Von guten Mächten behütet – Zum Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael am 29.September und der Heiligen Schutzengel am 02. Oktober

Lesung vom Gedenktag der Heiligen Schutzengel aus dem Buch Exodus, Kapitel 23
Der Herr sprach zu Mose: Das sind die Worte, die du dem Volk vorlegen sollst.
20 Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe.
21 Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.
22 Wenn du auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, dann werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrängen.
23 Wenn mein Engel dir vorausgeht und dich in das Land der Amoriter, Hetiter, Perisiter, Kanaaniter, Hiwiter und Jebusiter führt und wenn ich sie verschwinden lasse,
24 dann sollst du dich vor ihren Göttern nicht niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.

Autorin:
Sr.Kathrin 05 AusschnittSr. Kathrin M. Prenzel, Franziskanerinnenkloster Sießen, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge und im Religionsunterricht

 
Die Predigt:
Von guten Mächten behütet

Liebe Leserin, lieber Leser,
immer, wenn wir in der katholischen Kirche Ende September, Anfang Oktober der Engel gedenken, bin ich von Neuem fasziniert von ihnen. Damit scheine ich nicht allein zu sein, denn Engel stehen seit Jahren hoch im Kurs. In Scharen finden wir sie in Buch- und Dekoläden, auf Servietten und Geschenkpapier. Sie lieben besonders cremigen Frischkäse, verzaubern uns in Liedern und Filmen, helfen uns als „gelbe Engel“ bei einer Panne oder sind in allen Größen und Posen aus Gips zu kaufen oder in Kirchen zu finden. Was ist ihr Erfolgsrezept, dass sie trotz – oder gerade – in unserer technisch dominierten Welt so beliebt sind? Was haben sie, dass selbst Menschen, die der Kirche oder dem Glauben an sich fern stehen, ganz selbstverständlich an sie glauben?

Ein Blick in die Bibel kann uns bei der Suche nach einer Antwort helfen, denn in ihr werden Engel immer wieder erwähnt:
da gibt es zunächst die Heerscharen, die Tag und Nacht vor Gottes Thron stehen und ihn loben und preisen. Eine Einladung an uns Menschen, Gott ebenfalls zu loben und damit für all das zu danken, was wir täglich an Gutem vom Leben oder anderen Menschen – und damit letztlich von Gott – empfangen und oft viel zu selbstverständlich nehmen. Da gibt es aber auch ganz konkrete Engel, die sogar namentlich genannt werden und deren Geschichten ich immer wieder gerne lese.

Zum Beispiel die des Erzengels Michael, dessen Name „Wer ist wie Gott“ bedeutet. Er ist der Engel, der die Heerscharen anführt und gegen alles kämpft, was Gott seinen Rang streitig machen will, d.h. er kämpft gegen alles, was nicht zum Leben führt. So hindert er z.B. Abraham daran, seinen Sohn zu opfern oder ringt mit Jakob am Jabbok, bis dieser sich seiner Vergangenheit bzw. seinem Schatten gestellt hat. Michael führt Menschen aber auch konkret ins Leben. So führt er z.B. das Volk Israel durch das Rote Meer ins gelobte Land, rettet im Buch Daniel die Jünglinge aus dem Feuerofen und zeigt Sarahs Magd Hagar eine Quelle, durch die sie und ihr Sohn Ismael überleben können. Ja, Michael erweckt sogar mit seiner Posaune beim jüngsten Gericht die Toten aus den Gräbern.

Oder die Geschichten des Erzengels Gabriel, dessen Name „Gott ist mein Held“ bedeutet. Er wird oft sehr weiblich dargestellt und ist immer dort zu finden, wo Menschen eine Botschaft von Gott überbracht wird: So verheißt er z.B. Zacharias noch im hohen Alter einen Sohn, Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus, den Hirten den Messias, den Weisen die Warnung vor Herodes und den Frauen am Grab die Auferstehung Jesu.

Und natürlich die Geschichte des Erzengels Rafael, dessen Name „Gott ist heil bzw. Gott bringt Heilung“ bedeutet. Er ist der treue Wegbegleiter von Tobit und mit Hilfe von Rafael kann Tobit seinen Vater von Blindheit und eine junge Frau von Besessenheit heilen. Rafael ist somit der zärtlichste Engel, da er äußere und innere Not und Krankheit von den Menschen nimmt und so Heilung bringt.

Dann gibt es noch die Schutzengel, die jeden Menschen ganz persönlich begleiten. Sie sorgen dafür, dass uns Menschen nichts zustößt, wie es im Psalm 91 heißt: Dir begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt. Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass uns im Leben durch den Beistand des Schutzengels nie etwas Böses widerfahren wird. Es meint vielmehr, dass wir nicht allein sind, wenn wir in eine Gefahr geraten, mag sie kraftvoll sein wie ein Löwe, tückisch wie eine Schlange oder unheimlich wie ein Drache.

Am schönsten hat dies Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt, wenn er schreibt: von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar… In diesen Zeilen liegt das Erfolgsrezept der Engel und damit ihr Siegeszug durch alle Jahrhunderte hinweg begründet: Sie stehen für ein positives Gottesbild, für eine transzendente Macht, die für uns und unser Leben kämpft; die uns mit dem Höheren verbindet und uns Heilung bringt. Und das alles ganz konkret und nicht theologisch oder moralisch abstrakt. Wie gut also, dass Engel auch heute noch hoch im Kurs sind.

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