Das ist mein Leib – das ist mein Blut, das Blut des Bundes / Fronleichnam B

Aus dem Evangelium nach Markus, Kapitel 14
12 Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jünger – und Jüngerinnen – zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
13 Da schickte er zwei seiner Jünger – und Jüngerinnen – voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm,
14 bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern – und Jüngerinnen – das Paschalamm essen kann?
15 Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!
16 Die Jünger – und Jüngerinnen – machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.
17 Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
22 Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.
23 Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus.
24 Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
25 Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.
26 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

Autorin:
Elisabeth Redelstein
Elisabeth Redelstein,
Pastoralreferentin in Heidenheim,
Familienpastoral im Dekanat

 
Die Predigt:
Das ist mein Leib – das ist mein Blut, das Blut des Bundes

Lieber Leserin, lieber Leser,
Fronleichnam ist ein römisch – katholischer Feiertag, der in einigen deutschen Bundesländern gesetzlich als Feiertag festgeschrieben ist. Das Fronleichnamsfest findet genau zehn Tage nach Pfingsten statt und fällt somit immer auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten.
Auf den spirituellen Inhalt des Festes deutet die Etymologie hin. Das althochdeutsche Wort „fron“ steht für „Herr“, die Bezeichnung „liknam“ bedeutet übersetzt so viel wie „Leib“. Damit weist bereits der Name auf die zentralen Elemente der Eucharistiefeier hin.
Um 1200 zeigte man erstmalig in einer Eucharistiefeier „verwandeltes Brot“. Im Lauf seiner wechselvollen Geschichte wurde das Fest von Martin Luther heftig kritisiert und geriet zwischenzeitlich zur antireformatorischen Machtdemonstration.

Fronleichnam erhält durch die Prozession, bei der die Gläubigen singend und betend hinter der Monstranz mit der Hostie gehen, und durch mit Blumen geschmückte Stationen ein besonderes Gepräge. Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des wandernden Gottesvolks aus, wie es das II. Vatikanische Konzil formuliert hat, dessen Mitte Christus ist, das Brot des Lebens.

Während einer sehr offenen Fortbildung mit katholischen und evangelischen Erzieherinnen in Kindergärten haben wir gemeinsam einen neuen wertschätzenden Zugang zu diesem Fest gesucht. Gerne erzähle ich davon:

Kirche macht sich auf den Weg
Die geweihte Hostie, die sonst im Tabernakel sorgsam verwahrt wird, zeigen die Christen nun offen. Sie bleiben nicht fest hinter Mauern in den Bänken sitzen und warten, sondern machen sich auf den Weg. Sie verlassen den Kirchenraum und gehen zu den Menschen. Offen für ihre Sorgen und Nöte, die Freude und das, was Junge und Alte, Frauen und Männer, Fremde und Einheimische bewegt.

Christen „demonstrieren“ mit gefalteten Händen
Sie „zeigen“ nicht geballte Fäuste und brüllen Parolen, sondern tragen Festtagskleidung und Kerzen in den Händen. Sie zeigen, wem sie den Weg bereiten, wen sie verehren und wie das gehen kann: radikal gewaltlos, wertschätzend und einladend.

Bewahrung der Schöpfung
Blumenteppiche und mit Blumen geschmückte Fenster sind Hinweise auf die Vielfalt und Schönheit von Gottes Schöpfung. Sie zu bewahren ist Kernauftrag des christlichen Glaubens. Das gemeinsame Gehen durch die Straßen ist ein deutliches Zeichen für die gemeinsame Verantwortung unserer Schöpfung zu bewahren.

Katholiken tragen ihr „Allerheiligstes“ hinaus in die Welt
Im reich und wertvoll verzierten Schaugefäß, der Monstranz, tragen sie das Wertvollste in die Straßen und Plätze ihrer Städte und Dörfer. Sie tragen das heilige Brot zu den Orten des Lebens, vor Fabriken, auf Marktplätze, auf die Fluren, zu Wegkreuzen, vor Schulen und Stadien. Du bist da wo Menschen leben, du bist da wo Menschen lieben, du bist da wo Menschen hoffen, so singen wir in einem neuen geistlichen Lied von Detlev Jöcker. Wir bekennen und erhoffen die Gegenwart Gottes in unserem Leben, an den Schauplätzen unseres Lebens. Gott, der Ich – bin – da des ersten Bundes ist bis heute präsent. Ein mutiges Zeugnis in einer zunehmend säkularer werdenden Gesellschaft.

So erlebten wir bei unserer Suche nach der Bedeutung diese Festes für Christen heute, dass Fronleichnam aufmerksam machen kann für das, was in unserer Welt geschieht und die Menschen bewegt, und dass Christen von heute sich von den Fragen und Nöten der Menschen heute betreffen lassen. Die Zielrichtung von Fronleichnam ist nicht gegen etwas oder jemand, sondern für eine solidarische und lebensbejahende Welt, in der Gott gegenwärtig ist, und die von Gott gewollt und von ihm bejaht ist.

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Eine Antwort auf Das ist mein Leib – das ist mein Blut, das Blut des Bundes / Fronleichnam B

  1. (NHC II,2,56) Jesus sagte: Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden. Und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

    Wer das ganze Ausmaß der systemischen Ungerechtigkeit erkannt hat, in der wir (noch) existieren, kann mit „dieser Welt“ nichts mehr anfangen und muss sprichwörtlich „über den Rand der Welt fallen“. Darum fürchten sich die Allermeisten bis heute vor der Auferstehung, auch wenn das Wissen längst zur Verfügung steht und es seit dem Beginn der so genannten „Finanzkrise“ (korrekt: beginnende globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes, klassisch: Armageddon) auch keine andere Möglichkeit mehr gibt, als die absolute Gerechtigkeit und damit allgemeinen Wohlstand auf höchstem technologischem Niveau, eine saubere Umwelt und den Weltfrieden zu verwirklichen. Die einzige „Alternative“ wäre der Rückfall in die Steinzeit, denn je höher man auf der Stufenleiter der Arbeitsteilung nach oben kommt ohne eine stabile Makroökonomie, desto tiefer ist der Fall.

    http://www.juengstes-gericht.net

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