnen lassen.

Stellen wir diesen ersten Tag des Jahres 2023 unter die Augen Gottes. Lassen wir uns, wie Maria, seinen Segen zusagen. Und lassen wir uns, wie Maria, selbst zum Segen machen, füreinander, und für unsere Welt – unsere zerrissene Welt, die nach Segen und Frieden und Versöhnung schreit! Amen.

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